Zürich will nichts von FIFA-Wegzug wissen
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Zürich will nichts von FIFA-Wegzug wissen

16.05.2024 09:27 - update 16.05.2024 10:57

Baseljetzt

Die Fifa-Delegierten stimmen beim Kongress in Bangkok am Freitag über eine Statuten-Revision ab, die den Wegzug des Hauptsitzes aus Zürich ermöglichen würde. Die Schweizer Delegation stimmt dem nicht zu.

Dominique Blanc, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), würde einen Wegzug aus Zürich bedauern. «Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Fifa, und wünschen uns natürlich, dass der Hauptsitz hier bleibt», sagte er auf Anfrage von Keystone-SDA.

Daher werde sich die Schweizer Delegation in der Abstimmung «enthalten oder dagegen stimmen». Um die guten Beziehungen nicht zu gefährden, will der Waadtländer, der sich bereits in Bangkok befindet, noch das Gespräch mit Verantwortlichen der Fifa suchen.

Ein Verein mit Steuerrabatt

Für Blanc ist klar, dass beide Seiten voneinander profitieren. Die Schweiz nicht zuletzt von den Arbeitsplätzen und dem engen Austausch mit dem Weltverband. «Die Schweiz geniesst einen guten Ruf als Sitz für internationale Verbände. Würde die Fifa wegziehen, würde dies dem Ansehen schaden», so Blanc.

Umgekehrt hebt der 74-Jährige die «hervorragenden infrastrukturellen, politischen und rechtlichen Bedingungen» hervor, welche die Fifa in der Schweiz geniesse. Die Fifa ist als Verein im Handelsregister eingetragen und profitiert deshalb von einem grosszügigen Steuerrabatt.

«Die Fifa ist in der Schweiz glücklich»

Die Fifa selber reagierte bereits auf die Medienberichte. «Die Fifa ist in der Schweiz glücklich», liess Mediendirektor Bryan Swanson verlauten. Tatsächlich würde die Fifa derzeit die Eröffnung von Aussenstellen an anderen Orten in der Schweiz erwägen und somit eine Ausweitung der Präsenz im Land. «Bis unsere Mitglieder etwas anderes entscheiden, bleibt Zürich unser Hauptsitz.»

Die Fifa-Mitteilung enthielt aber auch eine ungewohnte Schärfe. «Wenn sich weiterhin falsche und irreführende Behauptungen gegen die Fifa richten, denken unsere Mitgliedsverbände möglicherweise, dass wir in Zürich nicht willkommen sind.»

Die Zürcher Stadtregierung ist über die beantragte Statuten-Änderung informiert. Von allfälligen Wegzugsplänen weiss sie bisher aber nichts. Weil es sich bei der Fifa um eine private Institution handle, wolle sich die Stadtregierung auch nicht weiter dazu äussern, teilte sie auf Anfrage mit. Der Weltfussballverband wurde 1904 in Paris gegründet. 1932 zog er nach Zürich. (sda/maf)

Dominique Blanc im Kurzinterview

Zürich will nichts von FIFA-Wegzug wissen
Bild: Keystone

Dominique Blanc, wie haben Sie die Diskussionen um die mögliche Statuten-Revision und dem möglichen Wegzug der Fifa aus Zürich miterlebt?

Blanc: «Mit grossem Interesse und grossem Engagement. Ich wurde jedoch nicht sehr oft darauf angesprochen. Ausserhalb der Verbände aus Zentraleuropa stösst dieses Traktandum auf wenig Interesse.»

Wie ist die Position des SFV?

Blanc: «Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Fifa und wünschen uns natürlich, dass der Hauptsitz in der Schweiz bleibt. Und wir waren auch etwas überrascht, dass die Option eines Wegzuges in Betracht gezogen wird. Allerdings geht es in dieser Thematik nicht um fussballerische Interessen, es geht um Politik. Wir vom SFV wissen nicht, welche Gespräche es zwischen der Fifa und den Behörden gegeben hat.»

Wie werden Sie abstimmen?

Blanc: «Wir besprechen uns diesbezüglich noch, aber wir werden uns enthalten oder dagegen stimmen. Diese Haltung wollen wir der Fifa und den uns nächsten Verbänden noch genau erläutern. Denn wir wollen die guten Beziehungen nicht gefährden.»

Welche Auswirkungen hätte der Wegzug der Fifa aus Ihrer Sicht?

Blanc: «Auf unseren Verband hätte der Wegzug keine direkten Auswirkungen. Trotzdem würden wir es sehr bedauern. Die Fifa behandelt alle Mitglieder gleich, dennoch sind die praktischen kurzen Wege zu den Institutionen Fifa (Zürich) und Uefa (Nyon) ein Vorteil für uns. Sie ermöglichen einen sehr engen Austausch. Die Schweiz geniesst einen guten Ruf als Sitz für internationale Verbände. Würde die Fifa wegziehen, würde dies dem Ansehen schaden. Und das Risiko eines Domino-Effekts darf nicht unterschätzt werden. Zudem bringt der Hauptsitz in Zürich mit 500 Arbeitsplätzen auch viele wirtschaftliche Vorteile, wie eine erhebliche Wertschöpfung für unser Land durch die Einnahmen aus Weltmeisterschaften und anderen Grossanlässen. Allerdings wäre ein Wegzug auch für die Fifa schade. Sie findet in der Schweiz hervorragende infrastrukturelle, politische und rechtliche Bedingungen vor.»

Welches Abstimmungsergebnis erwarten Sie?

Blanc: «Das kann ich nicht sagen. Wie gesagt: Ein möglicher Wegzug der Fifa aus der Schweiz ist ausser bei den europäischen Verbänden kein grosses Thema. Das dürfte aber auch Beleg dafür sein, dass sie mit der bestehenden Situation zufrieden sind.» (sda)

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