Ukrainer:innen haben viel Mühe, hier einen Job zu finden
©Bilder: Baseljetzt/Keystone, Montage: Baseljetzt
Integration
Schweiz

Ukrainer:innen haben viel Mühe, hier einen Job zu finden

11.03.2024 06:07 - update 14.03.2024 11:49
David Frische

David Frische

Der Bund möchte mehr Ukrainer:innen in den Schweizer Arbeitsmarkt integrieren. Es gibt aber hohe Hürden. Das zeigen Beispiele aus Basel.

40 Prozent der erwerbsfähigen Ukrainer:innen mit Schutzstatus S sollen bis Ende des Jahres in der Schweiz eine Arbeit haben. So das Ziel des Bundes. Stand jetzt sind es knapp 20 Prozent. Das hat Gründe.

Zum Beispiel bei Marina Usenko. Die Ukrainerin lebt seit eineinhalb Jahren in der Schweiz. In ihrer Heimatstadt Odessa arbeitete sie als Kindergärtnerin. In Basel ist sie noch nicht richtig angekommen. Auch ein Job fehlt ihr noch. «Wir versuchen, uns zu integrieren in Basel», sagt Usenko über sich und ukrainische Bekannte in der Schweiz. «Ich besuche einen Deutschkurs und versuche, mich in den Strassen, mit dem ÖV und beim Einkaufen zurechtzufinden.»

Alleinerziehende haben es schwer

Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks) unterstützt Menschen wie Marina Usenko bei der Integration und der Arbeitssuche. Dabei gebe es viele Hürden, sagt Jenya Lavicka gegenüber Baseljetzt. Sie ist bei der Heks-Geschäftsstelle beider Basel als Projektleiterin der Koordinationsstelle Flucht und Ankommen tätig. «Es gibt drei Probleme: Die Sprache, die Kinder – nicht als Problem, aber sie müssen betreut werden, da es oft auch kleine Kinder sind – und die Anerkennung von Diplomen».

Marina Usenko hat ebenfalls eine Tochter. Schon nur deshalb sei es schwer, in den Arbeitsmarkt zu finden, sagt sie.

Eine Ausbildung ist nicht alles

Zahlen des Staatssekretariats für Migration zeigen, dass es im Schnitt sechs Jahre dauert, bis eine immigrierte Person in der Schweiz eine Arbeit findet. Bei den Ukrainer:innen sollte es durch den Erhalt des Schutzstatus S eigentlich schneller gehen. Aber eine gute Ausbildung alleine reicht oft nicht, wie Jenya Lavicka vom Heks erklärt.

Gerade einmal knapp 20 Prozent der Menschen mit Schutzstatus S haben in der Schweiz bislang eine Stelle gefunden. Eine von ihnen ist Iryna (Nachname der Redaktion bekannt). Die Ukrainerin hat in der Psychiatrie Baselland ein befristetes Arbeitsverhältnis. Sie betreut Erwachsene mit kognitiven Einschränkungen. Die Arbeit gefalle ihr sehr gut. «Meine Hilfe und meine Taten lösen immer ein Lächeln bei den Bewohnern aus.»

Iryna lernte in der Ukraine eigentlich einen anderen Beruf. Sie sei an ihrem jetzigen Arbeitsort aber eine grosse Unterstützung, erklärt Peter Frei, der die Sozialeinrichtung Inclusio Puls für begleitetes Arbeiten und betreutes Wohnen leitet: «Iryna unterstützt uns als Assistentin Betreuung, sie bringt eine hervorragende Ausbildung aus der Ukraine mit, sie ist Radiologin. Wir können ihr hier sinnstiftende Arbeit geben und sie hat die Gelegenheit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, was ihr auch sehr gut gelingt». Da viele Bewohner:innen nicht mündlich kommunizieren, falle die Sprachbarriere bei dieser Arbeit nicht so sehr ins Gewicht.

«Nicht zu schnell frustriert sein!»

Auch Iryna fiel der Einstieg in die hiesige Arbeitswelt aber nicht leicht. Sie macht den Ukrainer:innen in der Schweiz Mut, bei der Stellensuche nicht aufzugeben.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

11.03.2024 12:22

sheerkhan

Finde seit gut einem Jahr auch keinen Job, egal was…bin “aber” von hier

2 0
11.03.2024 11:59

Marius

Dann sollen sie halt wieder zurück. Im Westen der Ukraine ist längst wieder normaler Alltag. Es gibt keinen Grund noch hier in der Schweiz zu bleiben.

3 1

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.