
Von X zu Bluesky: Auch in Basel ist der Wechsel im Trend
Shahed Staub
Die Kurznachrichten-Plattform X steckt in der Krise. Reihenweise verlassen Prominente und Unternehmen die Plattform von Elon Musk und wechseln zu Bluesky. So auch in Basel.
Seitdem Elon Musk 2022 das Ruder bei X übernommen hat, blieb kein Stein mehr auf dem anderen: Neuer Name, neuer Algorithmus, neue Ausrichtung – Grund genug, dass sich teils weltbekannte Nutzer von der Plattform abwandten. Wohin? Zu Bluesky.
Einst gehörte Bluesky zu X, nun stibitzt es Mister X, Elon Musk, die Nutzer. Jedoch ist nicht alles neu: Die Benutzeroberfläche erinnert stark an X, Posts sind auf 256 Zeichen begrenzt und können Fotos oder Links enthalten – alles wie gewohnt. Was Bluesky jedoch besonders macht, ist seine Dezentralisierung. Ohne zentralen Algorithmus können die Nutzer selbst bestimmen, welche Inhalte sie sehen wollen. Oder eben nicht sehen wollen.
«Sali zämme» – Ich bin dann mal weg
Auch in Basel sind bereits prominente User auf die Plattform Bluesky umgestiegen. Beispielsweise Daniel Egli, alias «Sali zämme». Auf Twitter, wie er die App immer noch gerne nennt, postet er alles, was das rotblaue FCB-Herz bewegt. Seit einem Jahr ist er nun auch auf Bluesky angemeldet. Der Grund für den Wechsel ist simpel: «Elon Musk. Es war schnell klar, dass sich Twitter nach der Übernahme durch Musk ändern würde. Bestimmte Themen werden bevorzugt angezeigt, und die allgemeine Diskussionskultur entspricht nicht mehr meinen Vorstellungen». Am Ende würden nur die Beiträge angezeigt, die gut klicken, also viele Likes und Kommentare generieren. Beleidigende Inhalte würden zudem nicht mehr entfernt – mit der Begründung der Meinungsfreiheit. «Das ist doch nicht die Idee», kritisiert Egli.
Wer ist alles am Samstag bei der U21 am Start? #rotblaulive #fcbasel1893 #allizaemme #BrennefürdrFCB
— sali zämme (@salizaemme.bsky.social) 19. November 2024 um 16:40
Bei Bluesky sei das anders. Die Plattform zählt mittlerweile 20 Millionen User – doppelt so viele wie noch vor zwei Monaten. Diesen Boom spürt auch Egli, bleibt jedoch skeptisch: «Es wird sich zeigen, ob sich das langfristig durchsetzen wird. Letztlich geht es um die Menschen, die die Plattform nutzen. Die App kann noch so toll sein, aber wenn am Ende trotzdem alle bei Twitter bleiben, bringt das auch nichts». Ganz von Twitter will er sich noch nicht verabschieden, denn eine kleine Hoffnung schlummert noch in ihm: «Wenn es ein Twitter vor Elon Musk gab, wird es auch ein Twitter nach Elon Musk geben».
Benjamin von Falkenstein: «Die Filter auf X fehlen komplett»
Dass sich der Algorithmus auf der Plattform X geändert hat, bemerkte auch der LDP-Politiker Benjamin von Falkenstein. Er muss es schliesslich wissen: Der 24-Jährige ist in der Basler X-Bubble bekannt, seine über 8.000 Posts bieten der Stadtbevölkerung fast täglich Anlass zu Diskussionen. Einen Grund, die Plattform zu wechseln, hatte er bisher jedoch nicht, auch wenn er den Wandel von X kritisch betrachtet: «Ich verstehe, dass viele Benutzer die Plattform verlassen, irgendetwas ist in letzter Zeit seltsam. Die angezeigten Beiträge bewegen sich in den Lagern der Extreme. Es gibt viele sehr rechte oder sehr linke Posts – die Filter fehlen komplett». So komme es auch vor, dass Videos von Kriegsszenen plötzlich in seinem Feed auftauchten.
Einige Basler Politiker:innen wie Anina Ineichen, Jérôme Thiriet oder Kaspar Sutter sind bereits auf Bluesky aktiv. Für Von Falkenstein kommt dieser Schritt allerdings noch zu früh: «Für mich ist X im Moment immer noch der präsenteste Ort, wo Basel lokalpolitische Themen bespricht und die Medien es auch wahrnehmen». Sollten sich jedoch viele Politiker:innen von X abwenden und die Plattform wechseln, werde er natürlich nachziehen.
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seppertonni
Bestimmte Themen werden bevorzugt angezeigt, und die allgemeine Diskussionskultur entspricht nicht mehr meinen Vorstellungen übersetzt heisst das: „Ich kann mit anderen Meinungen, die nicht meiner Ideologie entsprechen nicht umgehen“ sehr schön.
Sonnenliebe
Stimmt nicht. Haben Sie dafür auch Beweise? Glaube kaum.