«Man ist hilflos»: Imker verliert wegen Asiatischer Hornisse ganze Bienenvölker
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Invasive Art
Baselland

«Man ist hilflos»: Imker verliert wegen Asiatischer Hornisse ganze Bienenvölker

27.11.2024 16:48 - update 25.03.2025 14:36
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Die Asiatische Hornisse richtet bei den Imkern in der Region massive Schäden an. Denn Bienen stehen auf dem Speiseplan des invasiven Insekts. Gleichzeitig knausert der Kanton mit den Geldern für die Hornissenbekämpfung.

Seit ihrem ersten Auftreten in der Schweiz im Jahr 2017 hat sich die Population der Asiatischen Hornisse in Europa explosionsartig ausgebreitet. Für Imkerinnen und Imker wird das invasive Insekt zunehmend zum Problem. Denn der Invasor macht gezielt Jagd auf Bienen, um seine Larven zu ernähren. Dadurch kann er ganze Honigbienenvölker in kurzer Zeit töten. Auch in der Region sind Imkerinnen und Imker von den Schäden betroffen.

Imker aus Hölstein erleidet Verluste

Welche Herausforderungen die rasche Verbreitung der Asiatischen Hornisse mit sich bringt, weiss Roger Degen aus Hölstein. Anfang September machte er bei seinem Bienenstand erstmals Bekanntschaft mit dem Riesen-Insekt. Und das hat es auf seine Honigbienen abgesehen. Anfangs sei das Ausmass noch überschaubar gewesen, doch der Druck nahm schnell zu. «Mitte Oktober konnte ich beobachten, wie pro Minute eine Biene aus dem Bienenstand abtransportiert wurde», erinnert sich Degen. Mithilfe des Bienenzüchterverbands beider Basel und dem Kanton konnte das Hornissen-Nest zeitnah geortet und letztlich vernichtet werden.

Dennoch verlor Degen fünf seiner insgesamt 25 Bienenvölker, weitere seien geschwächt. «Bis im Frühling werden wohl noch drei bis vier Völker dazukommen.» Aktuell sei die Lage wieder entspannter, sagt Degen. Doch die Sorge um den kommenden Frühling sei gross. Sollten im Frühjahr mehrere Nester in der Region sein, werde kein Bienenvolk diesem Druck mehr standhalten können. «Es macht mir Angst.»

Hoffen auf mehr Hilfe vom Bund

Zuständig für invasive Arten sind die einzelnen Kantone. Sie legen die Strategie zur Bekämpfung fest und gleisen entsprechende Massnahmen auf. Im Kanton Baselland widmet sich die Fachstelle Neobiota vom Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) der Bekämpfung der «Vespa velutina», wie sie im Fachjargon genannt wird. Der Zuständige Gabriel Stebler bestätigt eine deutliche Zunahme an Nestern in der Region. «Die Zahlen sind erschreckend und entwickeln sich wie befürchtet», sagt er gegenüber Baseljetzt. Allein im Landkanton gibt es mittlerweile über 30 Nester.

Über eine Meldeplattform können Imkerinnen und Imker oder Privatpersonen Sichtungen der Asiatischen Hornisse melden. Gemeinsam mit dem Bienenzüchterverband beider Basel werden dann Suchaktionen organisiert, um die Nester zu lokalisieren und im Auftrag des Kantons zu zerstören. Die beiden Basel arbeiten eng mit dem Bienenzüchterverband zusammen, sagt Stebler. Der enge Austausch mit den Imkerinnen und Imkern sei entscheidend für den Erfolg dieser Bekämpfungsmassnahmen, so Stebler. In anderen Kantonen gebe es diese Art der Kooperation kaum.

Die Asiatische Hornisse ganz aus der Region zu schaffen, sei aber unmöglich. «Bekommt man ein Gebiet frei davon, fliegen sie später wieder ein», erklärt Stebler. Um die Ausbreitung dennoch unter Kontrolle zu behalten, brauche es nebst guter Zusammenarbeit auch Geld. «Wir hoffen auf parlamentarische Vorstösse, damit vom Bund mehr Unterstützung kommt.»

Hornisse gefährdet Biodiversität

Auch der Bienenzüchterverband beider Basel blickt besorgt in die Zukunft. Laut Maria Corpataux, Ressortleiterin Zucht, hat sich die Zahl der Nester in der Region Basel im Vergleich zum Vorjahr gar verfünffacht. Die geplante Kürzung des Budgets für die Bekämpfung invasiver Arten sei fatal. «Das Geld reichte schon dieses Jahr nicht aus», sagt Corpataux, «obwohl viele Stunden an Freiwilligenarbeit geleistet wurden.»

Bekommt man die Ausbreitung des invasiven Insekts nicht in den Griff, seien die Aussichten düster. Schon jetzt sei die Bestäubungssicherheit in der Schweiz nicht gewährleistet, warnt Corpataux. Die Asiatischen Hornisse erhöhe den Druck auf alle Bestäuber, also auch auf Wildbienen oder Wespen. «Für die Biodiversität stellt das ein grosses Problem dar.»

Im Landrat tut sich was

Im September übergab die Baselbieter Regierung den Finanzplan an den Landrat. Nun liegt der Ball beim Parlament, das Budget zu beurteilen und Anpassungen vorzunehmen. Bereits an der kommenden Landratssitzung werden die Ausgaben für die Bekämpfung invasiver Arten erneut zur Debatte stehen. Konkret ist der hängige Vorstoss von Tim Hagmann traktandiert. Der GLP-Landrat fordert darin, dass die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen gegen die Hornisse, Tigermücke und Co. kontinuierlich überprüft wird.

Vor rund einem Monat reichte Hagmann zudem zwei Finanzanträge ein. Mit dem Ziel, die Kürzung des Budgets im Bereich Bekämpfung invasiver Arten rückgängig zu machen, sowie die bereitgestellten Mittel auf den vom Kanton effektiv berechneten Bedarf anzupassen. Beide Anträge zielen laut dem GLP-Landrat darauf ab, exponentiell steigende Folgekosten zu vermeiden.

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Kommentare

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29.11.2024 06:15

Thomy

Die Imker brauchen unbedingt die Unterstützung
für anderes wo weniger sinnvoll ist scheint es ja auch Geld vorhanden zu haben

2 0
28.11.2024 07:21

skywings2

Wenn es stimmt, dass finanzielle Unterstützungen gestrichen werden erachte ich das als absolute Katastrophe. Rechtsbürgerlich will halt lieber Autobahnen bauen und die Armee aufrüsten. Grotesker geht nicht.

3 0
28.11.2024 10:06

Sonnenliebe

Da sprechen Sie mir aus dem Herzen, ist auch meine Meinung für Autobahnen haben die Bürgerlichen Geld, für die Bioversität und die Entwicklungshilfe da fehlt es.

2 0
29.11.2024 09:18

skywings2

Und sarkastisch : Die Unternehmen in rechtsbürgerlichen Händen wollen halt für ihre Angestellten aus dem Ausland mehr Autobahnen.

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