Zwei Freunde
FCB

Das etwas andere Gespräch mit Taulant Xhaka und Fabian Frei

29.06.2023 08:44 - update 29.06.2023 14:32
Lea Meister

Lea Meister

Fussballern keine einzige Fussballfrage zu stellen, ist nicht ganz einfach. Wir haben es versucht. Herausgekommen ist ein Gespräch mit zwei Freunden, die sich genau so schätzen, wie sie sind.

Baseljetzt: Welches Lied würde bei Ihnen laufen, wenn Sie als Boxer in den Ring laufen würden?

Taulant Xhaka: Eye of the Tiger aus dem Film Rocky Balboa.

Fabian Frei: Stark. Bei mir auch. Der Klassiker (lacht).

Wo haben Sie ihre bisher beste Mahlzeit gegessen? Und was war es?

Xhaka: Schwierig zu sagen, vermutlich eine gute Pizza in Italien.

Frei: Mamas Küche ist wohl die Beste, auch wenn sie es hassen würde, dass ich das so sage.

Keine Ostschweizer Spezialität?

Frei: Dann gäbe es nur Apfelmus (lacht).

Wenn Sie etwas an sich ändern könnten, was wäre es?

Xhaka: Ich würde auf dem Platz etwas ruhiger sein wollen. Ich wäre gerne etwas mehr wie Fabi, da ich sehr impulsiv bin.

Frei: Ich habe eine relativ grosse Klappe. Es gibt Momente, in welchen ich im Nachhinein denke, dass ich besser nichts gesagt hätte. Aber ich bin grundsätzlich eigentlich zufrieden mit dem, der ich bin.

Wenn Sie das Wort «Erfolg» hören, welcher Mensch kommt Ihnen dann als Erstes in den Sinn?

Frei: Er sitzt gleich hier (zeigt auf Xhaka und lacht). Nein, wenn es irgendjemand sein kann, würde ich Roger Federer nehmen. Im Fussballbereich denke ich an alle Mitspieler, die ich hatte, als wir mit dem FCB Titel für Titel geholt haben. Da würde ich niemanden einzeln rauspicken wollen.

Xhaka: Dem würde ich mich anschliessen.

Was denken Sie, welche Eigenschaft, die Sie haben, wird eher nicht so geschätzt?

Frei: Wenn es im privaten Umfeld etwas Störendes gäbe, hätte mir das schon lange jemand gesagt und dann hätte ich das auch bereits geändert. Für Menschen, die mir nahe stehen und mir wichtig sind, würde ich mich auch sehr gerne ändern. Ich glaube aber, im Grossen und Ganzen sind sie zufrieden mit mir.

Xhaka: Mit mir sind sie auch zufrieden, sonst würden sie es mir natürlich auch sagen. Ich würde das dann auch annehmen und versuchen, mich zu ändern. Aber ich glaube, sie sind zufrieden.

Und welches ist Ihre beste Eigenschaft?

Frei: Man lobt sich ja selber ungerne, oder? Nein, ich glaube, ich bin ein sehr sozialer und empathischer Mensch und kann mich relativ gut in andere Leute hineinversetzen. In meinem Alter habe ich auch schon relativ viel gesehen als Fussballer. Wenn ich merke, dass es jemandem nicht so gut geht, versuche ich, ihm zu helfen. Tauli musste ich auch schon ab und zu helfen.

Xhaka: (Lacht) Ich bin sicher auch ein guter Zuhörer und sehr hilfsbereit. Ich bin scheu und stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Meine Stärke ist es sicher, dass ich probiere, jedem zu helfen.

Welche Eigenschaft schätzen Sie am jeweils anderen am meisten?

Frei: Tauli ist ehrlich, direkt und man weiss immer, woran man bei ihm ist.

Xhaka: An Fabi schätze ich, dass er immer zu helfen versucht und auch ehrlich und direkt ist. Er will nie jemandem etwas Schlechtes.

Wer hat das grössere Selbstbewusstsein?

Frei: Ich glaube, wir haben beide ein gesundes Selbstbewusstsein. Und sonst würden wir es einander sagen (lacht).

