Unterschriften eingereicht: Initiative will Taubenschläge reaktivieren
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Politik
Basel-Stadt

Unterschriften eingereicht: Initiative will Taubenschläge reaktivieren

10.04.2024 13:44 - update 10.04.2024 15:05
Tim Meyer

Tim Meyer

Über 3’000 Unterschriften haben die Initiant:innen der Taubeninitiative gesammelt. Sie wollen, dass die Taubenpopulation in der Stadt halbiert wird. Und dies mit einer nicht unbekannten Methode.

Seit 2020 gibt es keine Taubenschläge mehr in Basel. Diese sollen nun mit der Tauben-Initiative wieder aus der Versenkung geholt werden. Die Initianten fordern mindestens einen Taubenschlag pro Quartier. Dort sollen sich mehr als 50 Tauben ansiedeln können.

Die Initianten fordern nebst der altbekannten Methode ausserdem eine artgerechte Fütterung und tierärztliche Versorgung für die Tiere. Die Taubenpopultation soll in der Stadt insgesamt auf 3000 bis 4000 Tauben reduziert werden. Im September des vergangenen Jahres begann die Unterschriftensammlung, vier Monate danach waren bereits über 3000 Unterschriften zusammengekommen.

Ein Stadttaubenkonzept als Lösung

Der Kanton brauche dringend ein neues und zeitgemässes Stadttaubenkonzept. Laut Renée Winkler, Initiantin der Initiative, könne so die ungelöste Stadttaubenproblematik nachhaltig angegangen werden. Mit der Schliessung aller Taubenschläge 2020 wurde auch das damalige Taubenkonzept beendet.

Ein Taubenmanagement soll dafür sorgen, dass die Vögel nicht mehr auf Balkonen oder Fassaden zu finden sind. Wieder eingeführte Taubenschläge sollen ausserdem die Tiere schützen. So hätten die Tauben einen Ort zum Nisten und Verweilen. Dort könne dann der Eiertausch und somit auch die Geburtenkontrolle vorgenommen werden.

Denn die aktuelle Lage sei prekär sagt Eva Luz aus dem Initiativ-Komitee. Sie selbst sei betroffen und wohne im Kleinbasel mit einem grossen Balkon: «Die Tauben haben es sich dort breit gemacht. Ich bin tierfreundlich, füttere die Tauben nicht aber sie kommen trotzdem. Dann haben sie genistet und wir haben das nicht mitbekommen. So gab es ein Junges und dieses fanden wir, als es ein bisschen grösser war, tot – vom Raben verpickt. Weil der Rabe daneben auch genistet hat. Ich fühle mich einfach alleine gelassen und will das nicht erleben.»

Eva Luz wäre froh, wenn die Tauben ein Platz finden, wo sich jemand um sie kümmert. Gleichzeitig würde sie auch gerne ihren Balkon normal nutzen können – ohne Tauben.

Austausch der Taubeneier

Die Taubenpopulation soll regelmässig kontrolliert werden. Dafür fordern die Initianten den Austausch der Taubeneier gegen Attrappen. Und keine Tötung der Tauben, so Winkler: «Durch den Eiertausch können wir die Anzahl Tauben minimieren. Die Tauben müssen aber einen Anreiz haben, dass sie in die Taubenschläge ‘einziehen’. Sie müssen zuerst eine Bindung aufbauen und deshalb sollen die Tiere in den Taubenschlägen gefüttert werden und auf der Strasse soll es weiterhin verboten bleiben.»

Die Tauben zu erschiessen bringe nichts. Denn die Tiere würden sich schnell wieder vermehren. Tauben hätten sich über die letzten hundert Jahre einen Brut-Instinkt angezüchtet. Und dieser würde nicht weggehen – auch wenn die Tauben nicht gefüttert werden. Eine verhungernde Taube würde trotzdem versuchen ihre Jungen aufzuziehen – und ihre Eier zu legen mit letzter Kraft.

In Basel soll es laut den Initianten einen kleinen und gesunden Taubenbestand geben. Mit den Taubenschlägen könnten auch Krankheiten besser im Zaun gehalten werden. Denn verletzte Tiere würden sich oftmals «nach hause» retten. Die kranken Tauben können dann aus den Taubenschlägen herausgenommen werden.

«Soll kein Streitthema mehr sein»

Wegen den Tauben gebe es viele unzufriedene Bürger:innen in Basel, so Winkler. Die Leute ärgern sich und würden sich von der Basler Regierung im Stich gelassen fühlen. Das Ziel für die Initiantin sei aber, dass die Thematik rund um die Stadttauben kein Streit-Thema mehr ist.

Momentan gebe es aber noch viele Streitereien in den Quartieren. Das Lager «Tauben füttern» gegen die, die am Fütterungsverbot festhalten. Das führe sogar zu Handgreiflichkeiten oder Selbstjustiz. Aus Verzweiflung werden Vögel oft kurzerhand abgeschossen, vergiftet oder erschlagen.

Für viele ist das Thema rund um die Tauben sehr emotional, so Winkler: «Beim Unterschriften sammeln haben uns viele ihr Herz ausgeschüttet. Die Meisten haben nicht mit den Tieren ein Problem, sondern mit der Situation. Die Leute sind wirklich genervt. Auf der Strasse trafen wir Menschen, die geweint, gejammert oder geschimpft haben. Zur Tauben-Situation sagten einige zu uns ‘ich kann einfach nicht mehr’.»

Die Einführung der Taubenschläge soll die Lage wieder entspannen. Laut den Initiant:innen würden Leute aufhören, die Tiere zu füttern, wenn die Sicherheit der Tauben gewährleistet ist.

Tauben gehören zur Stadt

Ein Blick in andere Kantone zeigt: Ergriffene Massnahmen haben dort Wirkung erzielt. In der Stadt Zürich sei laut Marc Werlen, Kommunikationsleiter von Grün Stadt Zürich, das Fütterungsverbot die wirksamste Einzelmassnahme zur Bestandeskontrolle. Auch in Basel gibt es seit 2023 ein Fütterungsverbot für wildlebende Tiere.

In Bern wiederum habe sich das Taubenmanagement bewährt, wie Doris Slezak vom Tierpark Bern sagt. In der Schweizer Hauptstadt gebe es acht Taubenschläge, eine artgerechte Fütterung, Reproduktionskontrollen durch Eiertausch und Sterilisation der männlichen Tiere. Ein ähnliches Taubenmanagement könnte auch in Basel mit der Tauben-Initiative eingeführt werden.

Die Initiant:innen der Tauben-Initiative hoffen nun auf eine zeitnahe Abstimmung. Das Team rund um Renée Winkler vertraue darauf, dass die Bevölkerung und die Regierung von Kanton Basel-Stadt gemeinsam ein vorbildliches Taubenschlagkonzept zum Wohle von Mensch & Tier auf die Beine stellen könne.

Deshalb fordern die Initianten auch eine vogelkundige Fachstelle beim Kanton, damit die Bevölkerung bei offenen Fragen aufgeklärt werden könne.

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Kommentare

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10.04.2024 12:49

Stephanie_BS

Das hat nichts gebracht und wird wieder nichts bringen. Man hätte lieber Initiative für ein härteres Vorgehen eingereicht. Jetzt wird wischiwaschi was gemacht und besseres, härteres Eingreifen wird für Jahre blockiert weil die Regierung sich nun mit diesem Projekt rein waschen kann.

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