Baselbieterin zieht mit Schweizer Nati in den EM-Achtelfinal ein
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Baselbieterin zieht mit Schweizer Nati in den EM-Achtelfinal ein

27.08.2023 07:10 - update 27.08.2023 11:03

Ann Weber

Zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizer Volleyballs hat das Nationalteam die Gruppenphase der Europameisterschaft überstanden. Mit dabei sind vier Spielerinnen von Sm’Aesch. Im Interview spricht Madlaina Matter über ihre Erfahrungen.

Schon vor dem letzten Spiel gegen Bulgarien am vergangenen Mittwoch stand fest: Die 14 Volleyballerinnen und Headcoach Lauren Bertolacci hatten Historisches geschafft. Nach der Niederlage von Bosnien-Herzegowina gegen Italien war ihnen der Einzug ins Achtelfinale nicht mehr zu nehmen.

Im letzten Gruppenspiel gegen Bulgarien, welches darüber entschied, ob die Schweizerinnen als Gruppendritte oder -vierte in die KO-Phase einziehen würden, mussten sie sich nach einem starken ersten Satz doch noch geschlagen geben. Damit stand der neue Gegner als Gruppenvierter fest: die gross gewachsenen Niederländerinnen.

Am Sonntag um 18 Uhr kämpft Madlaina Matter mit der Schweizer Nationalmannschaft um den Einzug in die Viertelfinals der Europameisterschaft. Die Niederländerinnen, die zu den 10 besten Teams der Welt gehören, könnten sich dabei als Knacknuss erweisen.

Im Interview mit Madlaina Matter stellen wir dem Captain von Sm’Aesch einige Fragen zur EM, den Zielen und dem Team.

Baseljetzt: Wie fühlt es sich an, das erste Mal in der Geschichte des Schweizer Nati-Teams den Achtelfinal erreicht zu haben?

Madlaina Matter: Ich bin seit elf Jahren im Elite Nationalteam dabei. Jeden Sommer haben wir hart trainiert und konnten Stück für Stück kleine Fortschritte erzielen. Vor 6 Jahren war alleine das Erreichen der Europameisterschafts-Qualifikation ein grosser Meilenstein für uns. Jetzt sind wir das dritte Mal in Folge an der EM mit dabei und haben es ins Achtelfinal geschafft. Nach dem letzten Gruppenspiel gegen Bulgarien waren wir fast schon ein wenig enttäuscht über den 4. Rang in unserer Gruppe. Danach mussten wir uns aber daran erinnern, dass wir sehr stolz sein können auf dieses Resultat. Wir haben Schweizer Volleyballgeschichte geschrieben! Nun freuen wir uns sehr darauf, in dieser tollen Arena in Florenz unter all diesen Topteams spielen zu dürfen.

Wie schätzt du die Wirkung dieses Erfolgs auf das Schweizer und Basler Volleyball ein?

Ich denke, dass unser Volleyball-Stil Jung und Alt begeistert. Wir haben sehr charakterstarke Personen in diesem Team und können die Leute mit unserer Freude für das Spiel mitreissen. Plötzlich schalten auch solche Menschen am TV ein und fiebern mit, die sich sonst gar nicht für Volleyball interessieren. Ich hoffe natürlich auch, dass wir viele junge Mädchen und Jungen von unserer Sportart begeistern können, da sie sich denken «Hej, das sieht mega cool aus, das will ich auch mal machen!» Unsere Leistung soll aber auch ein Zeichen dafür sein, dass man träumen darf und diese Träume auch wahr werden können.

Wie war es für euch, als Nummer 28 von Europa besser klassierte Teams wie beispielsweise Kroatien und Rumänien zu bezwingen?

