Interview
Basel-Stadt

Veranstaltung abgesagt: Tanzcrew um Wherlock bangt um Gage

17.06.2024 18:07 - update 18.06.2024 08:04
Aliena Müller

Aliena Müller

Es hätte ein Openair-Spektakel werden sollen, nun bangen die Tänzer:innen um ihre Gagen. Die Veranstaltung «Ein Totentanz zu Basel» kann aufgrund des mageren Ticketverkaufs nicht stattfinden.

Tänzer:innen, ein Orchester, Solomusiker:innen, Sänger:innen und Tambouren: Sie alle hätten dazu beitragen sollen, auf dem Münsterplatz ein «einmaliges, künstlerisches Freilichtspektakel» auf die Beine zu stellen. Eine Balletthandlung mit musikalischer Untermalung zum 50. Todestag des ursprünglichen Komponisten des Stücks: Frank Martin.

Die Veranstaltung wird nun nicht stattfinden können, wie Baseljetzt berichtete. Der Grund: Trotz «intensiver Bemühungen und umfangreicher Werbemassnahmen» habe man nicht genügend Tickets verkaufen können.

Geht die Tanzcrew leer aus?

Zwölf Tänzerinnen und Tänzer probten zwei Monate lang intensiv für die Veranstaltung, welche nun ins Wasser fällt. Ende Mai erhielten sie die Nachricht, dass ihre Arbeit nicht präsentiert werden wird. Die Tänzer:innen hatten Dreimonats-Verträge mit der Totentanz GmbH abgeschlossen und standen plötzlich ohne Engagement da, wie die BaZ berichtet. Nicht nur finanziell sei dies ein grosser Verlust, sondern auch ein gravierender Rückschlag für eine Tanzkarriere, erklärt eine Tänzerin gegenüber der Zeitung.

Erst wurde noch auf eine Entschädigung gehofft, doch seit letztem Freitag sei klar, die Totentanz GmbH ist pleite.

Richard Wherlock, welcher die Choreografie für die Tanzcrew entwickelte, hat mit Baseljetzt über diese Wendung gesprochen.

Baseljetzt: Die Totentanz GmbH ist in Konkurs, was geht Ihnen bei dieser Meldung durch den Kopf?

Richard Wherlock: Wir sind natürlich alle sehr traurig, ich finde die ganze Situation sehr schlimm. Ich bin Basler und ich liebe diese Stadt und wir hätten ein tolles Sujet gehabt. Das können wir nun nicht machen, weil jemand versagt hat. Ich finde das wirklich unverschämt. Insbesondere, da die Leute leer ausgehen, die die ganze Arbeit gemacht haben.

Was bedeutet dieser Konkurs für Sie und ihre Tanzcrew?

Ich gehe einfach leer aus. Aber für mich ist wichtig, dass die Tänzer:innen, die wirklich die grosse Arbeit geleistet haben, ihr Geld bekommen. Sie haben bisher nur ein Drittel ihrer Gage erhalten und sie warten noch. Da geht es um zehntausend Franken pro Person, für 13 Personen.

Besonders als junge freischaffende Person erwartet man, wenn man einen Vertrag abschliesst, Ehrlichkeit und Integrität. Deshalb sind wir sehr enttäuscht.

Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Stadt Basel, die sich ja immer als «Kulturstadt» bezeichnet?

Wie gesagt, ich bin ein stolzer Basler geworden und immer noch. Dieses Sujet war unglaublich interessant und wir haben sehr hart gearbeitet. Ich habe rund acht Monate investiert in Recherche und vor allem die Zusammenstellung des Teams. Rund 250 Personen haben sich beworben.

Natürlich finde ich es extrem schade, ich habe immer von Basel geschwärmt, egal in welchem Land ich war. Ich bin immer noch stolz, Basler zu sein aber jetzt bezogen auf dieses Projekt bin ich nicht glücklich.

Wie geht es jetzt weiter mit Ihnen und Ihrer Tanzcrew?

Wir versuchen ein Crowdfunding zu machen und vielleicht eine offene Probe, bei der Spender:innen uns helfen können. Die Tänzer:innen hatten Auslagen, wie Versicherungen und Miete. Ich möchte, dass sie trotz der Situation stolz aus Basel weggehen können und sagen können «ich habe hier Hilfe bekommen».

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