
Thierry Burkart: «Ich übergebe die Partei zur richtigen Zeit in neue Hände»
Baseljetzt
Der FDP-Parteipräsident Thierry Burkart gibt das Parteipräsidium ab. Burkart hatte 2021 das Amt des Parteipräsidenten übernommen. Er habe zu jeder Zeit grossen Rückhalt in der Partei gespürt, so Burkart weiter.
«Ich übergebe die Partei zur richtigen Zeit in neue Hände», sagte Burkart am Dienstagnachmittag im Berner Bundeshaus vor den Medien.
Er spüre «eine hervorragende Basis», die ihn unterstütze, sagte Burkart. Er habe nie den Eindruck gehabt, dass jemand mit seiner Arbeit nicht zufrieden gewesen wäre. «Ich habe mich schwergetan mit dem Entscheid, weil mir das Amt derzeit besondere Freude macht.»
Ausschlaggebend für den Rücktritt waren laut Burkart zwei Gründe. Erstens wolle er sich wieder ausschliesslich der Sachpolitik zuwenden und sich wieder vermehrt seinem Beruf als Rechtsanwalt widmen, sagte der 49-Jährige. Zweitens habe die neue Parteispitze nach seinem Rücktritt zwei Jahre Zeit, die FDP in die nächsten nationalen Wahlen zu führen.
Die FDP hat ihr Wählertief nicht überwunden
Die Partei ist unter Druck. Sie verzeichnet seit Längerem sinkende Wähleranteile und Sitzverluste auf allen Staatsebenen. Auch Burkart konnte, nachdem er den Parteivorsitz von Petra Gössi im Oktober 2021 übernommen hatte, die Talfahrt nicht bremsen.
Bei den eidgenössischen Wahlen 2023 fuhren die Freisinnig-Liberalen das schlechteste Resultat seit der Gründung des Bundesstaats im Jahr 1848 ein. Die FDP liegt punkto Wähleranteil seither nur noch knapp vor der Mitte-Partei. Setzt sich dieser Trend fort, müssen die Freisinnigen um einen ihrer zwei Bundesratssitze zittern.
Auf kantonaler Ebene sieht es nicht besser aus: Seit Anfang 2023 hat die FDP in acht von zehn kantonalen Wahlen Wählerprozente verloren. In den Kantonsparlamenten verlor die Partei seit den letzten eidgenössischen Wahlen insgesamt elf Sitze.
Hinzu kam der ebenfalls historische Verlust des zweiten Sitzes in der Solothurner Kantonsregierung an die SVP. Und auch in Neuenburg verlor die FDP einen Regierungssitz.
Burkart ist vom künftigen Erfolg überzeugt
Die Sitzgewinne bei den Aargauer Grossratswahlen sowie bei den Glarner Landratswahlen waren seltene Lichtblicke für die Partei seit dem Amtsantritt Burkarts. Darunter fällt auch der im vergangenen Jahr von der SP zurückgewonnene Sitz im Schaffhauser Regierungsrat und der im Februar 2025 verteidigte Sitz der Freisinnigen in der Glarner Kantonsregierung. Auch in der Walliser Regierung konnte die Partei ihren Sitz bei den Staatsratswahlen im laufenden Jahr halten.
Burkart selbst stellte am Tag seiner Rücktrittsankündigung die positiven Dinge ins Zentrum. Intern sei die Partei «sehr gut aufgestellt, geschlossen und wahrnehmbar». Die FDP trete heute pointierter auf als früher, auch die Kampagnenarbeit sei «viel schlagkräftiger». «Ich gehe als Kapitän in einer Situation, in der wir wirklich stark dastehen.»
Nur vereinzelt und auf Nachfrage von Medienschaffenden gab sich der abtretende Parteichef selbstkritisch. Die Wahlen 2023 seien «eine Enttäuschung» gewesen. Der damals eingeleitete Prozess werde aber zum Erfolg führen, zeigte sich Burkart überzeugt.
Er hat keine Ambitionen für den Bundesrat
In den verbleibenden gut vier Monaten im Amt wird sich Burkart unter anderem um die Meinungsbildung im EU-Dossier kümmern müssen. «Bei den neuen Verträgen gibt es innerhalb der Partei unterschiedliche Auffassungen», räumte er ein.
Ab Donnerstag wird sich eine Findungskommission mit potenziellen Kandidierenden auseinandersetzen. Am 18. Oktober wählt die FDP-Delegiertenversammlung dann die Nachfolge von Burkart.
Derweil stellte Burkart klar, dass er sich nicht als künftiger FDP-Bundesrat sieht. «Diese Frage stellt sich nicht. Ich persönlich habe keine Ambitionen», sagte er. (sda/jsa)
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