Twenty One Pilots: Musik-Duo, beste Freunde & Mental-Health-Advocates
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Twenty One Pilots: Musik-Duo, beste Freunde & Mental-Health-Advocates

24.05.2024 12:00 - update 24.05.2024 12:20
Tim Meyer

Tim Meyer

Am 24. Mai erscheint das siebte Studioalbum von Twenty One Pilots. Fast zehn Jahre lang hat das Duo aus Ohio mit seiner Musik eine eigene Geschichte erzählt. Mit ihrem Album Clancy geht die Reise nun zu Ende.

Es ist das Ende einer Ära – sogar das Ende der Welt. Nun, zumindest für die Welt, die Tyler Joseph und Josh Dun von Twenty One Pilots selbst erschaffen haben: Trench. Mit ihrem neuen Album Clancy wird die Geschichte des gleichnamigen Protagonisten beendet. Eine Geschichte, die sich über ihre letzten drei Alben Blurryface, Trench und Scaled and Icy gestreckt hat. Eine Geschichte über mentale Gesundheit, den Ausbruch einer eigens erschaffenen Welt und eine, die ganz klein anfing.

Das amerikanische Duo, welches seit 2011 zusammen musiziert, war für die breite Masse lange kein Begriff. Die beiden spielten jahrelang kleine Shows in ihrer Heimat Columbus, Ohio. Über Nacht wurden sie 2015 mit ihrem Hit Stressed Out» weltberühmt. Für den Song staubten sie einen Grammy ab in der Kategorie «Best Pop Duo/Group Performance» – und das in Unterhosen.

Ein Versprechen, das sich die Beiden gegeben haben, lange bevor sie bekannt wurden. Zu einer Zeit, als sie noch kein Geld mit Musik verdienten. Zusammen sassen sie auf der Couch mit ein paar Mitbewohnern und schauten sich die Grammys an. Als sie merkten, dass sie alle in Unterhosen sind, sagte der Drummer Josh Dun: «Falls wir jemals einen Grammy gewinnen, dann sollten wir ihn genau so in Empfang nehmen, wie wir jetzt sind». Und das haben sie getan – vor einem Millionenpublikum.

«Jede:r, von überall, kann alles erreichen»

Mit diesem Satz verliessen sie die Bühne der Grammys. Ein Satz der zeigen soll: Alles ist möglich. Was für eine Steilfahrt folgen sollte, konnte das Musik-Duo aber kaum erahnen. Ihr Album Blurryface wurde von der Billboard zum besten und meistverkauften Rockalbum des Jahrzehnts gekürt. Alle Songs auf Blurryface wurden mindestens mit Gold ausgezeichnet, als erstes Album überhaupt in der Musikgeschichte. Und plötzlich spielten zwei Typen aus Ohio nicht mehr vor ein paar Nasen, sondern vor tausenden von Menschen. Angekommen im Mainstream – zu zweit im Musikolymp.

Mittlerweile ist Twenty One Pilots eines der erfolgreichsten Duos der Musik-Geschichte. Die Vision der Zwei-Mann-Band ging aber stets über den Erfolg hinaus. Ihr Sound klingt zwar vielfach radiotauglich und upbeat, ihre Texte behandeln aber mehrheitlich tiefsinnige Themen, wie Glaube, Selbstmord oder psychische Gesundheit. Eine zweite Ebene, die beim Ersthören oft gar nicht auffällt: «In den Texten geht es viel um die grossen Fragen: Warum sind wir hier, wie sind wir hierher gekommen, was ist der Sinn und wie geht es weiter», sagte Joseph gegenüber The Standart.

