
Florian Spiegel: «Es ist bedauerlich, dass es den Druck von Aussen brauchte»
Annina Amrein
Bankratspräsident Thomas Schneider und CEO John Häfelfinger ziehen die Konsequenzen: Bereits Ende Juli treten sie zurück – eine Reaktion auf anhaltende Kritik und verlorenes Vertrauen. Dennoch glauben sie an die Zukunft von Radicant.
«Die letzten Wochen waren für mich eine grosse Herausforderung und sehr bewegend», erzählt Bankratspräsident Thomas Schneider. Die Wertberichtigung sei ein tiefer Schnitt gewesen. Eigentlich hatte er geplant, erst Mitte 2026 abzutreten. Nun wird sein Rücktritt aber bereits Ende des Monats erfolgen.
Der Druck war am Ende zu hoch
«Den Entscheid des früheren Rücktritts habe ich alleine gefällt, weil ich zum Schluss gekommen bin, dass dieser Druck der Bank schadet und ihre Reputation beeinträchtigt», so Schneider. Dafür sei jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Debatte bedrohe das Vertrauen in die Bank. Verantwortung zu übernehmen, aber sofort zu gehen, ohne die Möglichkeit Fehler zu korrigieren, sei für ihn grundsätzlich ein Widerspruch:
Auch für den CEO John Häfelfinger sei der Druck auf die Bank am Ende zu gross gewesen: «Die zunehmend politisch werdenden Diskussionen in den vergangenen Wochen haben mir gezeigt, dass es für die Stabilisierung der aktuellen Situation sowie für die Weiterentwicklung der BLKB besser ist, wenn ich die Bank bereits früher als geplant verlasse.»
«In der Rückblende ist man immer schlauer»
«Wir sind eine stabile Organisation, auf allen Ebenen haben wir Stellvertretungen. Wir können solche Situationen absorbieren», erzählt Schneider. «Klar gibt es kurzfristig eine Zusatzbelastung, das ist aber absolut handelbar.» In den nächsten sieben Tagen könne man noch einiges an die Nachfolgerin Nadia Tarolli übergeben. Als Vizepräsidentin sei sie bereits in die meisten Geschäfte involviert gewesen. Die definitive Besetzung des Präsidiums wird öffentlich ausgeschrieben.
«In der Rückblende ist man immer schlauer», sagt Schneider. Man habe sich von Beginn an mit der Frage beschäftigt, ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. Das Geschäftsvolumen in der Region sei nicht unendlich. Um zu wachsen, habe die BLKB neue Geschäftsfelder erarbeiten müssen, die über die Kantonsgrenzen hinausgehen.
Ein neues Geschäft habe immer gewisse Risiken, so Schneider. Er ist deshalb überzeugt: «Ich würde es genau gleich wieder machen.»
Mit Zuversicht in die Zukunft
An der Zukunft von Radicant arbeite man unter Hochdruck. Den Teilbereich Treuhandgeschäft habe man verkauft. «Auf der anderen Seite sind wir nun mit einem neuen Offering auf dem Markt, an dem wir intensiv gearbeitet haben: eine Doppelbox für KMU-Lösungen», betont Schneider. Von einem Stillstand könne also keine Rede sein. «Wir sind zuversichtlich, dass die Radicant mit Kooperationen und dieser Strategie über die Zeit erfolgreich sein wird.» Zur zukünftigen Strategie und Geschäftspolitik könne man derzeit aber noch keine Auskunft geben.
Florian Spiegel: «Die BLKB muss wieder in ruhigere Gewässer zurückfinden»
Florian Spiegel, SVP-Landrat und Präsident der Finanzkommission Baselland begrüsst den Rücktritt: «Der Entscheid, per Ende Juli zurückzutreten, ist nach dem Misserfolg mit Radicant der richtige. Es ist allerdings bedauerlich, dass es erst den Druck von aussen brauchte, um diesen Entschluss herbeizuführen.» Nun sei es wichtig, dass die BLKB wieder in ruhigere Gewässer zurückfinde. Die Bank sei grundsätzlich stabil – jetzt gelte es lediglich, die richtige Führung zu finden:
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Sonnenliebe
Interessante Entwicklung…
Borki74
mit wie viel Geld wird der Abgang vergoldet..