Stein für Stein: Die Ruine Neu Schauenburg wird vor dem Zerfall gerettet
Shahed Staub
Seit Monaten wird die historische Ruine Neu Schauenburg saniert. Lockere Mauersteine gefährdeten Menschen sowie den Erhalt des baukulturellen Erbes. Nach den Bauarbeiten soll die Ruine besuchbar sein.
«Die Alte Neue» – so wird die Ruine Neu Schauenburg im Baselbiet gerne genannt. Westlich von Frenkendorf, südlich von Muttenz, liegt sie eingebettet in Grün auf einem massiven Felskopf. Vermutlich im 12. Jahrhundert von den Herren von Schauenburg erbaut, diente die Burg vielen Adelsfamilien als Wohnsitz. Erdbeben und Witterung haben jedoch ihre Spuren an der Ruine hinterlassen. Deshalb prägen seit dem Frühjahr 2025 vor allem massive Baugerüste und ein Kran das Bild der einstigen Burg.
Wasser und Wurzeln wurden zum Verhängnis
«Die Sanierung der Burgruine ist mehr als notwendig», sagt Christoph Reding, Kantonsarchäologe des Kanton Baselland, der die Sanierung fachlich unterstützt. «Besonders im oberen Bereich der Mauerkrone ist Wasser eingedrungen, und unerwünschte Pflanzen haben sich angesiedelt. Ihre starken Wurzeln drangen tief in die Mauern ein und zerstörten den Mauerkern.»
Das Ergebnis: Steine sind heruntergefallen, die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet und der Erhalt des baukulturellen Erbes war in Gefahr.
Zur Geschichte der Ruine Neu Schauenburg
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Neu Schauenburg im 12. Jahrhundert von den Herren von Schauenburg errichtet wurde. Ihr Name passt zur Lage, denn von hier reicht der Blick weit über das Land – von Basel bis nach Bretzwil. Beim Basler Erdbeben von 1356 wurde die Anlage schwer beschädigt, jedoch anschliessend wieder aufgebaut. Nach dem Aussterben der Schauenburger im 14. Jahrhundert wechselte die Burg mehrfach den Besitzer und gelangte in die Hände verschiedener Basler Bürgerfamilien. Um 1500 wurde sie schliesslich aufgegeben. Um 1800 errichtete die Familie Merian vermutlich einen Pavillon auf dem höchsten Punkt der Ruine. Heute befindet sich die Neu Schauenburg in Privatbesitz von Familie von Tscharner.
Um das baukulturelle Erbe der Ruine Neu Schauenburg zu schützen, wird seit März dieses Jahres vor allem der obere Teil der Mauer – die rund 80 Meter lange und 13 Meter hohe Ringmauer – saniert. Stück für Stück werden die instabilen Bereiche der Mauer abgetragen und durch frostsicheren Laufentaler Kalkstein ersetzt. Soweit es das abgetragene «alte» Steinmaterial zulässt, versuchen die Archäologen, es wieder in die «neue» Mauerschale oder in den Kern einzubauen.
«Das Ziel wäre es natürlich, den Übergang von der ursprünglichen Mauerschale zur sanierten nicht erkennbar zu machen. Aber selbst wenn man was sieht – dann gehört das halt dazu», so der Archäologe. Trotzdem wolle man versuchen so viel Struktur zu erhalten wie möglich. Deshalb wird beispielsweise die Mauerkrone nicht einfach flach gezogen, sondern soll sich nach dem Umbau im selben Flattermuster wie zuvor präsentieren. «Zwar wäre ersteres einfacher gewesen, aber optisch es halt dann einfach keine Ruine mehr.»
Ruine künftig erstmals zugänglich
Die Sanierung der Ruine Neu Schauenburg brachte einige Herausforderungen mit sich. Zum einen gibt es in der Region nur wenig geschultes Baupersonal, das auf Ruinensanierung spezialisiert ist, zum anderen war es eine logistische Bewährungsprobe, all das nötige Material auf den Hügel zu transportieren. Da wäre beispielsweise der Kran, erinnert sich Archäologe Reding: «Zuerst mussten wir die ganze Zufahrtsstrasse im oberen Bereich verbreitern, um einen Pneukran hinaufzubringen. Den Pneukran brauchten wir dann, um den Baukran in die Ruine zu stellen.» Am Schluss war es an gewissen Stellen eine Frage von Zentimetern.
Insgesamt kosten die Sanierungsarbeiten an der Ruine Neu Schauenburg etwas über 3 Millionen Franken. Der Swisslos-Fonds Basel-Landschaft trägt dabei die Hälfte der Kosten, die andere Hälfte teilen sich der Bund und die Eigentümerfamilie von Tscharner. Bis der letzte Stein verlegt und die Ruine wieder sicher versiegelt ist, dürfte es Oktober werden. Ab dann soll es erstmals auch öffentliche Führungen durch die Anlage geben.
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Hoschi
Danke für die Korrektur, es ist Frenkendorf und nicht Füllinsdorf 😉
Hoschi
Danke für die Korrektur, es ist Frenkendorf und nicht Füllinsdorf 😉