«Viele unzufriedene Bürger»: Über 3’000 Unterschriften für Tauben-Initiative
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Politik
Basel-Stadt

«Viele unzufriedene Bürger»: Über 3’000 Unterschriften für Tauben-Initiative

16.01.2024 18:27 - update 31.01.2024 21:44

Baseljetzt

Die Initianten der Tauben-Initiative haben über 3’000 Unterschriften gesammelt. Sie wollen die Taubenpopulation halbieren und ein neues Konzept einführen. Es zeigt sich aber: Städte finden sich mit Tauben ab.

Anfangs September 2023 startete die Unterschriftensammlung für die Tauben-Initiative. Vier Monate später teilen die Verantwortlichen nun mit, dass bereits mehr als die erforderlichen 3’000 Unterschriften zusammengekommen seien.

«Nächste Woche werden wir alle gesammelten Unterschriften der Staatskanzlei zur Kontrolle zusenden und wir hoffen, trotz unserem weit in der Zukunft liegenden Ablaufdatum vom 3. März 2025, nicht zu lange auf die kontrollierten Listen warten zu müssen», heisst es in einer Medienmitteilung von Anfang dieser Woche.

Neues Stadttaubenkonzept

Die Initiative sieht vor, die Taubenpopulation in Basel zu halbieren. Um das zu erreichen, fordert sie Taubenschläge, artgerechte Fütterung und tierärztliche Versorgung für die Tiere. «Wir sind der festen Überzeugung, dass der Kanton Basel-Stadt dringend ein neues und zeitgemässes Stadttaubenkonzept benötigt, um die ungelöste Stadttaubenproblematik nachhaltig anzugehen», sagt Renée Winkler, Initiantin der Initiative. Denn im Jahr 2020 wurden in Basel alle Taubenschläge geschlossen und somit das Taubenkonzept beendet.

Die Lösung für das Taubenproblem in Basel ist für die Initiantin klar: Taubenmanagement. Das soll dafür sorgen, dass die Vögel nicht mehr auf Balkonen und Fassaden zu finden sind. Gleichzeitig sollen die Taubenschläge sichern, dass sie einen Ort zum Nisten und Verweilen haben, an dem der Eiertausch und somit die Geburtenkontrolle vorgenommen werden kann. «Unser Ziel ist es, dass das Thema Stadttauben kein Streit-Thema mehr ist», heisst es weiter.

Städte finden sich mit Tauben ab

Nachfragen in anderen Kantonen wie Zürich oder Bern zeigen: Städte finden sich mit Tauben ab, sie gehören dazu. Im Kanton Zürich gilt seit 2023 – wie in Basel auch – ein Fütterungsverbot für wildlebende Tiere, wie Marc Werlen, Kommunikationsleiter von Grün Stadt Zürich, auf Anfrage von Baseljetzt sagt. «Das Fütterungsverbot erachten wir als die wirksamste Einzelmassnahme zur Bestandeskontrolle.» Ziel sei immer, dass die Bestände gesund und an den natürlichen Lebensraum angepasst seien.

In Bern hat sich besonders das Taubenmanagement bewährt, wie Doris Slezak vom Tierpark Bern auf Anfrage bestätigt. Teil davon seien acht betreute Taubenschläge, eine artgerechte Fütterung, Reproduktionskontrollen durch Eiertausch und Sterilisation der männlichen Tiere. Auch werde jedes Jahr eine Taubenzählung durchgeführt und die Tiere würden geimpft und ihre Gesundheit kontrolliert. Die 2020 in Basel abgeschafften Taubenschläge scheinen sich in Bern also zu bewähren.

Sozialer Sprengstoff

Während der Unterschriftensammlungen seien in den Basler Quartieren viele Emotionen zusammengekommen, schreibt Initiantin Winkler. «Viele unzufriedene Bürger haben zum Ausdruck gebracht, dass sie sich von der Basler Regierung im Stich gelassen fühlen.»

Das führe sogar so weit, dass einige zur Selbstjustiz greifen und die Vögel kurzerhand abschiessen, vergiften oder erschlagen. «Eine Frau berichtete, dass sie eigentlich Tauben mag, sie jedoch einfach nicht mehr kann. Die Tauben seien ständig auf ihrem Balkon und sie wisse nicht, was sie dagegen tun solle. Sie reinige ständig ihren Balkon und entferne die Nester. Aus ihrer Hilflosigkeit heraus sagte sie, dass sie am liebsten alle Tauben erschiessen würde.»

Dazu kämen viele Streitereien in den Quartieren, die zum Teil sogar zu Handgreiflichkeiten führten. So zum Beispiel zwischen Personen, die Tauben füttern und denjenigen, die am generellen Fütterungsverbot festhalten. Die geforderte Eröffnung der Taubenschläge soll eine Entspannung der Lage bringen. So würden die Tiere auf der Strasse nämlich häufig nur gefüttert werden, weil man Angst habe, dass sie sonst verhungern. Laut den Initiant:innen würden viele damit aufhören, wenn die Sicherheit der Tauben gewährleistet werde.

Das Basler Veterinäramt wollte sich gegenüber Baseljetzt weder zu den Vorwürfen der Initiantin noch zur allgemeinen Situation rund um das geschilderte Taubenproblem in Basel äussern.

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