Ukrainerin: «Zurück oder nicht? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag»
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Ukrainerin: «Zurück oder nicht? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag»

24.02.2024 19:42 - update 24.02.2024 19:43
David Frische

David Frische

Heute Samstag jährt sich der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zum zweiten Mal. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Was das für die Ukrainer:innen in der Region Basel und für die Hilfsarbeit bedeutet.

Inna Shvedchenko kam kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Frühling 2022 in die Schweiz. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter suchte die 38-jährige Ukrainerin Schutz vor den russischen Bomben. Ihr Mann blieb in der Heimat und verteidigt dort sein Land gegen Wladimir Putins Truppen.

Zwei Jahre später ist Inna Shvedchenko nach wie vor in der Schweiz. In Birsfelden haben sie und ihr Mädchen Zuflucht gefunden. In der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde lernen sie Deutsch. Ob sie zurück in die Ukraine wollen? Inna Shvedchenko weiss es nicht.

So manche Kirchgemeinde in der Region leistet seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs freiwillige Hilfsarbeit für die Geflüchteten. Eine davon ist die Kirchgemeinde Riehen-Bettingen. Camelia Winkler war eine Frau der ersten Stunde, wenn es um schnelle und unkomplizierte Hilfe für Ukrainer:innen ging, die in der Schweiz ankamen. Rasch organisierte sie in der Kornfeldkirche in Riehen Verpflegung und Deutschkurse.

«Die Menschen sind heute an einem anderen Punkt»

Heute, zwei Jahre später, führt sie ihr Unterstützungsangebot weiter. In der Markuskirche im Hirzbrunnen-Quartier werden nach wie vor Deutschkurse angeboten – und vieles mehr. Von gemeinsamem Kochen über Basteln und Sport gibt es ein breit gefächertes Angebot. Gemeinschaft sei für die geflüchteten Menschen sehr wichtig, so Winkler. Die Freiwilligenarbeit habe sich aber auch gewandelt, denn die Menschen brauchten heute andere Dinge als bei ihrer Ankunft: «Sie stehen an einem anderen Punkt als vor zwei Jahren».

«Die Hilfsbereitschaft hat abgenommen»

Das bestätigt auch Burkhard Wittig. Er ist Sozialdiakon bei der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde in Birsfelden, die ebenfalls seit Kriegsbeginn tatkräftige Hilfe für die Ukrainer:innen in der Region leistet. Viel Grundlegendes laufe inzwischen über die Gemeinden und habe sich gut eingespielt. «Das ist erstmal ein sehr gutes Zeichen», so Wittig. «Es zeigt sich jedoch auch: Wenn ich heute spontan Hilfe benötige, weil zum Beispiel jemand umzieht, habe ich Not, Freiwillige dafür zu finden. Das liegt sicher auch an abgenommener Hilfsbereitschaft.»

Dass nach zwei Jahren Krieg die Aufmerksamkeit für das Thema in der Schweiz kleiner geworden ist, spürt auch Camelia Winkler: «Die Menschen generell, Schweizer wie Ukrainer, sind kriegsmüde geworden. Dass sie nicht wissen, wann das endlich zu Ende ist. Es zeichnet sich ab, dass der Krieg doch länger dauert. Das ist für Ukrainer hier nicht einfach».

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25.02.2024 20:07

mil1977

Dass die aus der Ukraine geflüchteten Menschen in ihrer Mehrzahl bleiben werden, war jedem bewusst, der sich mit der Lebenssituation dieser Menschen ein wenig auseinandergesetzt hat. Niemand kehrt in eine Heimat zurück, die keine Heimat mehr ist, weil das Land für die russischen Eliten eine geopolitische und geoterritoriale Bedeutung über diesen Krieg hinaus hat. Unter diesen Umständen tun die Ukrainer genau das richtige. Sie bleiben dort, wohin sie geflüchtet sind, versuchen sich dort eine neue Existenz aufzubauen.
Im Gegensatz zu den kriminellen Asylbetrügern aus Nahost und Afrika haben es echte Flüchtlinge wie Ukrainerinnen und ihre Kinder zurecht eben etwas einfacher in der Schweiz.

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26.02.2024 05:20

Julibo

… sämtliche Menschen aus dem ganzen nahen Osten und einem ganzen Kontinent als Kriminelle zu bezeichnen, ist Rassismus vom Übelsten.
Dort gibt es Länder, in denen Hunger und Krieg herrscht, Zustände, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Seien Sie einfach dankbar, das Sie das nicht kennen…
Kriminelle gibt es überall – und ja, einige nutzen das Asylsystem aus – das gibt uns Privilegierten aber nicht das Recht, ganze Völker vorzuverurteilen.

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11.03.2024 07:51

Baselimhaerz

Richtig, Rassismus darf keinen Platz haben in einer Gesellschaft!! Besorgnis darüber äussern, dass immer mehr Menschen nach Europa strömen, muss aber erlaubt sein. Hilfe und Verbesserung der Lebensumstände Vorort müsste das Ziel sein in erster Linie. Denn was diese Völkerverschiebungen für Probleme mit sich bringen (für alle Beteiligten) kann auch nicht ausgeblendet werden. Dass wir Privilegierten helfen sollen, da bin ich ganz bei Ihnen

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