
Velospot-Nachfrage steigt – Mobilitätsexperte sieht aber noch Luft nach oben
Jennifer Weber
Rund 300 Velospot-Stationen gibt es in der Stadt. Die Nachfrage nach dem Verleihsystem steigt. Ein Mobilitätsexperte sieht für Basel jedoch noch mehr Potenzial.
Eine App, zwei Klicks und schon geht es auf dem roten Velo los. Das trinationale Angebot des Verleihsystems Velospot wurde im September 2021 in Basel-Stadt eingeführt. Der Start war harzig: Wenige Velos, wenige Fahrten und die Konkurrenz von Pick-e-Bike war immens.
Nachfrage steigt
Mit mehr Stationen sei aber die Nachfrage gestiegen, sagt Nicole Ryf vom Basler Bau- und Verkehrsdepartement im Interview: «Der Ausbau des Angebots hat enorm viel beigetragen.» Mittlerweile gibt es rund 300 Velospot-Stationen.
Zu Beginn mussten auch noch «Kinderkrankheiten» ausgemerzt werden. «Am Anfang hat die App nicht so funktioniert, wie man sich das gewünscht hat. Darum wurde sie mehrmals überarbeitet», sagt Ryf. Ausserdem musste die Bevölkerung Velospot erstmal kennenlernen, «und da sind wir jetzt auf einem guten Weg», so Ryf.
Das zeigt sich auch an den Zahlen: Von 6’000 Fahren im ersten Jahr konnte das Unternehmen seine Zahlen auf 124’000 Fahren im Jahr 2024 verzwanzigfachen. Zum Vergleich: Pick-e-Bike verzeichnete 2024 rund 250’000 Fahrten.

Velospot soll weiter wachsen
Finanziert wird Velospot aus dem baselstädtischen Mobilitätsfonds. Dem Fonds stehen jährlich insgesamt bis zu vier Millionen Franken zur Verfügung. Die Gelder stammen aus den Einnahmen von Parkkartenverkäufen. Die Devise: Den Verkehr umweltfreundlicher machen. Mit dem trinationalen Velospot-Angebot kann man auch über die Grenze. Auch in Weil gibt es mittlerweile Stationen. Dort scheint man zufrieden zu sein. Denn das Angebot wurde kürzlich um zwei Jahre verlängert.
Weitere Standorte sollen dazukommen. «Die Idee ist, dass Velospot weiter wächst und die Leute auf dem Weg nach Basel und auch wieder aus Basel raus vermehrt mit diesen Velos fahren», so Ryf. «Wir fördern das über den Mobilitätsfonds. Wenn Gemeinden im Umland, sowohl in der Schweiz als auch im grenznahen Ausland, solche Stationen einrichten möchten, können sie bei uns einen Antrag stellen.» So können sie einen Beitrag an ihre Kosten erhalten.
Optimierungspotenzial vorhanden
Bei Velospot gibt es jedoch noch viel Luft nach oben, findet der Mobilitätsexperte Alexander Erath: «In anderen Städten sehen wir, dass die Nutzungsintensität von diesen Leihvelos etwa zehnmal höher ist, als wir das in Basel haben.» In Chur etwa sind sie Teil des Tarifsystems. «Das heisst, wenn ich ein ÖV-Abo habe, kann ich diese Velos für einen beschränkten Zeitrahmen benutzen», erklärt Erath. «Und in Luzern ist es so, dass solche Velo-Abos allen zur Verfügung stehen, die in Luzern wohnen und Steuern zahlen.»
Gerade die Idee, das Veloverleihsystem ins U-Abo zu integrieren, könnte laut Erath auch für Basel interessant sein. Als Beispiel nennt er eine Fahrt von Frenkendorf zum Bethesda Spital. Das bedeutet mit dem ÖV: zweimal umsteigen. «Wenn man nur einmal umsteigt und ein Velo am Bahnhof nimmt, würde man auch etwa zehn Minuten sparen.» Im Moment mache man das aber nicht, weil es teuer ist. «Es kostet fünf Franken extra. Wenn man ein U-Abo hat, macht man das nicht.» Wäre das Verleihsystem hingegen im Tarif integriert, würden das mehr Leute kombinieren – «und so vom Auto aufs Velo umsteigen», meint Erath.
Als Ersatz oder Ergänzung: Damit im Verkehr der Zukunft neben den grünen Bussen und Drämmli auch die roten Velos mitmischen, muss der Kanton nochmals in die Pedale treten.
Mitarbeit: Shahed Staub
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