Weltbiodiversitätsrat fordert systemischen Wandel zur Rettung der Artenvielfalt
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Umweltschutz
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Weltbiodiversitätsrat fordert systemischen Wandel zur Rettung der Artenvielfalt

18.12.2024 16:18

Baseljetzt

In einem Bericht fordert der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) grundlegendes Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft. Es bräuchte einen «transformativen Wandel».

Ein solcher transformativer Wandel sei schwierig, aber möglich, hielten die über 100 Expertinnen und Experten aus 42 Ländern im am Mittwoch erschienenen Bericht fest. Nachhaltige Ansätze könnten dem Bericht zufolge bis 2030 weltweit 10 Billionen US-Dollar generieren und 395 Millionen Arbeitsplätze sichern.

Als Ursache für den Biodiversitätsverlust identifizierten sie unter anderem eine Übernutzung natürlicher Ressourcen, ökonomische und politische Ungleichheiten, eine zunehmende Entfremdung von Mensch und Natur und eine Fokussierung auf kurzfristige, individuelle Vorteile in der Gesellschaft. Bestehende Wirtschaftsmodelle und vorherrschende Denkweisen verfestigen demnach die Probleme.

«Wir haben jetzt breit abgestützte Evidenz dafür, dass der Verlust der Natur und der biologischen Vielfalt durch grundlegende strukturelle Probleme verursacht werden, die unsere Gesellschaften durchziehen», kommentierte Mialy Rann Andriamahefazafy von der Universität Genf den Bericht im Rahmen einer Medienkonferenz zum Bericht der Schweizer Akademie für Naturwissenschaften (SCNAT). Die Wissenschaftlerin war am Bericht beteiligt.

Fünf Strategien

Für den laut den Autorinnen und Autoren notwendigen Wandel werden im Bericht fünf Strategien vorgeschlagen. Erstens der Schutz und die Regeneration von Gebieten mit hohem Wert für Mensch und Natur. Zweitens systemische Veränderungen in den Haupttreibern des Biodiversitätsverlusts. Dazu zählen laut dem Bericht Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und andere Bereiche. Als dritte Strategie schlagen sie eine Veränderung der Wirtschaftssysteme zur Priorisierung von Natur und sozialer Gerechtigkeit vor. Dies erfordert laut den Expertinnen und Experten die Neugestaltung von Finanzsystemen, die Einführung nachhaltiger Indikatoren und die Beendigung von Subventionen, die der Biodiversität schaden.

Die vierte Strategie bezieht sich auf die Politik, diese soll laut den Autorinnen und Autoren integrativer und rechenschaftspflichtiger gestaltet werden. Wichtig ist laut den Expertinnen und Experten, dass alle Akteure, also Regierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einbezogen werden. Als fünfte Strategie wird für eine Neuausrichtung des Denkens hin zu stärkerer Verbundenheit zwischen Mensch und Natur plädiert.

«Ein einzigartiger Bericht»

«Die beinahe 150 Regierungen der IPBES-Vollversammlung hatten den Mut einen einzigartigen Bericht zu verabschieden», kommentierte Mitautor Iago Otero von der Universität Lausanne den Bericht laut SCNAT. «Alle müssen beitragen! Nach drei Jahren intensiver Synthese wissenschaftlicher Erkenntnisse weltweit haben wir verschiedene Massnahmen ermittelt, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu erzielen» fügte die ebenfalls am Bericht beteiligte Chinwe Ifejika Speranza von Universität Bern an.

Der Bericht, der auf der Vollversammlung des IPBES in der namibischen Hauptstadt Windhoek angenommen wurde, basiert auf über 7000 wissenschaftlichen Studien und Berichten. (sda/stz)

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19.12.2024 12:09

Sensifer

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