Wer darf Ihnen sagen, wenn Sie Unrecht haben?

Xhaka: Fabi.

Frei: Wir uns gegenseitig, weil wir uns schon so lange kennen. Und dann haben wir sicher noch Michi und Marwin (Anm. d. Red.: Lang und Hitz), die im ähnlichen Alter sind und uns auch schon lange kennen. Wenn es hart auf hart kommt, dann läuft es aber auf uns beide zurück.

Wären Sie lieber reich und unglücklich oder arm und glücklich?

Xhaka: Arm und glücklich.

Frei: Natürlich. Es ist aber eine Definitionsfrage. Was ist arm und was ist glücklich? Aber natürlich ist Glück viel wichtiger, definitiv. Am liebsten wäre ich aber natürlich nicht so arm und glücklich (lacht).

Was bedeutet wahre Freundschaft für Sie?

Xhaka: Loyalität und Ehrlichkeit. Und ich erwarte, dass mich Freunde darauf ansprechen, wenn ich einen Fehler gemacht habe, das ist mir sehr wichtig.

Frei: Das trifft es ganz gut. Vertrauen ist mir auch sehr wichtig. Zu wissen, dass man unterstützt wird, egal, was man tut. Dass einem der Rücken freigehalten wird, egal, was passiert. Das sind dann Freundschaften, die sich fürs Leben bilden.

War früher alles besser?

Frei: Alles nicht. Manche Dinge schon.

Welche?

Xhaka: Früher hatten wir noch die alten Nokia-Handys, auf welchen man Snake spielen konnte. Heute haben alle ein Smartphone. Wir waren früher als Kinder öfter draussen, haben in Parks gespielt. Fussball, Verstecken, das waren unsere Hobbies. Die heutigen Jungen sind nicht mehr so sehr draussen unterwegs. Die Zeiten haben sich natürlich auch geändert. Ich glaube, dass das früher besser war.

Das etwas andere Gespräch mit Taulant Xhaka und Fabian Frei
Taulant Xhaka und Fabian Frei kennen sich schon sehr lange, was man ihnen auch deutlich anmerkt. Bild: Florian Metzger

Versuchen Sie als Vater, das Ihrem Kind dennoch mitzugeben?

Xhaka: Absolut, ich versuche auch, meinem Sohn zu erklären, wie es früher war. Er wird auf alle Fälle mit 9 oder 10 kein Handy erhalten, das hatte ich damals auch nicht.

Wären Sie gerne unsterblich?

Frei: Nein. Diese Frage stellt sich zum Glück auch nicht. Es ist so, wie es ist. Es ist schön, hier zu sein. Wir haben hoffentlich auch noch ein Stückchen vor uns. Wenn ich ein gesundes, schönes Leben gehabt habe, ist es dann aber irgendwann auch ok.

Xhaka: Fabi hat es eigentlich schon gesagt. Dass man die Welt irgendwann verlassen muss, gehört zum Leben dazu.

Wofür würden Sie stundenlang in einer Schlange anstehen?

Frei: Für absolut gar nichts. Ich hasse Warten.

Xhaka: (überlegt)

Frei: Du würdest doch sicher für ein Capital Bra-Konzert anstehen (lacht)

Xhaka: Ich habe gerade überlegt… Für ein Michael Jackson-Konzert würde ich stundenlang anstehen. Leider konnte ich das nie erleben. Wenn er noch leben würde, würde ich das auf jeden Fall tun.

Können Sie besser warten als Fabian Frei?

Xhaka: Wahrscheinlich schon.

Frei: Offensichtlich ja. Warten ist etwas Dummes.

Welches Jahr würden Sie besuchen, wenn Sie eine Zeitmaschine hätten mit nur einer einzigen Reise?

Xhaka: In die Gladiatoren-Zeit (lacht).

Frei: (Überlegt lange und wendet sich dann an Tauli) Du kannst dich ja zu einem Michael Jackson-Konzert beamen!

