
Über 300 Kunstwerke des Kantons suchen ein neues Zuhause
Valerie Zeiser
Über 300 Kunstwerke aus dem Besitz des Kantons Basel-Stadt werden verkauft. Manche kosten mehrere tausend Franken, andere unter hundert. Die Steuerverwaltung könne sich nicht um sie kümmern, erklärt der Kanton.
Das Wichtigste in Kürze
- Das teuerste Werk kostet 4800 Franken, es ist ein Gemälde von Werner von Mutzenbecher
- Im Lager befände sich die Kunstgeschichte zweiten Grades für Basel-Stadt, sagt die Kunstexpertin Isabel Zürcher
- Der Kanton erhofft sich vom Verkauf rund 60’000 Franken an Einnahmen, die wahrscheinlich die Kosten decken für die Vermittlung und den Verkauf
«Wir haben hier mehrere Bilder von Werner von Mutzenbecher», sagt die Kunstexpertin Isabel Zürcher. Das Gemälde ist mit 4800 Franken das teuerste Kunstwerk, dass es beim Verkauf zu erwerben gibt. Aber es gibt ein anderes Bild, das Isabel Zürcher sehr überrascht hat. Es ist ein Werk der Basler Künstlerin Hanni Ruchti. «Es ist zwar unbekannt, aber es ist sehr souverän gemalt.» Noch immer wisse man kaum etwas über Hanni Ruchti.
Zu haben wäre dieses Kunstwerk bereits für 260 Franken. Selbst wird Isabel Zürcher aber nichts kaufen. Für sie sei klar, dass sie sich aus dem Kauf raushält. «Meine Rolle ist die Vermittlung.»
«Basler Kunstgeschichte zweiten Grades»
Fast alle Werke stammen von professionellen Kunstschaffenden. Und die absolute Mehrheit der rund 400 Werke stammt von Basler Künstlerinnen und Künstlern aus dem 20. Jahrhundert. Gemeinsam mit einem Kollegen hat Isabel Zürcher den Wert aller Bilder geschätzt, die nun angeboten werden. «Ich würde sagen, hier im Lager befindet sich hier die Kunstgeschichte zweiten Grades für Basel-Stadt.» Künstler:innen hätten nicht ihre Schlüsselobjekte abgegeben, es habe aber trotzdem attraktive Objekte darunter.
Um die Objekte in ihrem Wert einzuschätzen, haben sie Recherche betrieben, etwa auf Ricardo. Insgesamt sei man aber bei dieser Kunst, der Nachkriegskunst, bei einer Kategorie, deren Verkaufswert zusammengebrochen sei in den 80er und 90er-Jahren. «Aber wir und das Finanzdepartement wollen zeigen, dass diese Kunst für uns nicht wertlos ist.» Die Preise zu schätzen, sie deshalb eine Gratwanderung gewesen.
Kunstwerke hätte man schon früher verkaufen können
33 Kunstwerke wurden bereits vermittelt, etwa an Museen und andere Institutionen. Die Restlichen werden nun verkauft. Denn eine solche Lagerung sei aufwändig und setze stabile klimatische Verhältnisse voraus, sagt Zürcher. «So eine Lagermiete ist nicht ohne. Und es sind Kosten für etwas, von dem niemand mehr profitiert», sagt Zürcher.
Tatsächlich hätte man die Kunstwerke auch schon früher verkaufen können, erklärt David Weber vom Finanzdepartement Basel-Stadt. «Jetzt hat man das angeschaut und ist zum Schluss gekommen, dass es keinen Sinn macht, dass die Steuerverwaltung des Kantons den Kunstbestand weiterhin besitzt.» Einen bestimmten Grund, dass man das erst jetzt mache, gebe es aber nicht.
Gepflegt wurden die Kunstwerke seit ihrer Einlagerung nicht. Die meisten gelangten als Steuerzahlung in den Besitz des Kantons. «Damals ging man wahrscheinlich davon aus, dass die Kunstgegenstände wertstabil sind.» Nun will der Kanton die Kunstwerke aber wieder loswerden. «Die Steuerverwaltung kann sich nicht um das kümmern, da fehlt das Know-How.»
Kosten der Vermittlung decken
Wie viel die Lagerung der Kunstwerke gekostet hat, könne er nicht sagen. Es seien einfach die Kosten des Lagerraumes gewesen. Ob die Lagerung und nun der Verkauf der Kunstwerke für den Kanton insgesamt ein Minusgeschäft sei, wisse er ebenfalls nicht. Das Ziel sei denn auch nicht, möglichst viel Geld zu verdienen. Vermutlich wird der Erlös des Verkaufs, man rechnet mit etwa 60’000 Franken, die Kosten der Vermittlung und des Verkaufs decken.

Bereits bevor das Lager den Verkauf eröffnet hat, standen zahlreiche Personen an. Vielleicht besitzt einer von ihnen bereits heute Abend ein eigenes Gemälde von Werner Mutzenbacher. Auch am Samstag werden hier wieder Bilder angeboten.
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