Neun Bischöfe und ein Farbenspiel

Mit «Blurryface» kreierte Sänger Tyler Joseph nicht nur ein preisgekröntes Album, sondern auch einen Charakter. Hier beginnt die Geschichte, an der Twenty One Pilots fast zehn Jahre gearbeitet hat. Mit den Farben Rot und Schwarz. Joseph malte sich für Konzerte Hände und Hals schwarz an und schlüpfte in die Rolle von Blurryface. Eine Figur, die seine Unsicherheiten und Ängste widerspiegelte: «Die Live-Show ist ein Moment, in dem dieser Charakter erkannt, konfrontiert und hoffentlich besiegt wird. Im Laufe der Show beginnt das Make-up abzublättern.» Die schwarze Farbe verschwindet mit dem Schweiss – eine Kampfansage an die eigene mentale Gesundheit.

Twenty One Pilots: Musik-Duo, beste Freunde & Mental-Health-Advocates
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Mit ihrem Album Trench ging Twenty One Pilots einen Schritt weiter. Sie erschufen nicht nur neue Charaktere, sondern eine ganze Welt. Sänger Tyler Joseph schlüpft nun in die Rolle von Clancy. Ein Bürger der kreisförmigen Zementstadt namens Dema auf dem Kontinenten Trench. In dieser Welt ist Blurryface der Leader der neun Bischöfe. Sein Name: Nicolas Bourbaki.

Nicolas Bourbaki steht in der echten Welt für ein kollektives Pseudonym einer Gruppe und eines Autorenkollektivs, bestehend aus vorwiegend französischen Mathematikern. In der Welt Trench regieren die Bischöfe die Stadt und für sie ist die Selbstzerstörung der einzige Weg ins Paradies. Clancy will aus dieser Welt flüchten und bekommt Unterstützung von den «Banditos». Legenden gekleidet in gelb – die Farbe der Hoffnung. Getarnt vor den Bischöfen, die diese Farbe nicht sehen können.

Das Erklärvideo der Band: Fast zehn Jahre Geschichte zusammengefasst in vier Minuten.

Das Konzept von «Trench» sei eine Reise zwischen einem Ort und dem, was als Nächstes kommt. Das widerspiegle auch psychische Krankheiten, die ein andauernder Kampf seien, an dem man weiterarbeiten müsse, so Joseph.

Bei so einem Kampf gibt es auch Rückschläge. Clancy wurde nach einer erfolgreichen Flucht von den Bischöfen wieder gefangen genommen. Als Strafe benutzten die Bischöfe Clancy, um ihre eigenen Leute zu unterhalten. Er musste die Bevölkerung anlügen und für sie auftreten. Und so entstand das Propaganda-Album Scaled and Icy, welches hellblau, pink und fröhlich daherkam. Hinter der Fassade hatte es aber einen dunklen Hintergrund. Denn «Scaled and Icy» ist ein Anagramm für «Clancy is dead».

Willkommen zurück im Graben

Mit ihrem bevorstehenden Album Clancy kehrt Twenty One Pilots wieder zum Ursprung zurück. Der Kreis schliesst sich: «Ich freue mich darauf, mich wieder der Farbe Rot zu widmen. Das war die ganze Zeit über das Ziel der Geschichte. Das, wovor wir am meisten Angst hatten, zu lernen, es zu nutzen. Und versuchen, zu gewinnen. Darum geht es in der Geschichte.» So Sänger Tyler Joseph auf Instagram.

Ob Clancy wirklich tot ist oder doch aus der eigens geschaffenen Welt Trench ausbrechen kann – und somit auch den Kampf gegen sich selbst gewinnt – zeigt sich am 24. Mai. Dann endet die Reise, auf der Twenty One Pilots ihre Fans fast über ein Jahrzehnt mitgenommen hat. Oder doch nicht?

In einem Interview anfangs Mai beim Radiosender Z100 New York sagte Sänger Tyler Joseph: «Blurryface ist der Bösewicht und Gegner von Clancy, dem Protagonisten der Geschichte. Wir werden den letzten Kampf später nach der Platte austragen.»

Fans spekulieren nun, dass Twenty One Pilots noch mehr Songs im Köcher haben und ein Doppel-Album veröffentlichen könnte. Ähnlich wie dies Taylor Swift mit ihrem Release von «The Tortured Poets Departement» vor einem Monat gemacht hat.

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