Xhaka: Stimmt! Das würde ich sofort tun! Ich bin ein riesiger Michael Jackson-Fan. Meine Eltern haben früher immer Konzerte für mich aufgenommen, die ich mir nach der Schule angeschaut habe. Für ihn würde ich die Zeit sehr gerne zurückdrehen.

In welcher Stadt müsste das Konzert denn sein?

Xhaka: In London oder in München, dort hatte er tolle Konzerte.

Wohin würde Fabian Frei sich beamen?

Frei: (Überlegt immer noch) Vielleicht zum Mauerfall. Der war so um meine Geburt herum. Die Stimmung, die dort geherrscht hat, muss eindrücklich gewesen sein. Es gibt aber sicher noch viel mehr Orte, die mir noch in den Sinn kommen würden.

Wenn Sie heute ein Unternehmen gründen müssten, was für eines wäre das? Was würden Sie produzieren?

Frei: Fussbälle (lacht). Nein, Blödsinn. Müsste ich Geld machen damit oder könnte es auch direkt wieder bankrott gehen?

Sie könnte auch direkt wieder eingehen.

Frei: Ich glaube, ich würde einen Coffee-Shop eröffnen. So eine Kette à la Starbucks. Kaffee, Dessert, sowas.

Xhaka: Ich würde etwas mit Lebensmitteln machen.

Frei: Machst du einen Coop auf?

Xhaka: Ich würde schauen wollen, dass niemand Hunger haben muss.

Heisst das, die Produkte wären umsonst?

Xhaka: Genau.

Frei: Geld spielt keine Rolle, stark.

Das etwas andere Gespräch mit Taulant Xhaka und Fabian Frei
Taulant Xhaka würde allen Menschen Zugang zu Nahrung ermöglichen. Wenn er heute eine Firma eröffnen müsste, wäre es ein Lebensmittelgeschäft, in welchem alle umsonst Essen beziehen können. Bild: Florian Metzger

Welchen Job könnten Sie niemals ausüben?

Frei: Fensterputzer. Diejenigen, welche die Fenster von Hochhäusern putzen. Wegen der Höhe. Horror.

Xhaka: Ganz schwierig…

Frei: Bei dir etwas mit Wasser, wie ich gestern gesehen habe. Kapitän, oder so (lacht)

Xhaka: Auch etwas in der Höhe. Oder etwas mit Wasser.

Haben Sie Angst vor Wasser?

Xhaka: Nicht Angst, aber Respekt auf jeden Fall. Was man heute so sieht mit all den Haien…

Also nicht der geborene Seemann…

Xhaka: Nein, absolut gar nicht.

Wenn Sie eine Minute Werbezeit während des Super Bowls bekommen würden, ohne, dass Sie etwas verkaufen könnten, womit würden Sie sie füllen?

Frei: Ich würde den Amerikanern die Schweiz näher bringen, damit sie uns nicht mehr mit Schweden verwechseln. Gern geschehen, Schweiz Tourismus.

Xhaka: Ich könnte den Amerikanern Basel präsentieren.

Wenn Sie die absolute Antwort auf eine Frage erfahren könnten, welche Frage würden Sie stellen?

Frei: Was passiert nach dem Tod?

Xhaka: Ich würde dieselbe Frage stellen. Diese Antwort würde mich sehr interessieren.

Frei: Ab jetzt antwortest du zuerst (beide lachen).

Welches ist die nervigste Frage, die Sie immer wieder gestellt bekommen?

Xhaka: Die Frage nach einer Niederlage, woran es gelegen hat. Es sind fast immer die gleichen Fragen.

Frei: Warum sind Fussballer dumm?

Xhaka: Das wurde ich noch nie gefragt (lacht).

Frei: Stimmt, das ist eher ein Klischee.

Was würden Sie darauf antworten?

Frei: Ich lade jeden gerne auf einen Kaffee ein, der dieses Gefühl hat, um ihn dann vom Gegenteil zu überzeugen.

Welche Frage würden Sie nach einem Spiel denn lieber hören?

Frei: Wie geht es zuhause?

Direkt nach dem Spiel?

