Baustellen in Basel: Mehr Sicherheit für Velofahrende gefordert
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Strassenverkehr
Basel-Stadt

Baustellen in Basel: Mehr Sicherheit für Velofahrende gefordert

26.08.2024 12:07 - update 26.08.2024 16:54
Shahed Staub

Shahed Staub

Enge Verhältnisse durch Baustellen sind problematisch für Velofahrende. Besonders die Peter Merian-Brücke erweist sich als Gefahrenherd. Kritiker fordern schon lange Verbesserungen.

Wer in Basel des Öfteren mit dem Fahrrad unterwegs ist, dem sind Hindernisse durch Baustellen kein unbekanntes Phänomen. Mal steht ein Baustellensignal mitten auf dem Fahrradweg, mal muss dieser sogar komplett der Baustelle weichen.

Autos, Velos und Menschen auf engstem Raum

Ein besonders grosser Dorn im Auge dürfte derzeit für Fahrradfahrer:innen die Peter-Merian-Brücke beim Bahnhof SBB sein, die noch bis Ende 2024 saniert wird. Sie ist eine der wichtigsten Verbindungsrouten vom Gundeli in die Innenstadt. Auf der entsprechend vielbefahrenen Strasse müssen sich Fussgänger, Fahrradfahrer und Autos auf engstem Raum nebeneinander zurechtfinden. Eine Verbreiterung der Brücke könnte frühestens im Rahmen eines Neubau in rund 30 Jahren erfolgen.

Auffallend prekär ist die Situation am nördlichen Ende der Brücke. Genauer bei der Kreuzung zur Postpassage: Für Velos gibt es derzeit keinen Veloweg, Bagger mitten auf der Brücke behindern den Sichtkontakt zur gegenüberliegenden Strassenseite und gleichzeitig muss ständig mit einbiegendem Radverkehr aus der Postpassage gerechnet werden. Dass ausgerechnet dort am vergangenen Wochenende eine bewusstlose Frau neben ihrem beschädigten Fahrrad aufgefunden wurde, überrascht nicht. Auch wenn der genaue Unfallhergang noch nicht geklärt ist.

Pro Velo und Quartiervereine fordern mehr Sicherheit

Der Velolobby «Pro Velo beider Basel» ist der gefährlichen Verkehrsknotenpunkt auf der Peter Merian Brücke bekannt. Auf Anfrage von Baseljetzt schreibt sie, dass es aufgrund der engen Verhältnisse immer wieder zu «chaotischen Situationen» komme. Derzeit werde die Situation mit der Arbeitsgruppe für Infrastruktur besprochen. Unabhängig von den aktuellen Sanierungsarbeiten hat Pro Velo aber bereits einen Vorschlag für eine Vortrittsumkehr eingereicht. Auf der Brücke fahrende Autos müssten dadurch den Velos aus der Postpassage Vortritt gewähren. Fahrräder, die aus der Postpassage kommen, würden sich zudem nicht mehr inmitten einer Steigung stauen. Die Stadt möchte diesen Vorschlag jedoch lieber an anderer Stelle testen, schreibt Pro Velo weiter.

Auch von Seiten der Quartiervereine kommen kritische Stimmen zur Verkehrssituation. Bereits vor den Sanierungsarbeiten hat der SP-Quartierverein Gundeldingen-Bruderholz seine Bedenken zum Baugesuch der SBB geäussert. Jetzt, drei Jahre später, wird die Situation für Velofahrende noch immer als sehr „unbefriedigend“ beschrieben. Gegenüber Baseljetzt betont Melanie Eberhard, Co-Präsidentin des Quartiervereins, dass besonders das Einbiegen auf die Brücke für Velos „eine Herausforderung“ sei. Für Cargo-Bikes sei dies gar fast unmöglich. Die Situation sei dermassen gefährlich, dass Kinder und ältere Menschen immer häufiger auf das Fahrrad verzichten, führt die Co-Präsidentin fort. Für das Quartier ist dies besonders unbefriedigend, da die Peter Merian-Brücke eine wichtige Anbindung zur Stadt sei. Eine, bei der die Sicherheit nicht gewährleistet ist.

25 Unfälle hat es laut dem Datenportal Basel-Stadt seit 2011 auf der Peter Merian-Brücke gegeben. Rooven Brucker, Mediensprecher der Kantonspolizei, bezeichnet diese Zahl angesichts der hohen Anzahl an Verkehrsteilnehmenden auf einem „erwartbaren Niveau“. Auch eine vermehrte Anzahl an Reklamationen bei der Kantonspolizei konnte seit Beginn der Baustelle nicht verzeichnet werden. Dies bestätigt auch Grossrat und Inhaber der Kurierzentrale Basel, Jérôme Thiriet, der sich bereits via X zur gefährlichen Situation auf der Brücke äusserte.

Aber auch Thiriet hat seit Beginn der Bauarbeiten kein zusätzlich negatives Feedback von den Mitarbeitenden der Kurierzentrale erhalten, sagt der 41-Jährige gegenüber Baseljetzt.

Gespräche mit Behörden soll Besserungen bringen

Noch bis Ende 2024 wird die Peter Merian-Brücke saniert, doch auch danach dürften die unzureichenden Zustände für Fahrradfahrende nicht aus Welt geschaffen sein. Um kritische Situation zu vermeiden, verweist die Polizei nochmals auf das Vorfahrtsrecht auf der Brücke: Velofahrende haben keinen Vortritt gegenüber dem Verkehr auf der Peter Merian-Brücke.

Der SP-Quartierverein wird sich so schnell nicht zufrieden geben. Über Vorstösse ihrer Parlamentarier, sowie durch direkte Gespräche mit den Behörden und Organisationen wollen sie für mehr Sicherheit für Fahrradfahrende sorgen.

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Kommentare

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27.08.2024 06:41

Sonnenliebe

Nicht nur an sich denken, sondern auch an deine Gegenüber.

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26.08.2024 10:29

spalen

gerade auf dieser brücke bin ich als velofahrer schon diverse male beinahe abgeschossen worden, sowohl von autos, aber auch von wildgewordenen velofahrern.
rücksicht nehmen auf allen seiten wäre halt ein lösungsansatz!

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