
Begeisterung bis Skepsis: Das sagt die Politik zur Vision tramfreie Basler Innenstadt
Leonie Fricker
Die Volksinitiative «Go Basel Go» will die Basler Innenstadt von Trams befreien und mehr Grünflächen schaffen. Die politischen Reaktionen sind breit gefächert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Volksinitiative «Go Basel Go» will eine grüne Innenstadt ohne Tramverkehr
- Fraktionsspitzen aus der Basler Politik zeigen sich offen, äussern aber auch Bedenken
- Beim lokalen Gewerbe kommt die Innenstadt-Initiative gut an
Die Initiative «Go Basel Go» will die Basler Innenstadt in eine grüne Flaniermeile verwandeln. Zwischen Schifflände und Barfüsserplatz sollen keine Trams mehr fahren. Diese sollen laut Initiative die Innenstadt via Kohlenberg, Petersgraben oder Schifflände umfahren. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität schlagen die Initiant:innen einen Shuttlebus nach dem Vorbild Dijon vor.
Hinter der Idee steht ein breit abgestütztes Komitee, präsidiert von LDP-Grossrat Michael Hug. Unterstützt wird es unter anderem von den Basler Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan oder Matthias F. Böhm, dem Geschäftsführer von Stadtkonzept Basel.
«Ganz ohne Schienen geht es nicht»
Während das Ziel eines verkehrsberuhigten Stadtzentrums parteiübergreifend auf Zustimmung stösst, macht sich auch Skepsis breit. So etwa bei SP-Fraktionspräsidentin Michela Seggiani. «Es sieht alles schön aus bei dieser ‹Bling-Bling-Initiative›, aber ganz ohne Schienen geht es nicht», sagt sie. Das Ziel einer ruhigeren Innenstadt begrüsse sie, eine vollständig tramfreie Innenstadt sei hingegen «eine Illusion». Insbesondere für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen brauche es bessere Lösungen als einen Shuttlebus. Seggiani plädiert stattdessen für eine gezielte Beruhigung des Tramverkehrs und eine städtebauliche Entwicklung, die Fussgänger:innen mehr Raum gibt, ohne den ÖV ganz zurückzudrängen.
Bürgerliche zeigen sich offen
Deutlich optimistischer zeigt sich FDP-Fraktionspräsident Erich Bucher. Er sieht in der Initiative grosses Potenzial für die Innenstadt. «Die Gastronomie und der Rest des Gewerbes werden jubeln», sagt er. Gleichzeitig warnt er davor, bestehende Verkehrs- und Bauprojekte ausser Acht zu lassen. So müsse die Initiative etwa mit dem vom Bund bewilligten Agglomerationsprogramm abgestimmt werden, das neue Tramgleise am Petersgraben vorsieht. Auch die Zugänglichkeit müsse für alle Menschen stets gewährleistet sein.
Offen zeigt sich auch GLP-Fraktionspräsidentin Claudia Baumgartner. «Wir Grünliberalen sind der Ansicht, dass es bei der Optimierung des ÖV noch Handlungsbedarf gibt», erklärt sie. Dass der Wunsch nach einer grünen Flaniermeile im Basler Stadtkern gross sei, würden auch zahlreiche politischen Vorstössen zeigen. Nun sei wichtig, die Entsiegelung voranzutreiben, um die Klimaziele zu erreichen.
«Positive Impulse» fürs Gewerbe
Von einer tramfreien Innenstadt soll laut dem Initiativkomitee auch das Gewerbe profitieren. Entsprechend positiv blickt der Gewerbeverband beider Basel auf den Vorschlag: «Eine Aufwertung der Innenstadt kann für das lokale Gewerbe positive Impulse bringen», schreibt er auf Anfrage von Baseljetzt.
Einer, der sich über weniger Trams vor seinem Geschäft und mehr Terassenbetrieb im Sommer freuen würde, ist Stephan Schiesser. Direkt vor seiner Confiserie fahren die grünen und gelben «Wände» im Minutentakt vorbei. «Wir stören uns schon lange an diesen endlosen Tramzügen», sagt der Basler Confiseur. Des halb stehe er «voll und ganz» hinter der frisch lancierten Initiative. Gerade für Touristen sei es im heutigen Zustand schwer, die Strasse zu seinem Laden zu überqueren. Und diese gehen in seinem Geschäft in Massen ein und aus.
Was sagt die Bevölkerung dazu?
Eine Umfrage am Dienstag auf dem Marktplatz zeigt: Die Initiative «Go Basel Go» bewegt die Baslerinnen und Basler. In der Bevölkerung gehen die Meinungen dazu stark auseinander. Während die Volksinitiative auf viel Zustimmung stösst, können sich andere mit der Idee einer tramfreien Innenstadt ganz und gar nicht anfreunden:
Mitarbeit: Janine Borghesi
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René Nussbaum
Was sagt die BVB dazu?
Viele werden dann ihren Job verlieren!
TomGrau
«Die Gastronomie und der Rest des Gewerbes werden jubeln»
wenn das nicht mal eine schwere Fehlannahme ist. mir sind (klein)Städte bekannt, wo eben jene nach Einführung von Fussgängerzonen grosse Verluste an Publikumsverkehr hinnehmen mussten.
aber das Stadtkonzept das Ganze bejubelt, wird es wohl Umfragen gegeben haben.