Bodybuilder Bryan Tomo: «Es gibt immer andere, die härter arbeiten»
©Bild: Instagram/bryantomo_ifbbpro
Portrait
Sport

Bodybuilder Bryan Tomo: «Es gibt immer andere, die härter arbeiten»

02.08.2025 18:00

Annina Amrein

Disziplin, Durchhaltewille und klare Ziele: Bryan Tomo Bertschmann kämpft sich von der Aldi-Hantel bis zur Bodybuilding-Bühne – mit Olympia fest im Blick.

Sein erstes Fitness-Abo schloss der Bodybuilder Bryan Tomo Bertschmann an seinem sechzehnten Geburtstag ab. «Eigentlich hätte ich das schon viel früher gemacht, aber meine Eltern haben es mir nicht erlaubt. Also habe ich mir erst einmal ein paar Hanteln von Aldi für zu Hause geholt», erzählt er lachend.

Im Gym ging es dann schnell voran. «Ich konnte ziemlich rasch Muskeln aufbauen. Mein Coach hat mich deshalb angesprochen, ob ich an Wettkämpfen teilnehmen möchte.» Was für den Fitnessliebhaber aus Dornach zunächst kein Thema war, wagte er schliesslich doch – und das mit Erfolg. «Ich habe dann mit 18 Jahren als Jüngster den dritten Platz bei der Schweizer Meisterschaft belegt. Da wusste ich: Das war nicht mein letzter Auftritt auf der Bühne.»

«Es gibt immer andere die härter arbeiten»

Die Vorbereitung auf einen Wettkampf sehe bei jedem Bodybuilder anders aus. Die dafür nötige Disziplin könne sich mitunter auch auf die Stimmung auswirken: «Etwa drei bis vier Wochen vor dem Wettkampf geht mir die Energie aus – da kann ich an normalen Aktivitäten kaum noch teilnehmen. Ich bin dann voll fokussiert.» In dieser Phase verzichte Bryan auch auf Partys. Alkohol trinke er ohnehin schon lange nicht mehr. Das Essen während der Diät sei sehr einseitig und sehe jeden Tag in etwa gleich aus:

«Wenn man richtig Hunger hat, kommt es nicht mehr so auf den Geschmack an.» Immer durchzuhalten sei nicht leicht. «Man spürt so eine Gier, weil man ja nicht darf. Aber jeder hat schon mal gecheatet.» Mit den Jahren falle ihm die Disziplin jedoch zunehmend leichter: «Früher war ich nicht so diszipliniert wie heute. Ich weiss jetzt, worum es geht. Es gibt immer andere, die härter arbeiten – und das muss man im Kopf behalten.»

«An den Wettkämpfen ist man extrem dehydriert»

«Solche Wettkämpfe laufen ziemlich schnell ab. Man selbst bekommt gar nicht so viel mit, weil man extrem dehydriert ist.» Nach drei bis fünf Monaten Diät fühle man sich natürlich irgendwann ausgelaugt. Sich auszuruhen und viel zu schlafen ist dann besonders wichtig, erzählt er. Das Erlebnis auf der Bühne empfindet Bryan jedes Mal als einzigartig:

Bei den Wettkämpfen gibt es verschiedene Kategorien, erklärt er. Einige haben Gewichtslimiten, andere, wie die Schwergewichtsklasse, kennen keine Obergrenze. «Dort zählt die meiste Muskelmasse, die aber im Gesamtbild auch ästhetisch wirken muss. Bewertet werden ausserdem die Härte – also wie stark man entwässert ist – die Muskelmasse insgesamt und auch die Bräunung der Haut.» Bryan tritt in der Kategorie «Classic Physique» an. Dort habe er eine feste Gewichtsobergrenze. «Ich bin 1.86 Meter gross und darf maximal 106 Kilogramm wiegen – sonst wird man disqualifiziert oder startet in der offenen Klasse ohne Gewichtslimite.»

Diese Limiten wurden aus einem bestimmten Grund eingeführt: «Man sagt, die Szene wird immer extremer – das sieht teilweise nicht mehr schön aus. Deshalb hat man die Gewichtslimiten eingeführt, um von dieser übertriebenen Muskelmasse wegzukommen.»

Einen grossen Traum konnte sich Bryan bereits letztes Jahr erfüllen. Bei seinem ersten Profiwettbewerb belegte er von 16 Teilnehmern den vierten Platz. Trotzdem stehe ein anderes Ziel noch ganz oben auf seiner Liste. Der Sieger dieses Wettkampfes qualifiziert sich nämlich für die Olympia. «Das ist mein grosses Ziel: an die Olympia zu gehen und unter die Top 15 zu kommen.»

«Wir haben schon über tausend Transformationen begleitet»

Seit Beginn seiner Karriere als Bodybuilder habe sich eigentlich alles verändert. «Mein Beruf, mein Familienleben – alles hat sich auf dem Weg und durch meine Karriere weiterentwickelt.» Gemeinsam mit seiner Frau hat er sich selbstständig gemacht und betreibt seit drei Jahren ein erfolgreiches Coaching-Programm:

Dabei gehe es längst nicht nur ums Aussehen. «Es ist mehr als das. Es ist eine Art Ausgleich, ein Ventil, um Druck abzulassen. Nach dem Gym fühlt man sich gut. Beim Training schüttet man Dopamin aus und tut etwas für seine Gesundheit.» Dieser Aspekt werde oft unterschätzt.

«Mit 30 ist Schluss»

Bryan möchte so lange trainieren, wie es geht. Bei den Wettkämpfen hat er sich jedoch eine klare Grenze gesetzt. «Wettkämpfe möchte ich stoppen, wenn ich 30 bin. Ich mache das jetzt schon seit zehn Jahren – extremer Sport ist ja nie wirklich gesund. Danach möchte er seinen Fokus mehr auf die Familie legen, die durch seine Wettkampfteilnahmen teilweise eingeschränkt wird.

Mitarbeit: Elin Epting

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

03.08.2025 17:21

reneschaub

super definiert. Hut ab

0 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.