Streit zwischen Kollegen eskaliert wegen Koks im Wert von 40 Franken
©Symbolbild: Keystone
Gerichtsfall
Basel-Stadt

Streit zwischen Kollegen eskaliert wegen Koks im Wert von 40 Franken

08.04.2024 18:18 - update 09.04.2024 08:30
David Frische

David Frische

Die Geschichte beginnt mit einer Linie Koks in einer Kleinbasler Wohnung. Geendet haben soll sie in einer Messerstecherei und mit einem ausgeraubten Auto. Beschuldigt wird ein 42-Jähriger, der sich nun vor dem Basler Strafgericht verantworten muss.

Die Liste der Anklagepunkte ist lang. Ein 42-jähriger Mann soll im Juli 2023 im Kleinbasel einem Bekannten gedroht und ihn genötigt haben, ehe er mutmasslich versuchte, ihn mit einem Messer zu töten. Und das alles wegen 40 Franken für ein halbes Gramm Kokain. So lautet zumindest die Anklage der Staatsanwaltschaft. Aber der Reihe nach.

Am Morgen des 6. Juli 2023 in einem Haus im Matthäus-Quartier: Der beschuldigte Mann (42) trifft im Treppenhaus auf seinen Bekannten und lädt diesen in seine Wohnung im ersten Stock ein. Dort gab der Angeklagte dem späteren Opfer rund ein halbes Gramm Kokain, das dieses sofort konsumierte. Laut der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft gerieten die beiden dann im Verlauf des Vormittags in einen Streit. Der Grund: Der Beschuldigte wollte von seinem Kollegen 40 Franken für das Kokain. Der Bekannte wollte aber nicht bezahlen und die beiden Männer beschimpften sich gegenseitig. Der Angeklagte soll dem Bekannten gedroht haben, ihn umzubringen, wenn er das Geld nicht herausrücke, so die Staatsanwaltschaft.

Schlägerei im Treppenhaus …

Bei verbalen Attacken blieb es nicht. Der 42-jährige Mann ging schliesslich auf seinen Wohnungsbesucher los, die beiden prügelten sich. Der Beschuldigte zückte ein Schweizer Sackmesser, worauf der andere Mann aus Angst aus der Wohnung ins Treppenhaus flüchtete. Dort schlugen sich die beiden Streithähne weiter gegenseitig, bis der Hauswart und der Zimmernachbar des Beschuldigten dazwischen gingen und die beiden trennten. Dabei fiel dem Angeklagten das Sackmesser zu Boden. Er hob es auf und versuchte laut Anklage, auf den Bekannten einzustechen, was sein Zimmernachbar verhindern konnte. Dieser wurde aber an der Hand verletzt.

Danach soll sich die Situation einen Moment beruhigt haben. Der Bekannte ging laut Staatsanwaltschaft in eine obere Etage des Hauses, wo er sich hinter einer Tür versteckte. Begleitet wurde er von einem Mann, über den nichts weiter bekannt ist. Der Beschuldigte zog sich in seine Wohnung zurück. Die Ruhe war nicht von langer Dauer.

… und schliesslich mehrere Messerstiche

Schon kurz darauf ging der Angeklagte mehrmals aufgebracht zwischen seiner Wohnung und dem Treppenhaus hin und her, der Hauswart und ein weiterer Mann konnten ihn nicht beruhigen. Er soll dem Bekannten gedroht und mit einem Küchenmesser rumgefuchtelt haben, schreibt die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage.

Das Opfer versuchte schliesslich zu fliehen, rannte das Treppenhaus hinunter zur Eingangstür, wobei ihm das Handy herunterfiel. Ein verheerender Moment. Der 42-jährige mutmassliche Täter soll dann sein Sackmesser gezückt und viermal auf sein Opfer eingestochen haben – auch, als dieses schon am Boden lag. Er verletzte den Bekannten dabei am Oberkörper, am Hals und an der Hand schwer. Der Abwart konnte den Beschuldigten dann schliesslich wegziehen und dessen Arm fixieren, sodass das Opfer fliehen konnte.

Schwer verletztes Opfer auf offener Strasse verfolgt

Was folgt, ist fast nicht zu glauben. Der gewalttätige Angeklagte wollte zur Mittagszeit sein Opfer verfolgen, doch der Abwart hinderte ihn zunächst daran, drückte die Eingangstür zu. Als der Zimmernachbar und ein anderer Unbekannter dazu kamen, riss sich der mutmassliche Täter los, stürmte aus dem Haus und holte den schwer verletzten Bekannten ein. In der Feldbergstrasse habe er in Richtung des Opfers geschrien, dass er ihn umbringen werde, schreibt die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage.

Doch dann habe der Beschuldigte die Verfolgung «aus unbekannten Gründen» abgebrochen und sei mit dem Unbekannten, der zuvor schon im Haus anwesend gewesen sei, zurück in Richtung seines Wohnhauses gegangen, heisst es in der Anklage weiter. Das verletzte Opfer wiederum sei schliesslich bei der Hammerstrasse verletzt zusammengebrochen.

Auto ausgeräumt und dann festgenommen

Wer denkt, die Geschichte sei damit zu Ende, irrt sich. Zurück in seiner Wohnung angekommen, nahm der Angeklagte seinen Rucksack und ging wieder nach draussen. Am selben Nachmittag soll er laut Staatsanwaltschaft dann den parkierten Fiat einer Frau in der Schützenmattstrasse ausgeräumt haben. Er wird beschuldigt, eine Handtasche, eine Sonnenbrille, zwei Laptops inklusive Zubehör, eine Fernbedienung und einen Schlüsselbund gestohlen zu haben. Wert: rund 3’800 Franken.

Der Mann konnte noch am gleichen Tag festgenommen werden.

Stawa fordert Haftstrafe

Die Stawa beschuldigt den Angeklagten nun unter anderem der mehrfachen versuchten vorsätzlichen Tötung, der Drohung und versuchten Nötigung und des Diebstahls. Zudem soll der Mann während mehrerer Jahre gelegentlich gekokst und regelmässig Haschisch konsumiert haben. Der Bekannte des Angeklagten, der durch dessen Messerstiche schwer verletzt worden sein soll, stellte gegen ihn Strafantrag.

Der Mann muss sich ab Dienstag vor dem Basler Strafgericht verantworten. Baseljetzt wird vor Ort sein und über den Prozess berichten.

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