Wiener-Prater-Geisterbahn feiert Comeback an der Basler Herbstmesse
Yannick Fuhrer
Die legendäre Wiener-Prater-Geisterbahn, einst Highlight der Basler Herbstmesse, kehrt dank eines Fördervereins zurück. Nach finanziellen Hürden und Crowdfunding wird sie ab Herbst wieder zum Leben erweckt.
Sie ist wohl eines der ältesten mobilen Fahrgeschäfte der Welt – die legendäre Wiener-Prater-Geisterbahn, die über Jahrzehnte hinweg ein fester und unvergesslicher Teil der Basler Herbstmesse war. Für viele Generationen war sie ein magischer Ort voller Spannung, Nervenkitzel und kindlicher Freude.
Doch seit 2019 ist die Bahn verschwunden: «Im Jahr 2020 gab es wegen Corona sowieso keine Herbstmesse. Danach führten persönliche und gesundheitliche Gründe meines Onkels dazu, dass die Geister eingeschlafen sind», erklärt Dylan Rossiter, Neffe des langjährigen Bahnbetreibers.
«Sehr beliebte Bahn»
Doch aufgeben kam nicht infrage. Die Betreiberfamilie suchte nach einem neuen Zuhause für die Geisterbahn, einem Ort, an dem sie wieder zum Leben erweckt werden kann. Doch die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht: «Die Bahn ist bei Schaustellern sehr beliebt, weil sie einzigartig und nostalgisch ist», sagt Rossiter. «Doch wirtschaftlich gesehen ist sie eine Herausforderung: Der Aufbau und Abbau dauern lange, was sich heutzutage kaum noch rentiert.»
«So fanden wir in den Schaustellerkreisen leider niemanden, der die Bahn übernehmen wollte», so Rossiter. Der nächste Schritt war, die Bahn online anzubieten – auf verschiedenen Verkaufsplattformen und in Foren. Doch überwiegend kamen unseriöse oder unkonkrete Anfragen. Bis Patrick Bachmann zufällig auf das Angebot stiess. Seit seiner Kindheit ist er ein leidenschaftlicher Fan der Geisterbahn, und die Vorstellung, dass sie vielleicht für immer verschwinden könnte, schmerzte ihn: «Ich war eigentlich nur mal kurz im Internet unterwegs und wollte sehen, was aus der Bahn geworden ist. Und dann entdeckte ich, dass sie tatsächlich zum Verkauf steht», erzählt Patrick mit einem warmen Lächeln, das sofort die nostalgische Verbundenheit zeigt.
Auch sein Bruder Dominik teilt diese Leidenschaft. Für beide war schnell klar: Diese Bahn ist nicht nur ein Fahrgeschäft, sondern ein wertvolles Kulturgut – ein Teil der Seele der Basler Herbstmesse, der unbedingt erhalten bleiben muss.
Rettung durch Förderverein
Mit dieser Überzeugung gründeten sie den Förderverein Geisterbahn Basel, um das Projekt zu retten und die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen. «Als wir auf die ehemalige Betreiberfamilie zugegangen sind, stimmte die Chemie sofort», berichtet Patrick weiter. Für Dylan Rossiter und seine Familie waren die beiden Brüder ein Glücksfall: Die Zusammenarbeit mit Dominik und Patrick Bachmann sei von Anfang an grossartig gewesen. «Als sie uns auch noch ein Foto aus ihren Kindertagen zeigten, auf dem die beiden die Bahn nachgebaut hatten, wussten wir, dass das die richtigen Leute für diese Bahn sind. »
Die Geisterbahn bleibt also weiterhin in Basler Händen. Doch der Weg ist noch lang. Der Verein steht mitten in einer Crowdfunding-Kampagne, um die notwendigen finanziellen Mittel für den Unterhalt und die Instandsetzung der Bahn zu sammeln. «Es ist unglaublich schön zu sehen, wie viele Menschen uns unterstützen», sagt Dominik Bachmann mit grosser Dankbarkeit. Knapp 80 Prozent des benötigten Betrags sei erreicht. «Wenn wir die rund 13’000 Franken zusammenbekommen, können wir mit gutem Gefühl weitermachen und die nächsten Schritte planen.»
Die Geisterbahn kommt zurück an die Messe
Die Vorfreude wächst: Seit wenigen Tagen ist klar, dass die Geisterbahn schon bald wieder an der Basler Herbstmesse zurückkehren wird: «Wir haben die Bewilligung bekommen! Das ist ein wunderbares Gefühl – als würde ein Traum wahr werden», strahlt Patrick. Und er hat auch schon konkrete Pläne, wie die Bahn künftig aussehen soll: «Optisch wollen wir das ursprüngliche, traditionelle Erscheinungsbild bewahren.» Gleichzeitig soll es aber auch die «eine oder andere kleine Überraschung» geben.
Ein kleines Comeback feierte die Geisterbahn anlässlich des 100. Geburtstag des Künstler Jean Tinguely. Seit Ende Mai lädt die Bahn im Solitude Park zu Fahrten ein. Die Grossinstallation im Gewand einer Jahrmarkt-Attraktion trägt den Namen «Scream Machines».
Nun kehrt im Herbst ein Stück lebendige Tradition zurück an die Basler Herbstmesse. Und ein Fahrgeschäft, das nicht nur Spass macht, sondern auch Erinnerungen weckt und Geschichten erzählt.
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DBaum
Die legendäre Kult-Geisterbahn ist zurück in Basel. Merci!
Thomy
Prima 👍