Im Oktober 2023 erhöhte Surprise den Preis der Hefte von 6 auf 8 Franken, um die finanzielle Situation der Verkäufer:innen zu verbessern. Ein Jahr später zieht die Organisation Bilanz.

Im Oktober 2023 hat Surprise den Preis seiner Hefte von 6 auf 8 Franken angehoben, wodurch die Verkäufer:innen pro verkauftem Heft einen Franken mehr verdienen, wie der Tagesanzeiger berichtete. Ein Jahr nach dieser Preisänderung zieht die Organisation auf Anfrage von Baseljetzt Bilanz und betrachtet die Entwicklungen und Herausforderungen, die den Heftverkauf sowie die Rückmeldungen der Leser:innen beeinflusst haben.

Inflation und Digitalisierung

Im Durchschnitt seien rund zehn Prozent weniger Hefte verkauft worden als im Vorjahr, erklärt der Surprise-Mediensprecher: «Allerdings mussten wir aufgrund verschiedener Faktoren bereits in den letzten Jahren einen ähnlichen Rückgang hinnehmen.» Verantwortlich dafür seien vor allem gesamtgesellschaftliche Entwicklungen wie die angespannte Wirtschaftslage, der Trend zum bargeldlosen Bezahlen und das zunehmend digitale Leseverhalten. «Die Preisänderung auf 8 Franken hatte deshalb keinen signifikanten zusätzlichen Einfluss auf die Anzahl verkaufter Surprise-Hefte.»

Besonders wichtig zu erwähnen sei, dass die Verkaufszahlen der Hefte stark schwanken, so der Pressesprecher weiter: «Nur in der Adventszeit verkaufen wir regelmässig mehr Hefte als in den anderen Monaten.» In dieser Zeit sollen mehr Menschen auf öffentlichen Plätzen unterwegs sein und dadurch vermehrt auch an den Verkäufer:innen vorbeikommen. «Zudem sind sie in dieser Zeit eher bereit, soziale Anliegen wie den Surprise-Verkauf zu unterstützen».

Die Inflation sei jedoch einer der Hauptfaktoren für den Absatzrückgang, wie der Pressesprecher erläutert. «Krankenkassen, Mieten und Lebensmittel werden immer teurer, während die Einkommen stagnieren. Damit bleibt weniger Geld für nicht notwendige Ausgaben – und das merken wir beim Heftverkauf.»

«Ein kleiner Teil hatte Fragen oder war nicht bereit, den neuen Preis zu bezahlen»

Der Grossteil der Kund:innen zeigte Verständnis für die Preiserhöhung, da diese das Einkommen der Verkäufer:innen verbessern und den Fortbestand von Surprise langfristig sichern soll, wie der Pressesprecher sagt. «Ein kleiner Teil hatte Fragen oder war nicht bereit, den neuen Preis zu bezahlen.» Das sei bei einer Preiserhöhung normal und betreffe nur wenige Kund:innen.

Die Fragen der Kund:innen hätten sich vor allem darauf bezogen, warum der Preis um zwei und nicht nur um einen Franken erhöht worden sei, erklärt der Pressesprecher. «Den Schritt auf 8 Franken haben wir uns aber gut überlegt: 7 Franken als neuer Preis hätte die finanzielle Notlage unserer Verkäufer:innen zu wenig entlastet und auch wir als Verein hätten damit den Betrieb nicht langfristig sichern können».

«Durch die Erhöhung des Einkommens um 1 Franken pro Heft hat sich der Verdienst der Surprise-Verkäufer:innen deutlich verbessert». Pauschale Aussagen zum Verdienst seien jedoch aufgrund der Vielzahl individueller Faktoren schwierig, wie der Mediensprecher mitteilt.

Schulungen und Austausch

«Um die Verkäufer:innen auf die Veränderungen vorzubereiten, haben wir Schulungen angeboten, die in der Regel gut genutzt und positiv aufgenommen wurden», wie der Mediensprecher erklärt. Die Mitarbeiter:innen suchten zudem das direkte Gespräch, um im Vorfeld die meisten Fragen zu klären.

«Nach der Umstellung gab es natürlich vermehrt Rückfragen und Reaktionen der Kund:innen. Auch darauf haben wir die Verkäufer:innen vorbereitet und ihnen Informationsmaterial zur Verfügung gestellt, das sie abgeben konnten», wie der Mediensprecher weiter erklärt. Nach einigen Wochen habe sich die Situation eingependelt, «langfristige Anpassungen der Verkaufsstrategien waren nicht nötig».