
Als der TGV zum ersten Mal von Basel nach Paris fuhr
Tim Meyer
Wir schreiben den 10. Juni 2007: Mit dem TGV-Anschluss steigt Basel in die Liga der grossen Eisenbahnknoten Europas auf. An diesem Tag fühlt sich Paris so nahe an, wie noch nie.
Natürlich nur, wenn man auch konsequent mit dem Zug unterwegs ist. Das Flugzeug lassen wir hier mal weg. Ganze 90 Minuten können auf der Strecke zwischen Basel und Paris nun gespart werden, sagte damals der Basler Regierungsrat Ralph Lewin. Mit dem TGV Lyria, dem französischen Train à grande vitesse, in dreieinhalb Stunden beim Eifelturm. Pro Tag fuhren auf der direkten Strecke vier Zugpaare.
Dafür musste aber auch tiefer ins Portemonnaie gegriffen werden. Es gab eine Preiserhöhung von bis zu 50 Prozent. Vor dem 10. Juni kostete eine einfache Fahrt in der 2. Klasse nach Paris (über Belfort und Troyes) 88 Franken. Die Fahrt mit dem TGV war um einiges teurer und lag bei rund 140 Franken. Dieser Preis hat sich mehr oder weniger bis heute gehalten.
Flugzeuge spürten den Zug im Nacken
Ganz weglassen können wir das Flugzeug aber doch nicht. Die neue und deutlich schnellere Zugverbindung kam bei den Reisenden sehr gut an. In den ersten sieben Monaten lag die Auslastung des TGV’s bei 90 Prozent. Weniger Freude daran hatten die Fluggesellschaften. Diese spürten den Erfolg des Zuges und mussten einen Rückgang der Passagierzahlen auf dieser Strecke hinnehmen.

Die Spontanität und Einfachheit des Zuges kam mit dem TGV zum Vorschein. Ohne Check-In und dem Gefühl, man müsse schon zwei Stunden vor Abfahrt beim Perron stehen. Und der 10. Juni war der perfekte Tag, um die Strecke zwischen Basel und Paris zu lancieren – besonders für Schlafmützen.
Showdown zwischen Nadal und Federer
Wer ausgerechnet am 10. Juni 2007 verschlafen hat – und zufälligerweise ein Ticket für den Final der French Open auf dem Nachttisch liegen hatte – musste trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken. Mit dem TGV war es theoretisch möglich, noch rechtzeitig das Finale zu erreichen. Und zwar in Roland Garros, wo sich Nadal seinen dritten Titel in Serie holte.
Der Spanier dürfte in der Kabine ausgelassen gefeiert haben. Vielleicht drehte sogar jemand die Speaker auf und liess den Song Umbrella von Rihanna laufen. Dieser belegte an diesem Tag nämlich gerade Platz eins in den Charts.
Auf der anderen Seite musste sich Federer in vier Sätzen geschlagen geben. So wartete der Basler weiterhin auf seine erste «Coupe des Mousquetaires», die er erst zwei Jahre später zum ersten und einzigen Mal gewann. Nach der bitteren Niederlage fuhr er höchstwahrscheinlich nicht mit dem TGV nach Hause. So bleibt der 10. Juni 2007 ein Freudentag für die Basler Mobilität, mit einer Prise sportlicher Enttäuschung.
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