Letzte Woche fand das viertägige religionswissenschaftliche Symposium der Universität Basel statt. Der Fokus «Religion und Gender» zeigt, dass die Bibel wohl diverser ist, als man denkt.

Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema «Doing and Believing: Religion und Gender» endete das viertägige Symposium der Universität Basel. Unter den Podiumsgästen war auch die evangelische Theologin und Pfarrerin Florence Häneke, die einen progressiveren Blick auf die Geschichten der Bibel hat.

Laut Häneke ist die Kirche in vielen Genderfragen bereits progressiver als viele erwarten würden. «Als Protestantin denke ich, dass es der grösste Streitpunkt ist, dass Frauen nicht in die Priesterämter dürfen. Das ist weltweit in den verschiedenen christlichen Kirchen ein Thema, bei dem ich mir ein Umdenken wünsche. Die Verkündigung sollte von allen Geschlechtern gleichermassen wahrgenommen werden können», so Häneke.

So gebe es laut der Theologin auch in der Bibel mehr als nur zwei Geschlechter. «Es ist alles eine Frage der Interpretation”, meint die Theologin. „Ich denke, wir können schon bei der Schöpfung ansetzen und sagen, da steht nicht Mann und Frau, sondern männlich und weiblich. Da steht natürlich auch ‚Mann‘ und ‚Tag‘, aber genauso gibt es die Dämmerung und das Dazwischen.»

In der Bibel gibt es auch Geschichten, die aus heutiger Sicht als queer interpretiert werden können. Ein Beispiel ist die Männerbeziehung zwischen König David und Jonathan aus dem Alten Testament. David sagt zu seinem engen Freund, als dieser sterbend in seinen Armen liegt:

– König David, Samuel 1,26

Ob dieses Zitat sexuell gemeint sei, könne man laut Haneke nicht wissen. „Aber es ist ein Männerbündnis, das wir auch queer lesen können. Das ist auch eine Frage der Interpretation.“ Das Symposium soll auch im nächsten Jahr wieder stattfinden. Wie sich die queere Interpretation der Bibel bis dahin weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Mitarbeit: Michael Kempf