Von Verständnis bis Unmut: So reagiert Basel auf die neue Wagen-Regel am Zyschtig
©Bild: Keystone
Kinderfasnacht
Basel-Stadt

Von Verständnis bis Unmut: So reagiert Basel auf die neue Wagen-Regel am Zyschtig

09.09.2025 17:35 - update 09.09.2025 18:15
Valerie Zeiser

Valerie Zeiser

Der nächste Fasnachtszyschtig findet ohne grosse Waggiswagen statt. Dies aufgrund von Sicherheitsbedenken. Bei Wägelern kommt der Entscheid unterschiedlich an. Die Community hingegen befürwortet das Verbot.

Das Wichtigste in Kürze

  • Motorisierte Fahrzeuge dürfen am nächsten Fasnachtszyschtig nicht mehr teilnehmen
  • Die Kantonspolizei sagt, es wäre fahrlässig, alles so weiterlaufen zu lassen, ohne etwas zu regulieren
  • Die Pub-Rueche hingegen zeigen sich enttäuscht, dass den Kindern etwas weggenommen werde

Immer mehr Kinder wuseln am Fasnachtsdienstag durch die Gassen. Was erstmal nach einer erfreulichen Nachricht klingt, hat nun Konsequenzen für Wagencliquen: Wegen des erhöhten Risikos durch den grossen Andrang sind motorisierte Fahrzeuge künftig am Fasnachtszyschtig nicht mehr erlaubt. Das teilte die Kantonspolizei Basel-Stadt am Montag mit. Der Entscheid, der unter anderem Waggiswagen betrifft, die vom Traktor gezogen werden, hat die Kantonspolizei gemeinsam mit dem Fasnachts-Comité gefällt.

«Es sind Traditionen, die hier verloren gehen»

Die Interessengemeinschaft Waage (IG Waage) ist nicht erstaunt über den Entscheid. «Wir haben das erwartet», sagt Markus Schneiter, Obmaa der IG. Es könnte mit einem Vorfall an der diesjährigen Fasnacht zusammenhängen, bei dem der Traktor eines Waggiswagens nicht «verschalt» wurde. Die Verschalung schirmt den Traktor normalerweise von der Zuschauermenge ab. Die Kantonspolizei bestätigt diesen Zusammenhang nicht.

Die Wagenclique Pub-Rueche kann den Entscheid nicht nachvollziehen. «Wir haben jetzt schon 25 Anmeldungen von Kindern, die auf den Waggiswagen gekommen wären. Denen müssen wir jetzt absagen», sagt Hanspeter Lüdin, Obmaa der Clique. «Es ist eine grosse Enttäuschung, dass es den Kindern weggenommen wird.» Meistens hätten sich 20 bis 25 Kinder angemeldet. Aus ihrer Sicht sind die Sicherheitsbedenken nicht nachvollziehbar. «Wenn wir am Zyschtig mit dem Wagen fahren, dann sind zwei Erwachsene auf dem Wagen und alle anderen laufen vor, neben und hinter dem Wagen.» Hinzu komme, dass solche Aktionen auch immer für Nachwuchs gesorgt haben. «Wenn wir das jetzt nicht mehr machen können, könnte es schwieriger werden, in Zukunft Nachwuchs zu motivieren.»

25 Kinder pro Jahr auf Waggiswagen

Auch die Wagenclique Dachlugge-Spinner bedauert den Entscheid. Jeden Fasnachtszyschtig machen sie auf dem Marktplatz eine Waggisschule. Sie animieren Kinder, auf dem Wagen zu sein und bringen ihnen bei, wie sie Orangen und Räppli werfen können. «Dass wir das nicht mehr machen können, bedauern wir sehr», sagt Christian Biedert, Obmann der Dachlugge-Spinner. «Es sind Traditionen, die hier verloren gehen.» Biedert kann den Entscheid zugunsten der Sicherheit aber auch nachvollziehen. «Es war absehbar. Es wurden immer mehr Menschen und es wurde immer unübersichtlicher.» In den vergangenen Jahren habe es immer viele Augen gebraucht, die beim Fahren des Wagens Ausschau gehalten hätten.

Von Verständnis bis Unmut: So reagiert Basel auf die neue Wagen-Regel am Zyschtig
Die Pub-Rueche mit ihrem Wagen an der Kinderfasnacht 2025. Bild: Telebasel

Tatsächlich sei die Sicherheit auch das ausschlaggebende Argument für den Entscheid gewesen, sagt die Kantonspolizei auf Anfrage. «Es gab in den letzten Jahren am Fasnachtsdienstag immer häufiger eine Druggedde», sagt Mediensprecher Rooven Brucker. Viele Binggis seien sowieso sehr abgelenkt durch die Räppli und den Trubel. «Es ist zu gefährlichen Situationen gekommen mit grossen Wagen.» Bis jetzt sei aber noch nie ein schwerer Unfall passiert, und das möchte man auch beibehalten. «Es wäre fahrlässig, das weiterhin so laufen zu lassen, ohne etwas zu reglementieren.»

Diese Einstellung befürwortet auch ein Grossteil der Teilnehmenden an einer Baseljetzt-Umfrage: 70 Prozent sind für ein Verbot von Motorfahrzeugen am Fasnachtszyschtig, denn Sicherheit gehe vor. Über 150 Personen haben bis Dienstagnachmittag an der Umfrage teilgenommen.

«Jetzt muss man halt kreativ werden»

Natürlich wolle man den freien Geist der Fasnacht beibehalten, aber nicht auf Kosten der Binggis, sagt Polizeisprecher Brucker. Er verstehe aber, dass es in einzelnen Fällen schade ist, wenn diese Tradition nicht mehr stattfinden könne. «Es gibt Möglichkeiten und Alternativen, sonst muss es halt mit Muskelkraft gezogen werden», sagt Brucker. Dass jetzt kommuniziert wurde, hänge mit den Vorbereitungen zusammen. «Wir wollten kommunizieren, bevor die Wagencliquen anfangen zu bauen oder schon Sachen mit den Binggis planen.»

Das genaue Reglement für die Fasnacht erscheint etwa zwei Monate vor dem Morgestraich. Dort wird dann auch detailgetreu geregelt sein, welche Vorschriften nun für Waggiswagen am Fasnachtszyschtig genau gelten. «Jetzt muss man halt kreativ werden», sagt Markus Schneiter von der IG Wage. Wie die Waggis das Problem lösen, wird sich zeigen.

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Kommentare

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10.09.2025 05:29

Thomy

Am Zyschtig wo alles derf unorganisiert sy
e lebändigs Gnusch isch wo au si Raiz hett
Isch dää entschaid sicher verninftig
Und me wartet sicher nit bis es wägeme eso e riese Waage zem e Unfall kunnt das will jo e kaine

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09.09.2025 21:29

Tarantinoo

Am besten Autos generell auch verbieten, da es zu sehr vielen Unfällen kommt

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