«Wenn die Antibiotika-Therapie nicht anschlägt,  können wir die Infektion nicht stoppen»
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Unispital
Basel-Stadt

«Wenn die Antibiotika-Therapie nicht anschlägt, können wir die Infektion nicht stoppen»

13.11.2025 06:04 - update 13.11.2025 10:09
Giulia Ballmer

Giulia Ballmer

Bakterien werden zunehmend unempfindlich gegenüber Antibiotika. Diese sogenannte stille Pandemie stellt eine ernste Bedrohung dar, denn Antibiotika sind wichtige Wirkungsstoffe im Kampf gegen Infektionen.

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz sterben jährlich rund 300 Personen an antibiotikaresistenten Keimen
  • Ohne Behandlung mit Antibiotika kann selbst eine zunächst harmlose Blasenentzündung schwer verlaufen
  • Antibiotika werden in der Massentierhaltung gebraucht, dadurch wird das Resistenz-Netz grösser

Viele Menschen liegen wegen Infektionen im Spital. Häufig werden diese Patient: innen mit Antibiotika behandelt. Im Idealfall wirkt das Antibiotikum und man wird gesund. Aber nicht bei allen funktioniert die Therapie. Weltweit sterben jährlich rund 1,1 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Keimen, davon in der Schweiz etwa 300 Menschen, schreibt das Bundesamt für Gesundheit. Bei diesen Betroffenen schlägt das Antibiotikum nicht an. Man spricht von Personen mit einer Antibiotikaresistenz.

«Stille Pandemie»

Das Antibiotikum ist ein Stoff, der Bakterien abtötet und die Verbreitung verhindert. Es gehört zu den wichtigsten Behandlungsmechanismen bakterieller Infektionskrankheiten. Jedoch kam es in den letzten Jahren durch den intensiven Gebrauch von Antibiotika zu Resistenzbildungen. Das heisst, die Bakterien werden weniger empfindlich gegenüber dem Wirkstoff. Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, bezeichnet die gegenwärtige Situation daher als «stille Pandemie.»

Wichtiger Wirkstoff

«Wenn die Antibiotika-Therapie nicht anschlägt, dann haben wir ein grosses Problem. Dann können wir die Infektion nicht stoppen», betont die Chefärztin für Klinische Infektiologie am Universitätsspital Basel, Nina Khanna.

Der Wirkstoff ist also für die Menschen von grosser Bedeutung. Aus diesem Grund sei es wichtig, dass möglichst wenige Antibiotikaresistenzen auftreten. Infektionen wie Lungen- oder Blasenentzündung lässt sich gut mit Antibiotika behandeln, aber «wenn wir gar kein Antibiotikum mehr haben, das zur Verfügung steht und wir auch sonst keinen Weg haben, die Infektion zu bekämpfen, dann kann das bis zum Tod führen», erklärt die Chefärztin.

«Wenn die Antibiotika-Therapie nicht anschlägt,  können wir die Infektion nicht stoppen»
Nina Khanna ist Chefärztin Infektiologie am USB. Bild: Baseljetzt

Einen ebenso wirkungsvollen Ersatz für Antibiotika hätte man bis heute noch nicht gefunden. Bei antibiotikaresistenten Erregern versucht man zuerst, mit anderen Antibiotika die Erreger zu bekämpfen.

«Eine andere Möglichkeit ist, dass wir versuchen, den Ort der Infektion mit Operationen zu bekämpfen», erwähnt die Chefärztin. Besonders in Spitälern, wo solche Infektionen mit multiresistente Erregern behandelt werden, sei es wichtig, Infektionen durch Hygienemassnahmen zu reduzieren. Anne Lévy betont, wie wichtig ein sorgfältiger Umgang mit dem Wirkstoff für Patientinnen und Patienten ist. Man soll genau so viel einnehmen, wie verschrieben wird und die Antibiotika sachgerecht in der Apotheke entsorgen.

Antibiotika in der Massentierhaltung

Nicht nur in der Humanmedizin werden Antibiotika eingesetzt, sondern auch in der Massentierhaltung. Der Wirkstoff wird dem Futter beigefügt und soll die Verbreitung von bakteriellen Infektionen verhindern. Auf diese Weise wird das Antibiotikum jedoch unangemessen eingesetzt, wodurch sich das Resistenz-Netz vergrössert und sich auf die Menschen übertragen kann.

Strategie Antibiotikaresistenz

Die Wichtigkeit zur Bremsung der Antibiotikaresistenz wird auch vom Bund ernst genommen. Vor 10 Jahren wurde ein Programm lanciert, den sogenannten «One Health-Aktionsplan». Es sollte den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika in der Human – und Tiermedizin fördern soll, erklärt Anne Lévy. Das Universitätsspital Basel spielt dabei eine zentrale Rolle. Zusammen mit dem Biozentrum an der Universität Basel und der ETH Zürich erforschen sie neue Antibiotika und alternative Strategien zur Bekämpfung von resistenten Erregern.

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13.11.2025 12:31

Sonnenliebe

Antibiotika ist ein sehr wichtiges Thema, das sehe ich als Apotheker täglich. Leider wird es noch viel zu oft und unnötig verschrieben, auch scho bei einer leichten Blasenentzündung, wo es gar nicht nötig wäre. Dies müsste aufhören und eine strikte Hygiene wäre auch sehr wichtig in Heimen, Spitäler und auch bei uns.

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