
184 Tage Grün 80: Vor 43 Jahren öffnete die wichtigste Naturausstellung ihre Tore
Lea Meister
Es war die wichtigste und die nachhaltigste Naturausstellung für Basel: die Grün 80. Am 12. April 1980 öffnete sie ihre Tore. Drei Millionen Eintritte wurden verkauft. Eine seither unerreichte Zahl.
Über fünf Jahre lang hatten die Aufbau- und Vorbereitungsarbeiten für die 2. Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau – Grün 80 gedauert. Am 12. April 1980 öffnete sie dann endlich ihre Tore. Und sie wurde regelrecht überrannt, denn es wurden drei Millionen Eintritte verlauft. Eine Zahl, die die Messe in eine, bis heute, eigene Liga katapultierte.
Auch der Blick auf die verkauften Dauerkarten, die den Eintritt während der ganzen Messezeit, was 184 Tage waren, ermöglichten, liess die Organisatoren blinzeln: 60’000 Stück wurden verkauft, gerechnet hatte man mit vielleicht 25’000.

Mit der Messe verfolgte die Region drei Ziele: «Dem Menschen unserer Tage Freude zu schenken, ihm die Augen für die Natur zu öffnen und ihn zum Nachdenken über sich selbst und seine Welt einzuladen.» Dies die Worte des Ausstellungspräsidenten Richard Tschan.
Der Mensch und die Natur
Der höchste Ehrengast und Schirmherr der Grün 80 war damals Bundespräsident Georges-André Chevallaz. Mit grüner Gärtnerschürze und einer grossen Gartenschere schnitt er die symbolische Hecke vor dem Haupteingang beim St. Jakob durch. Er durfte danach auch die Festrede halten. Dabei sagte er unter anderem: «Am Ende des 20. Jahrhunderts haben in der Hast der Spekulation erstellte, städtebaulich meist zu spät erfasste Betongebilde, Stahlskelette und Glaswände die Grünflächen zurückgedrängt, erstickt oder zwischen den vier Mauern eines Hinterhofes eingepfercht. Die Wiesen dienen nur noch
den sonst ihrer Bewegungsfreiheit beraubten Hunden und den Spielen trauriger Grossstadtkinder. Die Allee, wo man unter den Bäumen lustwandelte und wo Gartenwirtschaften zum Verweilen lockten, musste der Autorennbahn weichen, mit ihrem Lärmpegel und ihrem Geruch nach Bleibenzin…»

Der Mensch des 20. Jahrhunderts brauche aber die «Grüngürtel», die mageren Grünflächen der Sportplätze, die kleinen Vorgärten, die Stadtgärten und sogar die Zimmerpflanze. So waren es fünf Kernaussagen, die die geistige Grundlage der Grün 80 bildeten: Der Mensch lebt mit der Natur. Der Mensch erfreut sich an der Natur. Der Mensch lebt von der Natur. Der Mensch lernt von der Natur. Der Mensch ist ein Teil der Natur.
Besuch der Queen als Highlight
Ihren Höhepunkt erlebte die Grün 80 bereits 20 Tage nach der Eröffnung. Die Queen of England besuchte auf eigenen Wunsch die Ausstellung in der Schweiz. Am Morgen des 1. Mais fuhr die königliche Wagenkolonne vor. Zusammen mit ihrem Mann, Prinz Philipp von Edinburgh und ihrem Hofstaat begab sich die Queen auf einen Rundgang und pflanzte gemeinsam mit ihrem Mann eine Blutbuche zum Andenken an den Besuch.


In der Zeit zuvor war der Queen ihre Distanziertheit vorgeworfen worden. Dieser wollte sie bei ihrem Besuch in der Schweiz entgegenwirken, indem sie vor der Villa Merian viele Fans glücklich machte, die dort mit Fähnchen und laut klatschend auf sie warteten. In Brüglingen waren an diesem 1. Mai 80’000 Besucher:innen gezählt worden.

Um ein Haar ereignete sich eine Katastrophe
Praktisch alle damaligen Bundesräte waren ausserdem mindestens einmal in der Grün 80. Und kurz vor Schluss kam es noch fast zu einer Katastrophe, denn am letzten Dienstag der Ausstellung, am 7. Oktober, fand eine Gärtnerin zwischen den Hinterbeinen des bekannten Dinos einen Sprengsatz. Dieser konnte von Spezialisten der Polizei entschärft und eine Explosion somit verhindert werden. Der betroffene Teil des Geländes blieb an diesem Tag geschlossen. Die Täter wurden nicht gefunden.
Kurz nach dem Ende der Grün 80 wurde viel über die Nachnutzung diskutiert. Heute kann man sagen: Die grüne Oase am Stadtrand wird von Gross und Klein genutzt und geliebt. Jedes Kind kennt den Dino, die Spaziergänge um die kleinen Seen und an den grossen Grünflächen vorbei, tun manch einem ehemaligen «traurigen Grossstadtkind» gut. Eine grüne Oase mit grosser Geschichte sozusagen.
Die Informationen dieses Artikels stammen aus dem Basler Stadtbuch.
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