Weg mit dem ganzen Grau: Jugendliche lassen Unterführung in Farbe erstrahlen
©Bilder: Lea Meister
Frenkendorf
Baselland

Weg mit dem ganzen Grau: Jugendliche lassen Unterführung in Farbe erstrahlen

24.05.2023 16:39 - update 26.03.2025 07:39
Lea Meister

Lea Meister

Die Bahnunterführung Frenkendorf-Füllinsdorf ist nicht gerade für ihre Attraktivität bekannt. Das wird sich jetzt ändern. Bis zum Ende der Woche erstrahlt die Unterführung dank Sek-Schüler:innen in neuem Glanz.

85 Mal hält ein Zug in Frenkendorf. Täglich. Rund 6’00 Menschen steigen jeden Tag ein oder aus. Manch einer geht zur Arbeit, andere gehen zur Schule. So auch die Schüler:innen der Sekundarschule Frenkendorf. Die Bahnhofsunterführung ist dabei Teil des Alltags von vielen. Der Bahnhof wurde zwar vor acht Jahren für 1,4 Millionen saniert, die Unterführung blieb aber.

Weg mit dem ganzen Grau: Jugendliche lassen Unterführung in Farbe erstrahlen
Die graue Unterführung ist jetzt farbenfroh gestaltet. Auf die laufenden Arbeiten weisen Zettel auf der gegenüberliegenden Wand hin. Bild: Lea Meister

Eine Unterführung, die ziemlich freudlos und grau daherkommt. Das fiel auch Yüksel Esen tagtäglich auf. Also nahm sie sich vor, das zu ändern. Sie unterrichtet an der Sek Frenkendorf bildnerisches Gestalten und holte den Sozialpädagogen Jonathan Erbacher und den Basler Künstler Daniel Zeltner ins Boot. Gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeiteten sie ein Konzept für eine Wandgestaltung in der Unterführung. Esen sagt: «Der zentrale Punkt dabei war, dass die Jugendlichen ihre Lebenswelt mitgestalten sollen.»

Weg mit dem ganzen Grau: Jugendliche lassen Unterführung in Farbe erstrahlen
Die Unterführung auf der Karte. Screenshot: Google Maps
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So sah die Unterführung vor der Umgestaltung aus. Bild: zvg

Formen aus dem Geometrie-Unterricht

Zwei Klassen im siebten Schuljahr bemalen bis zum 26. Mai die rechte Seite der Unterführung, die vom Bahnhof zur Schule führt. Die insgesamt 38 Jugendlichen werden dabei in Gruppen eingeteilt und von Esen, Erbacher und Zeltner gecoacht und begleitet. Immer zehn junge Leute arbeiten gleichzeitig an der Wand. Durch die abstrakte Stilrichtung des Kunstwerks sollen ganz bewusst Freiräume für die Gestaltung eröffnet werden und die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, sich kreativ ausleben zu können.

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Yüksel Esen zeigt den Jugendlichen, worum es heute geht: Das sorgfältige Umrahmen der Formen. Bild: Lea Meister

Das Endresultat wird aus Formen bestehen, welche die Schüler:innen aus dem Geometrieunterricht kennen: Linien, Kreise, Sterne, Vielecke, Vierecke. Ganz am Anfang des Gestaltungsprozesses standen Scherenschnitte. Die Formen, die daraus entstanden, wurden dann in ihrer Grösse verändert und zu einem Bild zusammengefügt. Einige dieser Formen werden dann auch über den Rahmen des Bildes hinausgehen, ihn sozusagen sprengen. Damit soll das Bedürfnis der jungen Leute widerspiegelt werden, aus ihrem Alltagsrhythmus auszubrechen.

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Die Wand wird mit Pinseln und Farbrollern gestaltet. Bild: Lea Meister

39 Meter Farbe

Der 13-jährige Raphaell ist begeistert vom Projekt und freut sich schon darauf, wenn er mit Freunden durch die Unterführung gehen und «sein» Schaffen bestaunen kann. «Ich werde dann daran zurückdenken, dass wir das gemeinsam erschaffen haben. Es ist eine Ehre für mich, dass wir die Erlaubnis bekommen haben, die Wand zu bemalen.» Auch Joana geniesst die kreative Woche sehr. «Es macht grossen Spass, die Wand zu gestalten.»

Das gemeinsame Projekt habe auch einen Einfluss auf den Klassenzusammenhalt. «Wir produzieren etwas, das mehrere Jahre bleibt und uns an die gemeinsame Zeit hier erinnern wird.» Ausserdem erhalte man immer wieder sehr positive Rückmeldungen von Passant:innen, die sich über die lang ersehnte Farbe in der Unterführung freuen.

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Raphaell freut sich darauf, mit seinen Freunden an der fertigen Wand vorbeispazieren zu können. Bild: Lea Meister
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Joana (links) und eine Klassenkameradin beim Ausfüllen relativ schmaler Formen. Bild: Lea Meister

Und tatsächlich, immer wieder bleiben Leute stehen und bedanken sich für die Arbeit der Schüler:innen, betonen, dass etwas Farbe in dieser Unterführung längst überfällig gewesen sei. Mit Pinseln und Farbrollern wird – nach einer kurzen Einführung von Yüksel Esen – losgelegt. In Overalls eingepackt machen sich die Jugendlichen an die 39 Meter lange Wand.

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Für die Arbeit an der Wand ist es von Vorteil, die eigene Kleidung gut vor Farbflecken zu schützen. Bild: Lea Meister

Farbtupfer für zahlreiche Menschen

Insgesamt kostet das Projekt rund 7’000 Franken. Die Farben wurden von der Firma Caparol gesponsert. Die SBB und die Gemeinde Frenkendorf seien von Beginn weg sehr positiv eingestellt gewesen und hätten den Prozess unterstützt, so BG-Lehrerin Esen.

In den kommenden Monaten und Jahren werden sich also zahlreiche Pendler:innen und Schüler:innen über den neuen Farbtupfer in ihrem Alltag freuen können. Sobald das Wandbild fertig ist, werden die Jugendlichen gemeinsam mit dem Projektteam und weiteren Gästen ein kleines Einweihungsfest veranstalten – voller Stolz und mit tollen Erinnerungen im Gepäck.

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