Gespaltene Meinungen: Passanten über das Aus von Barzahlung an Ticketautomaten
Jeremy Goy
Die Billettautomaten im TNW-Gebiet werden ausgetauscht. Zukünftig ist eine Barzahlung an den Automaten nicht mehr möglich. Die Meinung der Bevölkerung ist zwiegespalten. Einige begrüssen die Umstellung, andere haben Bedenken.
Seit Dienstag ist klar: Rund 500 neue Billettautomaten werden beschaffen. Dies bestätigt Milan Sedlacek, Leiter Verkehr der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) vor den Medien. Die Geräte hätten nach 20 Jahren nun ihre Lebensdauer erreicht und es wäre zudem schwierig, die Geräte aufrechtzuerhalten, da diverse Ersatzteile gar nicht mehr erhältlich seien. Die Billettautomaten sollen ab 2027 in Betrieb genommen werden.
Bei den neuen Geräten werde es jedoch eine grosse Änderung geben. So sollen sie kein Bargeld mehr entgegennehmen und Entwertungskarten werden nicht mehr abgestempelt werden können. Im Gegenzug werde es sogenannte Prepaid-Bezahlkarten geben. Auch für die Entwertungskarte sei eine Alternative vorgesehen.
«Veränderungen spalten immer die Meinungen»
Michael Harr, Geschäftsleiter von der Pro Senectute beider Basel sehe nicht nur negative Aspekte in der kommenden Veränderung. So seien vielleicht einige alte Menschen froh, dass sie ihr Portemonnaie nicht mehr mitten in der Stadt auspacken müssen, um an ihr Bargeld zu gelangen. «Die Entwicklung der Gesellschaft und die Entwicklung der Digitalisierung kann man nicht aufhalten», so Harr. Ihm sei bewusst, dass es für viele Menschen Schwierigkeiten mitbringen werde. Aus diesem Grund versuche die Pro Senectute diese Leute bestmöglichst bei dieser Entwicklung zu unterstützen.
Kostenlose Hilfe für Senioren bei Smartphone & Tablet
Ältere Menschen erhalten von der Pro Senectute beider Basel an sieben Standorten wöchentlich Unterstützung im Umgang mit Smartphones und Tablets. Sie lernen, Apps zu installieren, Routen zu finden, digitale Kommunikation zu verstehen und individuelle Fragen zu klären. Das Angebot findet in Basel (drei Standorte) sowie in Arlesheim, Riehen, Pratteln und Laufen statt. Dort stehen fachkundige Helfer:innen im Auftrag von Pro Senectute beider Basel bereit, um Fragen zu beantworten.
Wandel sei kein Hindernis
Jung und Alt denken bei der Diskussion rund um die Veränderung mehrheitlich gleich. «Ich bin 87 und für mich ist das überhaupt kein Problem», so Gerry Maurer gegenüber Baseljetzt. Die anderen älteren Personen können sich ebenfalls anpassen. Man müsse sich einfach ein wenig Bemühen in dieser Angelegenheit.
Ähnlich denkt auch Fabrice Frei. «Ich finde die Änderung gut. Ich bin jemand, der nie Bargeld dabei hat und mit Bargeld bezahlt.» So habe er noch nie einen Billettautomaten benutzt. Trotzdem sehe Frei die Problematik rund um die Senioren. Gerade ältere Personen hätten Mühe mit der Technik.
Sorgen um ältere Menschen
Erika Klein denke ebenfalls an diese Menschen. «Für mich ist die Änderung ok, aber ich denke, für viele ältere Menschen ist das ein Problem. An gewissen Stellen sollten weiterhin die alten Automaten zur Verfügung gestellt werden.» Der 90-jährige Walter Rohrbach bestätigt diese Aussagen. Auch er mache sich rund um den Wandel mit der Zeit sorgen. «Wir werden übergangen. Ich finde das nicht gut und viele in meinem Alter haben auch kein Handy.» So finde er, man könne auf die ältere Generation ein wenig Rücksicht nehmen.
Keine grosse Umstellung aber Herausforderung für ältere
Auch für Giuseppe Pavone aus Liestal werde es keine grosse Umstellung. «Ich persönlich nutze nur noch die Online-App und werde die Änderung vermutlich gar nicht bemerken. Ich kann mir aber vorstellen, dass ältere Menschen, die sich nicht gut mit Technik auskennen, die Automaten noch nutzen.» Wenn man an die älteren Menschen denken möchte, sei diese Änderung keine gute Idee. So haben viele ältere Personen auch kein modernes Handy mit den passenden Apps für online Zahlungen. Man solle immerhin noch ein paar wenige Automaten so stehen lassen. Eine Alternative wäre, den älteren Menschen Schulungen anzubieten, erklärt Pavone.
Erst im Jahr 2027 wird sich dann zeigen, wie sich die Situation entwickelt und wie ältere Menschen mit der bargeldlosen Bezahlung zurechtkommen.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Thomy
Die Abhängigkeit auf den Verlass des Internet und Strom auch ein Händy kann mal ausfallen da steht man dann da und kommt nicht weiter
Auch ältere wollen vermutlich doch reisen in andere Städte
Habe ein Jahres Abo und bin auch sonst ausgerüstet aber es muss für jeder Mensch den Zugang mit dem einfachsten Mittel geben das ist ein Grundrecht das soll so bleiben und darf was kosten
Sonnenliebe
Für einen ÖV-Betrieb sind ein niederschwelliger Zugang und unterschiedliche Zahlungsmöglichkeiten wichtig. Nun wird aber einem von der öffentlichen Hand hoch subventionierte Betriebe das Bargeld als Zahlungsmittel ausgeschlossen, das geht nun gar nicht. Sozial benachteiligte und ältere Personen, auch Randständige möchten weiterhin mit Münzen und Noten bezahlen können. Der Service der BVB nimmt ab zugunsten Schwacher, das ist traurig.