
Vier Erkenntnisse aus dem deutschen TV-Duell
Baseljetzt
Millionen in Deutschland verfolgten die Diskussion. Das TV-Duell zwischen Kanzler Olaf Scholz und Herausforderer Friedrich Merz brachte hitzige Debatten, aber keinen klaren Sieger.
90 Minuten Schlagabtausch, viel Zahlenmaterial, ein paar Seitenhiebe: Das erste TV-Duell zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seinem Herausforderer Friedrich Merz (CDU) hatte durchaus Informations- und Unterhaltungswert. Wahlentscheidend dürfte es kaum sein.
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Kein klarer Sieger
Scholz trat mit dem Druck an, Boden gutzumachen. Die Umfragen zeigen seine SPD seit Wochen abgeschlagen bei 15 bis 18 Prozent, während Merz’ Union stabil zwischen 29 und 34 Prozent liegt. Das Duell hätte also eine Chance für eine Wende sein können. Doch laut Wahlforschern blieb diese aus. Die Forschungsgruppe Wahlen sah Scholz mit 37 zu 34 Prozent knapp vorn, aber ein Drittel der Befragten erkannte keinen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden.
Faktencheck: Fehler auf beiden Seiten
Merz und Scholz präsentierten sich gut vorbereitet. Der CDU-Kandidat griff mehrfach zu einem Spickzettel, um Scholz’ frühere Aussagen zu kontern. Doch trotz aller Vorbereitung unterliefen beiden Fehler: Merz behauptete fälschlicherweise, Scholz habe «weit über zwei Millionen irreguläre Migranten» ins Land gelassen. Tatsächlich registrierte die Bundespolizei zwischen Dezember 2021 und Januar 2025 nur rund 313’000 unerlaubte Einreisen. Scholz wiederum lag falsch mit der Aussage, der Januar 2025 habe die niedrigste Zahl an Asylgesuchen seit 2016 verzeichnet.
Stilfrage: Angriff oder Staatsmann?
Scholz, sonst für seine vorsichtige Rhetorik bekannt, setzte auf Konfrontation. Er unterbrach mehrfach die Moderatorinnen und nannte Merz’ Aussagen wiederholt lächerlich. Merz hingegen versuchte, staatsmännisch aufzutreten, wich Attacken aus und stellte Scholz selbst Fragen. Während Scholz kaum erkennbare Emotionen zeigte, konnte man Merz seine Reaktionen deutlicher ansehen.
Geringe Wirkung auf die Wahl
Im Gegensatz zu den USA haben TV-Duelle in Deutschland nur begrenzten Einfluss. Ein Personenkult um Kanzlerkandidaten bleibt aus, und die politischen Lager sind verhärtet. Die Umfragewerte haben sich in den vergangenen Monaten kaum bewegt, selbst nach Kontroversen wie der umstrittenen Abstimmung der Union mit der AfD im Bundestag.
Nächstes TV-Format mit mehr Dynamik?
Bis zur Wahl folgen weitere TV-Debatten, darunter am Sonntag eine Vierer-Runde mit Scholz, Merz, Grünen-Politiker Robert Habeck und AfD-Kandidatin Alice Weidel. Mit vier Personen im Studio wird es schwerer, gezielte Angriffe zu platzieren. Besonders spannend wird die Frage, wie Scholz, Merz und Habeck mit Weidel umgehen werden. Merz dürfte vermeiden, sich in eine Lagerbildung mit der AfD treiben zu lassen. Die Debatte könnte damit unberechenbarer werden als das bislang eher routinierte Duell.
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Thomy
Alles wird früher im Kalender……so hat Deutschland im Februar 2025 vielleicht schon M(a)erz ?
MatthiasCH
Die AfD in allen Positionen ausschliessen zu wollen wird nicht gelingen. Das treibt denen noch mehr Stimmen zu. Die Alternative zu Schwarz/Blau ist die Ampel. Und die will niemand mehr.
Diese elenden Koalitionen funktionieren nicht mehr. Die sollten sich an der Schweiz orientieren