Frei: Ja, man kann sich ja auch einmal fragen, wie es dem Gegenüber geht.

Xhaka: Oder auch bei einer Niederlage nicht immer nur die negative Seite beleuchten, sondern auch einmal etwas Positives anhängen.

Würden Sie gerne einmal auf der anderen Seite stehen?

Frei: Also generell wäre ich nicht gerne Journalist. Aber einmal würde ich es gerne ausprobieren, um zu zeigen, dass man es auch anders machen kann.

Xhaka: Einmal würde ich das auch gerne ausprobieren, ja.

Frei: Pass auf, jetzt müssen wir das dann auch wirklich machen (lacht).

Das etwas andere Gespräch mit Taulant Xhaka und Fabian Frei
Taulant Xhaka und Fabian Frei lachen viel und oft miteinander. Bild: Florian Metzger

Welchen Beruf würden Sie denn gerne einmal für einen Monat ausprobieren?

Frei: Schauspieler. Ich würde gerne einmal eine Hauptrolle in irgendeinem Film spielen und dieselben Szenen immer und immer wieder drehen. Dann würde ich mir das Endprodukt gerne im Kino mit Freunden anschauen. Das stelle ich mir noch witzig vor.

Welche Rolle hätten Sie gerne?

Frei: Irgendeine Romanze (lacht). Eine Actionrolle wäre aber sicher auch cool, mit einem eigenen Stuntmann.

Wären Sie eher der Bösewicht?

Frei: Den fände ich fast cooler, ja.

Xhaka: Ich wäre auch gerne Schauspieler in einem Actionfilm.

Frei: Der Unterschied ist aber, dass Tauli seine Stunts selber machen würde.

Sie sind sich unheimlich oft einig…

Frei: Sie behaupten ja immer, wir seien es nicht (lacht)

Gibt es eine Stadt, die Sie vielleicht sogar als zweite Heimat bezeichnen würden?

Xhaka: (Antwortet Schnell) Nein.

Frei: Das ist schwierig. Ich war mit meiner Frau schon ein paar Mal in Hamburg, wo es uns sehr gut gefällt. Aber als zweite Heimat würde ich die Stadt deshalb nicht bezeichnen.

Taulant Xhaka, weshalb Basel?

Xhaka: Hier bin ich geboren und aufgewachsen, alle meine Freunde sind hier. Sobald ich länger als zwei Wochen in den Ferien bin, bekomme ich sofort Heimweh. Es ist einfach die schönste Stadt.

Wenn Sie auf Ihrem Weg Dinge rückgängig machen könnten, welche wären das?

Frei: Da gibt es ganz viele Dinge, aber nichts, was ich im Nachhinein bereuen würde. Alles, was ich gemacht habe, hat mich ja zu der Person gemacht, die ich jetzt bin. Tauli würde vielleicht die eine oder andere Rote Karte verhindern (lacht)

Xhaka: Ja, natürlich. Es gibt viele Dinge, die ich vielleicht anders machen würde. Aber nichts, was ich wirklich stark bereue.

Zum Abschluss: Beschreiben Sie ihr Gegenüber in einem Wort.

Frei: Sexy (lacht laut).

Xhaka: Magisch.

Frei: Was? Du übertreibst ja völlig.

Können Sie das ausführen?

Xhaka: Ich kenne Fabi schon sehr lange. Er ist einfach ein sehr guter Typ. Er probiert wirklich immer, jedem zu helfen, wünscht niemandem etwas Schlechtes und ist ein super Fussballer…

Frei: Rede weiter, du machst das gut (lacht)!

Xhaka: (Lacht) Magisch, natürlich auch auf dem Platz.

Fabian Frei, jetzt stehen Sie unter Druck…

Frei: Das wollte ich gerade sagen (lacht). Ich entscheide mich für das Wort Kämpfer. Tauli ist ein Kämpfer, auf und neben dem Platz. Wenn es mir nicht gut gehen würde, wäre er da und würde für mich einstehen und mich unterstützen. Ich bin froh, ihn an meiner Seite zu haben.

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