«Die Schule hat die Aufgabe, das historische Bewusstsein zurückzubringen»
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Antisemitismus
Basel-Stadt

«Die Schule hat die Aufgabe, das historische Bewusstsein zurückzubringen»

06.11.2023 13:52 - update 06.11.2023 13:56
Jessica Schön

Jessica Schön

Antisemitische Übergriffe geben auch in Basler Schulen derzeit Anlass zur Sorge. Für den Erziehungsdirektor drängt sich die Frage nach dem historischen Bewusstsein auf.

Unlängst haben verschiedene Basler Medien über die Herausforderungen und Ängste jüdischer Menschen seit dem Krieg im Nahen Osten berichtet. Auch mit Blick auf die jüngeren Mitglieder der Gemeinschaft geben Debatten über das sichtbare Tragen etwa von Kippas auf dem Schulweg aus Sicherheitsgründen zu denken.

Der Blick auf die Situation in den Schulen zeigt: Die Angst vor antisemitischen Übergriffen ist durchaus berechtigt. In mindestens zwei Basler Schulen sei es bereits zu antisemitischen Vorfällen gekommen: «Hänseleien, Sticheleien, Sachen, die in dieser Situation aber auch generell einfach nicht gehen», fasst der Vorsteher des Erziehungsdepartements, Conradin Cramer, die Vorfälle im gestrigen Sonntagstalk von Telebasel zusammen. Tatsächlich, so der LDP-Regierungsrat, müsse man aber davon ausgehen, dass die Dunkelziffer grösser sei.

Die Rolle des Schulunterrichts

«Es ist nicht tolerierbar, dass jüdische Menschen in Basel Angst haben müssen», sagt Cramer. Gerade an den Schulen dürfe der Antisemitismus keinen Platz haben. Darum habe man gegenüber den Schulleitungen klare Ansagen gemacht: Neben dem genauen Hinschauen und dem Melden von Vorfällen habe insbesondere der Unterricht eine wichtige Funktion.

Dort solle man thematisieren, was offenbar bei einem Teil der Leute in Vergessenheit geraten sei: Nämlich was es bedeute, wenn man jüdischen Glaubens sei – und was das im letzten Jahrhundert in Europa bedeutet habe: «Ich glaube», so Cramer, «da hat die Schule die grosse Aufgabe, das historische Bewusstsein, wo meiner Meinung nach in erschreckender Weise da und dort nicht mehr vorhanden ist, zurückzubringen.»

Nicht nur das «Was», sondern auch das «Wie»

Auch Tamara Alù, Präsidentin der FDP Frauen und Grünen-Grossrat Laurin Hoppler, pflichten dem bei: «Ich sehe hier ganz klar die Schule und die Bildung in der Verantwortung», so Alù. Mit Bildung, Dialog und Prävention gelte es bereits früh anzufangen.

Neben dem Schutz der Betroffenen gehöre die historische Aufklärung auch zum Bildungsauftrag, ergänzt Hoppler. Ferner sei wichtig, dass man in der Schule lerne, wie man sich im Zuge des gegenwärtigen Konfliktes mit der komplexen Thematik befassen könne.

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