
«Standen sehr unter Druck»: Umfragen zeigen wenig Vertrauen in alte KSBL-Leitung
Valerie Zeiser
Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz hat Telebasel Einsicht in Umfragen des Kantonsspitals Baselland erhalten. Diese zeigen, wie Mitarbeitende tatsächlich zur Ex-Führung des Spitals standen. Wie sieht es heute aus?
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kantonsspital Baselland hat in den Jahren 2021, 2023 und 2025 Mitarbeiter-Befragungen durchgeführt
- Besonders zeigt sich darin, dass das Vertrauen in die ehemalige Führung des Spitals gefehlt hat
- Es äussern sich Betroffene sowie das Spital und sie vergleichen die Situation früher und heute
Recherche: Florian Scheller
2021, am Höhepunkt der Corona-Zeit, war die Stimmung im Kantonsspital Baselland (KSBL) auf einem Tiefpunkt. Zumindest, wenn es nach der KSBL-Mitarbeiterin Steffi A.* geht. Aus Angst vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen möchte sie anonym bleiben.
«Wir standen sehr unter Druck. Und unsere Führung hat kein bisschen geholfen. Im Gegenteil, sie haben den Druck noch erhöht», sagt sie. Man könne ja gehen, wenn es einem nicht passt, wurde gesagt. «Gerade bei Hygieneschutzmassnahmen. Da hiess es: Abreiben, Alkohol und am nächsten Tag wieder anziehen. Wenn dir das nicht passt: Da ist die Tür.»
«Wir müssen uns alles erkämpfen»
Auch Leon A.*, ebenfalls Mitarbeiter des KSBL, erinnert sich an die schwierigen Zeiten. Viele Aktionen hätten dazu geführt, dass die Mitarbeitenden gesagt hätten, die Leitung sei gegen sie. «Viele dachten, die Leitung wolle nicht für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Wir müssen uns alles erkämpfen.» Es habe auch Versuche gegeben, den Mutterschutz oder Pausenregelungen auszuhebeln. «Es wurden uns immer Steine in den Weg gelegt, auch bei Sachen, die ganz klar gesetzlich geregelt sind.»
Die Zustände im KSBL seien miserabel gewesen, bestätigt auch Joel Lier von der Gewerkschaft VPOD. «Wir haben dort einen Vertrauensverlust gespürt, schon fast ein Klima der Angst.» Das habe dann dazu geführt, dass die Menschen sich nicht mehr getraut hätten, Missstände zu benennen. Trotz der Unruhe.
Geschäftsleitung kam nicht gut weg
Genau diese Missstände wollte Telebasel aufdecken. Schon vor rund zwei Jahren verlangte Telebasel deshalb Einblick in die Mitarbeiter-Befragungen des Spitals. Obwohl das KSBL gemäss Öffentlichkeitsgesetz dazu verpflichtet wäre, die Daten herauszugeben, hat sich die damalige Führung geweigert. Jetzt hat das Baselbieter Kantonsgericht entschieden: Das KSBL muss die Umfragen freigeben. Und diese zeigen schwarz auf weiss: Die damalige Geschäftsführung kam bei den Mitarbeitenden nicht gut weg.

Der Wert zeigt: 2021 haben 1800 Mitarbeitende, welche die Umfrage ausgefüllt haben, wenig Vertrauen in die Geschäftsleitung. Zwei Jahre später sinkt der Wert auf einen Tiefpunkt. Auch mit der Strategie des Spitals und dem Lohn sind die Mitarbeitenden unzufrieden. Aber: Nicht alles ist schlecht. Mit den direkten Vorgesetzten, dem Arbeitsklima untereinander oder der Arbeit selbst sind die Mitarbeitenden durchaus zufrieden.
«Ziel ist auch, einer der besten Arbeitgeber zu sein»
Diese Auswertung hat auch Barbara Staehelin gesehen, als sie im Mai 2024 das Verwaltungsratspräsidium des KSBL übernommen hat. Sie habe handeln müssen, sagt sie heute. «Wir haben medizinisch und pflegerisch ein sehr gutes Spital.» Patient:innen seien gut aufgehoben und die Qualität sei gut. «Im Gegensatz hatten wir aber bei den administrativen Abläufen, aber auch beim Planerischen und in der Führungsfähigkeit, Schwächen, die wir angehen mussten.»
Die Folge davon: Der damalige CEO Norbert Schnitzler musste im September 2024 seinen Posten räumen. Nebst ihm gingen in der Geschäftsleitung auch die Finanzchefin und der IT-Chef. «Wenn man nicht zufrieden ist, wie man aufgestellt ist, macht man niemandem einen Gefallen, wenn man das noch länger laufen lässt», sagt Verwaltungsratspräsidentin Staehelin. Sie habe die berühmten 100 Tage abgewartet, aber nach 200 Tagen habe man entschieden, dass neu aufgestellt werden solle. «Unser Ziel ist nicht nur, einer der grössten Arbeitgeber der Region zu sein, sondern auch einer der Besten. Dort haben wir aber noch zu tun», sagt sie.

Das zeigt auch die neue Befragung aus dem April dieses Jahres. 2300 Mitarbeitende haben mitgemacht. Das Vertrauen in die Geschäftsleitung ist zwar gestiegen, bleibt aber im roten Bereich. Auch wegen der strengeren Erhebungsmethoden. Während die Mitarbeitenden noch immer einen grossen Sinn sehen in ihrer Arbeit und die Atmosphäre im Team schätzen, drücken andere Punkte wie etwa die Anerkennung guter Leistungen, der Lohn oder der Stress bei der Arbeit weiterhin auf die Stimmung.
«Es wurde viel besser»
Zum Beispiel auch auf jene von Leon A. Er kritisiert die Zustände am Standort Bruderholz. Die Infrastruktur dort sei auch heute noch unwürdig. «Wir haben 80 Prozent geriatrische Patienten. Die weinen, schreien und sind verwirrt. Und wir werden ihnen nicht gerecht, das ist schlimm.» Er habe diesen Beruf gemacht, weil er Menschen möge. Weil er sich gerne um sie kümmere. Es fühle sich «schrecklich» an so. «Ich werde den Patienten nicht gerecht.»
Es gibt aber auch andere Meinungen. Steffi A. zum Beispiel spürt schon eine deutliche Verbesserung unter der neuen Führung, gerade was die Arbeitsplanung betreffe. «Es wurde viel besser mit der Work-Life-Balance.»
Der neue CEO des Kantonsspitals Baselland, Lukas Rist, war am Dienstag in der Telebasel-Sendung «Punkt6 Thema» zu Gast und äusserte sich unter anderem ebenfalls zur Kritik der Mitarbeitenden:
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