
Trotz ESC-Glanz: Konzerte in der St. Jakobshalle bleiben aus
Annina Amrein
Die St. Jakobshalle geniesst nach dem ESC grosse Sichtbarkeit – doch Rock- und Popkonzerte bleiben aus. Politik und Branche fordern bessere Bedingungen, um die Halle für Tourneen attraktiv zu machen, wie die bz Basel berichtet.
Die St. Jakobshalle sei seit der Austragung des Eurovision Song Contests (ESC) so bekannt wie kaum zuvor, erklärt Thomas Kastl, der scheidende Geschäftsführer der St. Jakobshalle gegenüber der bz Basel. «Damit konnten wir die internationale Sichtbarkeit der Halle markant steigern: Aus dem In- und Ausland erreichen uns bis heute zahlreiche positive Rückmeldungen von Partnern, Gästen und Branchenkontakten.»
Trotzdem bleiben Konzertveranstaltungen aus
Die St. Jakobshalle sei bis Ende 2025 ausgebucht. Zum Programm gehören Sportanlässe, Aktionärsversammlungen, Bikertreffen und Lehrersynoden – Rock- und Popkonzerte finden jedoch keine statt. Grossrat Johannes Sieber setzt sich dafür ein, dass sich das ändert schreibt die bz. Er möchte bessere Rahmenbedingungen für Konzertveranstalter schaffen. Dazu zählen eine bessere Anbindung der Halle an den öffentlichen Verkehr, die Weitergabe der Cateringeinnahmen an die Veranstalter sowie eine Übernahme der Sicherheitskosten durch den Kanton. Bereits im Mai hatte Sieber die Regierung in einer schriftlichen Interpellation dazu aufgefordert, sich verstärkt für die Durchführung von Konzerten in der St. Jakobshalle einzusetzen.
Musikfans kritisieren mangelhafte Saalakustik
Viele Rockstars treten lieber im Zürcher Hallenstadion auf. Laut Musikfans liegt das vor allem an der mangelhaften Saalakustik der St. Jakobshalle, berichtet die bz. Thomas Dürr, Gründer und Geschäftsführer der Basler Event Agentur Act Entertainment, sieht das jedoch anders: «Die St. Jakobshalle ist sicher kein Wurf, was die Akustik anbelangt. Aber das sind die wenigsten Hallen in dieser Grösse. Meines Erachtens hängt die Soundqualität bei Konzerten nicht von der Bauweise einer Halle ab, sondern von der Anlage, die darin steht. Und von dem Menschen, der diese Anlage bedient.»
Verbesserungspotential erkannt
Ein Nachteil der St. Jakobshalle sei die geringe Belastbarkeit der Hallendecke. Vor einer Show müsse daher oft ein zusätzliches Traversengerüst für das Licht- und Tonequipment errichtet werden. «Das hat einen Einfluss auf meine Miet- und Produktionskosten – und schmälert die Wettbewerbsfähigkeit der St. Jakobshalle», erklärt Kastl gegenüber der bz Basel. Dieses Problem soll jedoch bis im Sommer 2026 behoben sein.
Verbesserungspotenzial sieht Kastl auch beim Catering und bei der Verkehrssituation vor der Halle. «Ein Veranstalter lebt davon, dass sein Publikum glücklich ist, nicht lange für ein Bier anstehen muss und keine Schwierigkeiten bei der An- und Abreise hat», sagt er.
Die Konkurrenz schläft nicht
In Europa entstehen derzeit zahlreiche Hallen mit einer Kapazität von 20’000 Plätzen. Auch das Zürcher Hallenstadion könne in zehn oder zwanzig Jahren möglicherweise nicht mehr mithalten, erklärt Dürr gegenüber der bz Basel. «Dann wird sich zeigen, ob die grossen Tourneen überhaupt noch in die Schweiz kommen.»
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Marius
kastl sah sich schon immer nur als verwalter. er ging nie proaktiv auf veranstalter zu wie er selbst sagt
Nachdenken
Ob Events, 50-Meter-Schwimmhalle, Luft- oder Eisenbahnverkehr, die Musik spielt in Zürich – Basel ist nicht mehr am Puls.
Sonnenliebe
Ja genau Zürich ist ja die Weltstadt😜