Avdullahu-Berater Sascha Fischer zum Kosovo-Entscheid: «Für die Nati muss man mit vollem Stolz spielen»
Yannick Fuhrer
Der ehemalige FCB-Spieler Leon Avdullahu wird künftig nicht mehr für die Schweiz, sondern für den Kosovo spielen. Im FCB Total erklärt sein Berater Sascha Fischer die Gründe für diese Entscheidung.
Die erste Natipause der neuen Saison steht an. Im ersten WM-Qualifikationsspiel trifft die Schweiz im Joggeli auf den Kosovo. Zum ersten Mal für den Kosovo auflaufen, könnte am Freitag Leon Avdullahu. Der ehemalige FCB-Mittelfeldspieler hatte sich vor der Länderspielpause dazu entschieden, künftig für den Kosovo aufzulaufen. Berater Sascha Fischer erklärt seinen Entscheid: «Grundsätzlich ist es nicht gegen die Schweiz per se, sondern eine Entscheidung für den Kosovo. Die ganze Entscheidung ist ihm sehr, sehr schwierig gefallen. Es war ein langer Prozess, in dem wir das diskutiert haben. Die Exponenten des Verbandes waren sehr, sehr engagiert. Muri hat eine tolle Arbeit geleistet, soweit ich das kann und muss beurteilen. Peter Knäbel hat sich selber auch noch eingeschaltet. Sie haben wirklich nichts unversucht gelassen.»
Mit der Schweiz ist die Chance an grossen Turnieren dabei zu sein höher als mit dem Kosovo. Avdullahu wolle aber mithelfen, die Nati des Kosovos noch weiter voranzutreiben: «Er sagt sich, die Perspektive der Schweiz ist unglaublich, eine ganz tolle Nation, ich bin hier aufgewachsen. Aber ich habe auch Wurzeln im Kosovo, die mir etwas bedeuten und die ich etwas zurückgeben möchte», erklärt Fischer. Er wolle ein Vorbild sein für junge Spieler: «Sein Gedanke ist, mit seiner Reputation, Migrant sozusagen, zwar in der Schweiz geboren, aber mit Migrationshintergrund, der es in die Bundesliga geschafft hat über den FC Basel. Ich möchte mit dem etwas bewegen und ich möchte ganz vielen Menschen, jungen Fussballern im Kosovo den Weg aufzeigen, dass man etwas reissen kann, wenn man es wirklich will.»
Für FCB-Experte Erni Maissen ist klar: Wenn ein Spieler nicht zu 100 Prozent für ein Land spielen will, sollte man ihn auch nicht dazu zwingen: «Ich bin einfach der Meinung, wenn ein Spieler nicht für die Schweiz spielen will, mit ausländischem Hintergrund, dann muss man ihn auch nicht versuchen zu überreden. Dann ist das ein Entscheid von dem Spielen, der soll für das Land spielen, für das sein Herz schlägt.» Fussballerisch sei es für die Nati aber klar ein Verlust, sagt Maissen: «Für die Schweiz wäre er sicher ein wertvoller Spieler geworden, da bin ich überzeugt. Das hat man bereits beim FCB gesehen und jetzt auch mit seinem Sprung in die Bundesliga. Das hätte ein Durchschnittsspieler nicht geschafft.»
Für Sascha Fischer gab es bei den Gesprächen mit seinem Schützling drei Punkte: «Der erste Punkt ist klar: Was ist Business-technisch besser für den Marktwert?Was ist besser für Future Sell? Was findet vielleicht der Club, in dem du aktuell spielst, vorteilhafter für die Zukunft? Der zweite Teil war der Sportliche. Und der dritte Teil ist die Herzgeschichte. Für die Nati aufzulaufen muss man mit vollem Stolz machen und mit voller Überzeugung. Und Leon hat sich jetzt einfach für die Kosovo entschieden. Aus dieser Überzeugung und hat die anderen zwei Säulen der Entscheidung ganz anders gewichtet, als ich aus meiner Perspektive.» So wird Avdullahu künftig also in blau statt rot auflaufen. Sein Debüt könnte er bereits am Freitag geben und das ausgerechnet im Joggeli gegen die Schweiz.
Mit dem Meister- und Cuptitel zum Bundesliga-Stammspieler
Nach dem Meistertitel und dem Cupsieg in der vergangenen Saison mit dem FCB stiess Avdullahu dann sehr schnell in die Bundesliga zur TSG Hoffenheim. Der Wechsel sei sehr gut durchdacht gewesen, sagt Fischer: «Leon ist ein Spieler, der schon 80 Spiele für den FCB gemacht hat. Man kann lange darüber diskutieren, wann der richtige Zeitpunkt ist, um zu wechseln. Aber es ist nicht nur das Wenn, sondern auch wohin. Leon hatte bereits im Sommer Angebote von anderen Klubs, die vielleicht nominell wesentlich grösser gewesen wären als die TSG Hoffenheim. Leon ist aber ein sehr intelligenter, bodenständiger, weitsichtiger Typ. Sein Transferwunsch war ganz klar, dass er zu einem Klub wechseln wollte, wo er eine tragende Rolle spielen wird.» Dazu sei auch wichtig gewesen, dass er die komplette Vorbereitung mit seinem neuen Klub absolvieren kann und somit hatte das Gesamtpaket bei der TSG Hoffenheim am besten gepasst.
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pserratore
Sehr interessant!
Hoschi
Ein interessantes Gespräch.