Wir hatten stets ein klares Ziel vor Augen, und zwar, die Achtelfinals zu erreichen. Das hat uns vor jedem Spiel geleitet und motiviert. Egal wer am Ende auf der anderen Seite des Netzes steht, alle auf dem Feld sind Menschen und keine Roboter. Jede Spielerin kann punkten oder auch Fehler machen. Wir haben gewusst, dass wir Chancen haben werden, gewisse Spiele zu gewinnen und diese auch genutzt. Natürlich gehörte dazu auch ein toller Teamspirit, eine bestens organisierte Vorbereitung und allgemein die professionelle Unterstützung von den Coaches, Physiotherapeutinnen und dem Verband.

Die Schweizer Volleyball-Nati hat sich im Jahr 2019 das erste Mal für die EM qualifiziert. Was hat sich seitdem verändert? Ihr konntet euch dieses Jahr erneut steigern und die Gruppenphase überstehen.

Wie wollt ihr die favorisierten Holländerinnen schlagen?

Wir haben heute mit der Videoanalyse von Holland begonnen und auch im Training schon einzelne Schwerpunkte gelegt. Klar ist, dass jetzt die KO-Runde begonnen hat und alles möglich ist. Wir sind in diesem Spiel sicherlich die Aussenseiterinnen. Die Niederlande steht damit aber auch unter Druck und muss zuerst einmal abliefern. Wir haben dagegen nichts zu verlieren.

In der Schweizer Nati spielen vier Spielerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen. Welche Erfahrungen aus der Nati bringen du und deine Teamkolleginnen nach der EM zu Sm’Aesch Pfeffingen zurück?

Über den ganzen Sommer verteilt hat man als Nationalteamspielerin Trainings und Trainingsspiele auf hohem Niveau. So kann man natürlich auf verschiedensten Ebenen Fortschritte machen. Beispielsweise spielen die Topteams oft mit viel mehr Tempo und die Zuspielerinnen sind weniger gut lesbar. Wenn ich dann als Mittelblockerin in die Schweizer Liga zurückkomme, habe ich dann plötzlich viel mehr Zeit, um einen Block zu schliessen und bekomme eine bessere Spielübersicht. Sicherlich lernt man aber auch viel im Bereich «Mental Toughness».

Was sind die grössten Unterschiede zwischen dem Liga-Alltag mit Sm’Aesch Pfeffingen und den internationalen Spielen mit der Nati?

Die Atmosphäre in diesen riesigen Stadien im Volleyball-Land Italien ist teilweise schon atemberaubend. Die Spielerinnen sind nicht nur körperlich grösser, schneller und kräftiger, sondern auch technisch und taktisch ausgezeichnet. Um einen Punkt zu erzwingen, musst du stärker und mit mehr Winkel angreifen, besser servieren und in den Blockverschiebungen und der Defense schneller sein.

Bist du nervöser, wenn du für die Nati aufläufst?

Ich bin schon ein Stückchen nervöser vor einem Länderspiel als vor einem normalen Ligaspiel. Wir haben hier nur wenige Spiele in kurzer Zeit. Da musst du dich gut vorbereiten, damit du Tag für Tag wiederum deine beste Leistung abrufen kannst.

Lauren Bertolacci ist die einzige weibliche Cheftrainerin an der diesjährigen EM. Macht es einen Unterschied, ob du von einer Frau oder einem Mann gecoacht wirst?

Ich finde es cool, dass Lauren Headcoach der Schweizer Frauen-Nati ist. Für mich persönlich macht es keinen grossen Unterschied, ob ich von einer Frau oder einem Mann gecoacht werde. Für einige Spielerinnen kann es eventuell einfacher sein, über frauenspezifische Themen wie beispielsweise zyklusorientiertes Training zu reden. Vor allem im internationalen Volleyball müssen weibliche Headcoaches leider noch oft mit Vorurteilen kämpfen. Deswegen finde ich es besonders toll, wie Lauren immer wieder beweist, dass es hierfür überhautp keinen Grund gibt. Sie kann für viele junge Frauen ein Vorbild sein, die selbst gerne Trainerinnen werden würden. Ich fände es schön, wenn in Zukunft mehr Frauen mit Lauren als Vorbild dazu inspiriert werden gibt und den Mut fassen, Trainerin zu werden.

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