Terrorexperte befürchtet neue islamistische Anschlagswelle in Europa
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Terrorexperte befürchtet neue islamistische Anschlagswelle in Europa

06.09.2024 11:27 - update 06.09.2024 13:38

Baseljetzt

Nach dem mutmasslichen Terroranschlag eines Österreichers auf das israelische Generalkonsulat in München befürchtet der deutsche Terrorismusforscher Peter Neumann eine neue islamistische Anschlagswelle in Europa.

Im Interview mit dem Deutschlandfunk sprach er von einer «dramatisch erhöhten Anzahl von solchen Aktionen».

«Wir hatten in den letzten zehn Monaten 21 versuchte Anschläge in Westeuropa und sieben durchgeführte Anschläge», sagte er. Das sei eine Erhöhung um das Vierfache im Vergleich zu 2022. «Die Einschläge werden häufiger, sie kommen näher. Das deutet schon darauf hin, dass sich da etwas anbahnt.»

Auch darum dringt er auf eine europäische Gefährderdatei. «Wir haben es bisher immer noch nicht geschafft, eine europäische Datei zu schaffen, wo all diese Leute drinstehen, so dass – wenn zum Beispiel dieser Attentäter bei einer Verkehrskontrolle in Bayern auffällt – sofort ein Treffer angezeigt wird», sagte er.

«Situation, wo die Sicherheitsbehörden nicht nahtlos zusammenarbeiten»

«Wir haben nach wie vor eine Situation, wo die Sicherheitsbehörden nicht nahtlos zusammenarbeiten», kritisierte Neumann. «Es müsste eigentlich selbstverständlich sein, dass die bayerischen, die deutschen Behörden wissen, wer die österreichischen Gefährder sind, wer da mit einem Waffenverbot belegt ist.»

Am Donnerstagmorgen hatte es einen Schusswechsel zwischen einem Bewaffneten und der Polizei vor dem israelischen Generalkonsulat in München gegeben. Der Mann wurde niedergeschossen und starb noch vor Ort. Die Ermittler gehen von einem Terroranschlag gegen das Konsulat aus. Am Donnerstag jährte sich der Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft bei den Spielen in München 1972 zum 52. Mal.

Neumann kritisiert «riesige Sicherheitslücke»

Inzwischen wurde bekannt, dass gegen den toten Schützen wegen des Verdachts ermittelt worden war, er könne sich religiös radikalisiert haben. Für den Mann aus dem Salzburger Land mit bosnischen Wurzeln war ausserdem ein Waffenverbot verhängt worden, das frühestens 2028 ausgelaufen wäre, wie es von der Salzburger Polizei hiess.

Neumann sprach von einer «riesigen Sicherheitslücke» und kritisierte, «dass also zum Beispiel die bayerischen Behörden ganz offensichtlich nicht gewusst haben überhaupt, wer diese Person ist, obwohl diese Person nur eine Stunde Autofahrt entfernt von München lebt».

Vor dem vereitelten mutmasslichen Terroranschlag hatte die bayerische Polizei nach eigenen Angaben keine Informationen zu dem getöteten Schützen. Eine Abfrage der Datenbanken zu dem 18 Jahre alten Österreicher sei negativ verlaufen, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA). «Wir haben keine Unterlagen zu ihm gehabt.» (sda/daf)

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