
Bistum Basel weist Vorwürfe zur Missbrauchs-Aufarbeitung zurück
Janine Borghesi
Medien werfen dem Bistum Basel vor, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu behindern. Die Diözese reagiert mit scharfer Kritik – und spricht von Verleumdung.
Wie transparent ist das Bistum Basel wirklich? Neue Medienberichte werfen unbequeme Fragen rund um den Basler Bischof Felix Gmür auf. Der Hintergrund: Ein Forschungsteam der Universität Zürich untersucht im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz den Umgang der katholischen Kirche mit Fällen sexualisierter Gewalt.
Der Sonntagsblick und die NZZ am Sonntag werfen dem Bistum Basel nun vor, sich bei der Missbrauchsaufarbeitung wenig kooperativ zu zeigen. Demnach soll Bischof Gmür es abgelehnt haben, den Zürcher Forschenden erneut Zugang zum Bistumsarchiv zu gewähren. Zudem wird spekuliert, dass es innerhalb der Bischofskonferenz zu Spannungen gekommen sei – insbesondere mit dem Churer Bischof Joseph Bonnemain, der die Aufarbeitung auf nationaler Ebene koordiniert. Die NZZ am Sonntag behauptet, dieser sei verärgert über seinen Basler Amtskollegen Gmür.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Unabhängigkeit der Basler Meldestelle für Betroffene. Den Medienberichten zufolge sei das Anwaltsbüro, das diese Stelle betreibt, auch in einem anderen Fall auf Seiten des Bistums tätig gewesen – namentlich im Fall Denise Nussbaumer, den der Beobachter 2023 bekannt gemacht hatte. Die Minderjährige hatte schwerwiegende Vorwürfe gegen einen Priester erhoben und sich an das Bistum gewandt. Bischof Gmür räumte damals Fehler im Umgang mit der Meldung ein; der Vatikan sprach daraufhin eine Mahnung aus.
Bistum Basel dementiert Vorwürfe deutlich
Das Bistum Basel weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Behauptung, Bischof Gmür verweigere dem Forschungsteam der Universität Zürich den Zugang zu neuen Akten, sei laut Mitteilung unzutreffend. Das Bistum versichere, der Universität «sämtliche Archivunterlagen zur Verfügung» zu stellen. Man stehe «bereits seit Längerem mit den Historikerinnen in Kontakt» und habe noch vor Erscheinen der Medienberichte ein Treffen vereinbart. Verzögerungen seien ausschliesslich darauf zurückzuführen, dass rechtliche Vorgaben eingehalten werden müssten.
Auch den Eindruck interner Spannungen innerhalb der Bischofskonferenz weist das Bistum zurück. Die Darstellung, es herrsche «dicke Luft», sei «frei erfunden». Das Bistum Chur betont ebenfalls, Bischof Bonnemain sei «nicht verärgert» über seinen Kollegen aus Basel.
Zur Kritik an der Unabhängigkeit der Basler Meldestelle heisst es, diese sei «genau das: unabhängig». Die Medienberichte überschritten laut Bistum «massiv die Grenzen des Anstandes». Für ein Schweizer Bistum ist das ein ungewöhnlich deutlicher Ton.
Dass die Reaktion so heftig ausfällt, hat Gründe. Die katholische Kirche in der Schweiz steht seit Jahren unter Druck, Vertrauen zurückzugewinnen. Wie glaubwürdig sie den Missbrauchsskandal aufarbeitet, ist für viele Gläubige und die Öffentlichkeit zu einem entscheidenden Prüfstein geworden. Schon der Verdacht mangelnder Kooperation kann dem Ruf der Kirche nachhaltig schaden.
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