Velogourmet gehört neu zur Kurierzentrale: Happy End trotz widriger Umstände
©Bild: Keystone/Montage: Baseljetzt
Übernahme
Basel-Stadt

Velogourmet gehört neu zur Kurierzentrale: Happy End trotz widriger Umstände

08.01.2024 14:47 - update 08.01.2024 14:52
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Seit 2014 war der Essenslieferungsdienst eigenständig. Nun ist Schluss damit. Harte Jahre und ein ungleicher Konkurrenzkampf haben dazu geführt. Mitinhaber Joost Oerlemans geht mit weinendem und lachendem Auge.

Donnerstagabend. Ein harter Arbeitstag geht zu Ende. Eigentlich will man nur noch nach Hause und wünscht sich das Essen auf den Tisch. Lust auf Selbstgekochtes? Mässig! Ein Telefon und die gewünschte Speise wird kurze Zeit später von einem Flitzer im pinken Maillot übergeben. Velogourmet ist über die Jahre zu einer Basler Institution geworden.

Das ist nun Geschichte – zumindest teilweise. Denn wie Mitinhaber Joost Oerlemans gegenüber Baseljetzt bestätigt, gibt es Velogourmet seit dem 2. Januar nicht mehr als eigenständigen Betrieb. «Das ist richtig. Seit letzter Woche läuft das operative Geschäft von Velogourmet über die Kurierzentrale.» In den nächsten Tagen sollte die Übernahme dann ganz über die Bühne gehen.

Doch wie konnte es so weit kommen? Zumal laut Oerlemans starke Umsätze erzielt wurden. Velogourmet, der Essenskurierdienst, beliefert seit rund 18 Jahren die hungrigen Basler Haushalte. 2006 vom damaligen Inhaber der Kurierzentrale, Joost Oerlemans gegründet, läuft der Dienst zunächst als Abteilung Essen der Kurierzentrale. Über die Jahre können beide Abteilungen ein grosses Wachstum erzielen.

Kaum eine Chance gegen Dumpinglöhne

Das Wachstum hat mit der Zeit ein solches Ausmass angenommen, dass Velogourmet 2014 ausgegliedert wird. Oerlemans und seine Frau übernehmen den Essenskurierdienst. Neuer Inhaber der Kurierzentrale wird Oerlemans ehemaliger Stellvertreter und heutiger Regierungsratskandidat Jérôme Thiriet.

Der Betrieb läuft gut, auch die Corona-Krise überlebt Velogourmet. «Krankheitsbedingt sind dort viele Leute ausgefallen. Wir kamen während der Krise schon an unsere Grenzen, der Umsatz stimmte aber», sagt Oerlemans. Doch wie eine graue Wolke schwebt der ungleiche Konkurrenzkampf mit anderen Essensdienstlieferanten wie Justeat und Ubereats über dem Unternehmen. Nun, knappe zehn Jahre später, haben Oerlemans und seine Frau genug lange gekämpft. «Ich bin mittlerweile 70 Jahre alt, die letzten Jahre waren hart und das spüre ich auch.»

Vor allem der Kampf mit Uber gehe an die Substanz. «Durch den Gesamtarbeitsvertrag der Velokuriere wurden wir zu Mindestlohnzahlungen verpflichtet, während Uber Dank Dumpinglöhnen viele Kuriere beschäftigen konnte.» Und einzig der Kanton Genf habe Uber das Handwerk gelegt. In den restlichen Kantonen werde lediglich auf Bundesbern verwiesen. Denn dieser Kampf sei schwierig.

Aufgrund der immer höher werdenden Kosten musste deswegen ein Entscheid gefällt werden. Ein schwieriger, wie Oerlemans sagt. «Ich habe mir vor allem Sorgen um die Menschen gemacht, die bei einer Auflösung ihre Arbeitsstelle verlieren würden.

Langweilig wirds nicht

Denn Velogourmet beschäftigt vor allem Studierende, die mit dem Nebenjob ihr Studium finanzieren. Also setzt sich Oerlemans mit Thiriet zusammen und unterbreitet ihm die Idee der Wiedereingliederung. Er zeigt sich sichtlich froh: «Wir können der Kurierzentrale ein schuldenfreies Unternehmen übergeben und die Mitarbeitenden werden übernommen.» Die Übergabe begleiten er und seine Frau momentan noch. «Das müssen wir ja fast. Velogourmet ist unser Kind.»

Und wie geht es nun bei ihm weiter? «Wir leben in einem Mehrgenerationenhaus und ich bin auch noch als Imker in den Langen Erlen tätig.» Dort ist er für den pädagogischen Unterricht mit Schulklassen verantwortlich. «Sie sehen: Langweilig wird es uns nicht», sagt er und lacht.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

09.01.2024 05:18

Gundeldinger

ob er denn regierungsrat wird, wird sich zeigen.
muss er seine berufliche karriere wegen der anstehenden wahl nun abbrechen?
sollten das ihre grössten bedenken sein, so sind sie meines erachten ein glücklicher mensch!

1 0
08.01.2024 13:55

Sprissli

Wow Will Regierungsrat werden und jetzt übernimmt er noch das!Sorry das stinkt bis zum Himmel,naja Basel-Stadt ,da wundert mich eigentlich gar nichts mehr!

0 1

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.