
Vor 80 Jahren erlebte Albert Hofmann durch Zufall den Flash seines Lebens
Jennifer Weber
Vor genau 80 Jahren entdeckte der Basler Chemiker Albert Hofmann durch Zufall die Wirkung von LSD. Diese Fakten zu Lysergsäurediethylamid musst du kennen.
Der Chemiker Albert Hofmann (1906-2008) hatte bei der Suche nach neuen Medikamenten vor genau 80 Jahren in seinem Basler Labor durch Zufall die berauschende Wirkung von Lysergsäurediethylamid (LSD) entdeckt. Mit dem Fund wurde Hofmann weltberühmt.
Horror-Trip auf dem Velo
Am 16. April 1943 stellte Albert Hofmann an sich selbst eine halluzinogene Wirkung fest, als er in seinem Labor in Basel mit LSD experimentierte. Er vermutete, dass er die Substanz über seine Haut unabsichtlich aufgenommen hatte. Drei Tage später, am 19. April, wollte der Chemiker dieses Erlebnis wiederholen. Hofmann nahm dazu 250 Mikrogramm LSD ein – ein Vielfaches der normalerweise wirksamen Dosis.
Hofmann bat seine Laborantin, ihn nach Hause nach Bottmingen zu begleiten. Weil sie kein Auto hatten, machten sie sich mit Velos auf den Weg. «Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad (…) nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen», beschreibt Hofmann später im Buch «LSD – Mein Sorgenkind» (1979).
Seine Assistentin habe ihm im Nachhinein erzählte, dass sie schnell auf dem Velo unterwegs waren. «Schwindel und Ohnmachtsgefühl wurden zeitweise so stark, dass ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen musste», schreibt Hofmann über den Horror-Trip weiter.

Es habe sich angefühlt, als wäre er von einem Dämon besessen, schreibt Hofmann: «Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen. (…) Die Substanz, mit der ich hatte experimentieren wollen, hatte mich besiegt. Sie war der Dämon, der höhnisch über meinen Willen triumphierte. Eine furchtbare Angst, wahnsinnig geworden zu sein, packte mich», heisst es im Buch weiter. Nicht nur sein Inneres habe sich anders angefühlt, auch das «Aussen». So erschien ihm seine Nachbarsfrau als «eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze».
Der 19. April ist seither als «Fahrradtag» bekannt und wird von LSD-Anhängern als Jahrestag gefeiert.
Eines der stärksten Halluzinogene
Lysergsäurediethylamid ist eines der stärksten bekannten Halluzinogene. Die Lysergsäure, ein Bestandteil von LSD, wird aus dem Mutterkorn gewonnen. Dies ist ein Pilz, der an Roggen und anderem Getreide wächst.
Zu den körperlichen Wirkungen gehören beispielweise erweiterte Pupillen, Schweissausbrüche oder Frösteln, Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit. Im psychischen Bereich bewirkt die Substanz unter anderem Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Beeinträchtigungen der räumlichen und zeitlichen Wahrnehmung, Euphoriegefühle, Angstgefühle und Psychosen. Selbst noch lange nach der letzten Einnahme und ohne Vorwarnung kann es zu sogenannten Flashbacks kommen.
Positive Wirkung bei Depressionen
Zwei moderate bis hohe Dosen des Rauschmittels LSD können nach einer Studie aus Basel bei mittel- bis schwergradiger Depression die Symptome lindern. Erste Ergebnisse dieser Studie wurden am vergangenen Freitag vorgestellt.
Für die Studie wurden 61 Patientinnen und Patienten mit niedrigen oder mit mittleren bis hohen Dosen LSD behandelt. Patienten und Behandelnde wussten nicht, wer in welcher Gruppe war (randomisierte, doppelblinde, Parallelgruppen-Studie). Für die Behandlung erhielten die Erkrankten ihre jeweilige LSD-Dosis zweimal im Abstand von vier Wochen.
Mehr dazu
Studien wie diese seien wichtig für die Zukunft von LSD und die vielseitigen Möglichkeiten, die sich bieten, wenn die Substanz als Medikament eingesetzt wird. Wie die Geschichte von LSD in Basel und weltweit weitergeht, ist noch offen. «Es muss noch weiter Forschung betrieben werden, um das Potenzial besser einschätzen zu können», sagte Studienleiter Felix Müller in einem Interview mit Baseljetzt im Januar 2023. «Aber wenn diese Studien gute Ergebnisse zeigen, wird LSD in einigen Jahren eventuell ein zugelassenes Medikament werden.» (jwe/sda)
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