
Von melancholischen Eseln bis zu bösen Zombies: Jeff Walls Ausstellung in der Fondation Beyeler
Baseljetzt
Die Fondation Beyeler präsentiert ab Sonntag 55 Werke des kanadischen Künstlers Jeff Wall. Es handelt sich dabei um Walls erste Werkschau in der Schweiz seit fast zwei Jahrzehnten.
Einsam und etwas verloren steht der Esel in der Ecke seines Stalls. Dieser könnte wieder mal eine Reinigung vertragen. Der Esel selbst erscheint in der Fotografie «A Donkey in Blackpool» von 1999 in einem melancholischen Gemütszustand in sich gekehrt, wie nicht von dieser Welt.
Ganz anders der Eindruck, den das fotografische Historienbild «Dead Troops Talk» von 1991/1992 hinterlässt. Zu sehen ist eine Horrorvision nach einem Anschlag auf eine Patrouille der Roten Armee in Afghanistan im Jahr 1986. Jeff Wall belässt es nicht bei der Darstellung der getöteten Soldaten, sondern lässt diese als Zombies böse lächelnd und mit ihren Fleischfetzen spielend weiter existieren.
Es sind dies zwei der gezeigten «cinematografischen» Fotoarbeiten von Jeff Wall, die in den elf nach stilistischen und inhaltlichen Merkmalen aufgeteilten Räumen der Fondation zu sehen sind. Gemeinsam ist den Werken, dass sich hinter ihnen ganze Geschichten verbergen, die man als Betrachter oder Betrachterin zusammenreimen kann. Oftmals wirken sie wie Videostills aus Filmen.
Hier kannst du sich selbst von einigen Werken von Jeff Wall, die in der Fondation ausgestellt sind, überzeugen:
Von seiner Intention geleitet
Wall selber verwendet den Begriff des «Cinematografischen», weil er stets das Dokumentarische der Fotografie mit dem Element einer zum Teil aufwändigen Inszenierung verbindet. Er gehe aber nicht mit einer fixen Idee an seine Arbeiten, sondern lasse sich von der Intention leiten, sagte Wall am Freitag an der Medienpräsentation der Ausstellung, die am Sonntag ihre Tore öffnen wird.
Diese Intentionen führen oftmals zu, oberflächlich betrachtet, ganz banalen Alltagsszenen. Oder aber zu Szenerien mit Bezug auf andere Kunstwerke, etwa auf Romane wie die Fotografie «After ‘Invisible Man’ by Ralph Ellison, the Prologue». Die Werke hat Wall meist mit nichtssagenden Titeln versehen, wie zum Beispiel «Monologue» für eine Zusammenkunft von drei Männern, die klar als Mafiosi zu erkennen sind.
Besondere Beziehung zu Basel
Zu Basel steht Wall in einer besonderen Beziehung. Bereits 1984 widmete die Kunsthalle Basel ihm eine Ausstellung. 2005 folgte eine grosse Retrospektive im Schaulager in Münchenstein, an die sich Wall sehr gerne zurückerinnert, wie er sagte.
Die dem Schaulager zu Grunde liegende Emanuel Hoffmann-Stiftung kaufte damals etliche Werke des Künstlers, die nun in der Ausstellung zu sehen sind, an der der Künstler tatkräftig mitgearbeitet habe, wie Fondation-Direktor Sam Keller sagte.
Die Ausstellung «Jeff Wall» ist noch bis 21. April zu sehen.
(jab/sda)
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