Barrierefreie Haltestellen: Basel hinkt mindestens 10 Jahre hinterher
©Bild: Keystone
Barrierefreiheit
Basel-Stadt

Barrierefreie Haltestellen: Basel hinkt mindestens 10 Jahre hinterher

02.12.2023 07:03 - update 02.12.2023 20:11
Florian Scheller

Florian Scheller

Sämtliche Haltestellen sollen bis Ende 2023 barrierefrei werden. Obwohl an den ÖV-Gleisen gerade fleissig gebaut wird, bleiben behindertenfreundliche Veränderungen an den Haltestellen aber bisher aus. Warum?

Die Gleisabreiten in Basel sind kaum zu übersehen. Sei es durch die Totalsperrung der Schifflände im September oder durch den täglichen Verkehrskollaps am Voltaplatz. Erst Anfang vergangener Woche ist ein Auto bei der Haltestelle Brausebad an der Kreuzung Spalenring/Austrasse in die offenen Tramgleise gefahren. Das 1er-Tram musste auf eine Alternativroute ausweichen. In der Folge kam es zu Verspätungen im ohnehin stark belasteten Berufsverkehr.

Barrierefreie Haltestellen: Basel hinkt mindestens 10 Jahre hinterher
Autos stehen bis auf die Dreirosenbrücke. Bild: Baseljetzt

Baustellen in der Stadt belasten den bereits knappen öffentlichen Raum zusätzlich. Ziel sollte es daher sein, Baustellen auf ein Minimum zu reduzieren. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Gleise müssen erneuert, Strassen neu asphaltiert und Leitungen saniert werden. Baustellen wird es also immer geben. Abhilfe könnte eine bessere Koordination der verschiedenen Bauvorhaben schaffen. Ein Ansatz, der bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) und im Basler Bau- und Verkehrsdepartement noch nicht ganz angekommen zu sein scheint.

Warum wurden die Haltestellen nicht erneuert?

Als Fahrgast des Basler Tram- und Busnetzes mag man sich fragen, warum bei den umfangreichen Gleisarbeiten, sei es am Voltaplatz, am Barfüsserplatz, an der Schifflände oder am Brausebad, die Haltestellen nicht gleich barrierefrei umgebaut werden. Quasi: Zwei Bauprojekte mit einer Baustelle. Doch so einfach ist es nicht. Für den Unterhalt der Gleise sind die BVB zuständig. Für die Haltestellen hingegen der Kanton.

Eine mangelnde Koordination zwischen den BVB und dem Bau- und Verkehrsdepartement sei nicht das Problem. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, wie von beiden Seiten betont wird. Der Umbau von Haltestellen sei in den meisten Fällen viel komplizierter und aufwändiger. Das führe zu Verzögerungen. Die BVB könnten aber nicht warten, bis die zum Teil jahrelangen Planungsprozesse des Kantons abgeschlossen seien.

«Wollte man nur noch in gemeinsamen Projekten bauen, würde in Basel gar nicht mehr gebaut», prophezeit Grossrat Raphael Fuhrer, Präsident der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission. In diesem Sinne ist eine perfekte Koordination der verschiedenen Bauprojekte gar nicht möglich, so der Fachmann.

Barrierefreie Haltestellen wären «komfortabel»

Der Grund für die Baustellen ist an der Schifflände, Voltaplatz und Brausebad der gleiche. Die BVB mussten die in die Jahre gekommenen Gleise erneuern. Eine Notwendigkeit, die in regelmässigem Abstand anfällt. Doch während die Basler Verkehrsbetriebe pflichtbewusst ihre Hausaufgaben machen, hat das Basler Bau- und Verkehrsdepartement, so scheint es, den Anschluss verpasst. Denn Basel hinkt bei der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes des Bundes (BehiG) um mindestens ein Jahrzehnt hinterher.

Bis Ende 2023 sollten sämtliche Haltestellen so umgebaut sein, dass mobilitätseingeschränkte Personen ohne Hilfe einsteigen können. Als Übergangslösung sind Klapprampen erlaubt. Der Basler Regierungsrat hält aber am Ziel fest, die Zugänglichkeit weiter zu verbessern und, wo immer möglich, den gesetzlich geforderten selbstständigen Einstieg über erhöhte Haltestellen zu gewährleisten.

Gerade ein Drittel der Haltestellen sind barrierefrei

Bis Ende dieses Jahres werden im Kanton Basel-Stadt nur etwas mehr als ein Drittel der Tram- und Kombihaltestellen sowie ein Viertel der Bushaltestellen hindernisfrei und selbstständig zugänglich sein. Damit werden die gesetzlichen Vorgaben deutlich verfehlt. «Es wäre natürlich schön, wenn die Haltestellen barrierefrei wären», beschreibt Matthias Steiger, Mediensprecher der BVB, die Situation zurückhaltend.

Auch Daniel Hofer, Mediensprecher des Basler Bau- und Verkehrsdepartements, ist nicht ganz zufrieden. «Natürlich wären wir gerne weiter.» Der barrierefreie Umbau der ÖV-Haltestellen sei aber im Rahmen des Möglichen umgesetzt worden. Der Rahmen des Möglichen sieht aktuell vor, dass die Schifflände frühestens 2029 im Rahmen einer Neugestaltung behindertengerecht umgebaut wird. Dasselbe gilt für den Voltaplatz. Bei der Haltestelle Brausebad wartet der Kanton den Ausbau der Fernwärme ab. Baubeginn frühestens 2029. Somit müssen sich Gehbehinderte, Eltern mit Kinderwagen oder ältere Menschen noch mindestens bis 2030 gedulden, bis sie die Basler ÖV-Angebote selbstständig und hindernisfrei nutzen können, wie es das Gesetz verlangt.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

08.01.2024 14:50

cola

Nicht effiezient,fehlplanungen,anstelle von gemeinsam,macht jede firma am gleichen ort ein neues ,eigenes loch.

1 0
02.12.2023 16:32

figtree5

in vielen Ländern wird an solchen Baustellen welche die Öffentlichkeit extrem belasten teilweise rund um die Uhr und am Wochenende gearbeitet, in Basel stehen die Baustellen teilweise still na ja Rot-Grün kann sich alles erlauben

2 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.