Das Geheimnis des Zeedeldichtens: Cliquen, Guggen und Wägeler tauschen sich aus
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Workshop
Fasnacht

Das Geheimnis des Zeedeldichtens: Cliquen, Guggen und Wägeler tauschen sich aus

11.11.2025 11:59 - update 11.11.2025 14:45
David Frische

David Frische

Zeedel für die Basler Fasnacht schreiben, wie geht das? Dieser Frage nimmt sich ein Kurs an. Daran teil nehmen Mitglieder verschiedenster Formationen. Ebenso vielfältig sind die Antworten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Fasnachts-Comité bietet einen Kurs zum Zeedeldichten an, bei dem erfahrene Autor:innen ihr Wissen an Neulinge und Routiniers weitergeben
  • Ein guter Zeedel folgt keinem fixen Rezept: Inhalt, Form und Sprache sind frei wählbar – dennoch gibt es Dinge zu beachten
  • Der Kurs zeigt, dass Vielfalt und Austausch das Zeedeldichten prägen

Welches Sujet? Sitzt der Reim? Und welche Form von Zeedel ist die passende? Die Fragen rund ums Schreiben von Zeedeln sind vielschichtig. Wahrscheinlich sind sie so vielfältig wie die Zeedel selbst, die jedes Jahr an der Basler Fasnacht vom Vortrab ans Publikum verteilt werden. Was macht einen guten Zeedel aus?

Ein Kurs soll Interessierten bei diesen Fragen die nötige Unterstützung bieten. Das Fasnachts-Comité hat einen Workshop ins Leben gerufen, an dem erfahrene Zeedeldichter ihr Wissen sowohl an Laien als auch an langjährige Zeedelschreiber:innen weitergeben.

«Wir setzen es ganz anders um als eine Clique mit Pfeifern und Trommlern»

So fanden sich am Montagabend im Cliquenkeller der Alte Stainlemer am Auberg ein gutes Dutzend Fasnächtler:innen verschiedenster Couleur ein. Von Jung bis Alt, von Tambourin bis Wägeler war praktisch alles anwesend. Baseljetzt war am Kurs dabei und wollte von den Teilnehmenden wissen, wieso sie hier sind und was sie sich vom Kurs erhoffen. Während die einen von ihren Cliquen geschickt wurden, haben die anderen einfach noch nicht ausgelernt.

«Im Rahmen des Anständigen»

Im Laufe des Abends wurde deutlich: Ein Patentrezept fürs Zeedeldichten gibt es nicht. «E Zeedel isch … ein weisses Blatt: ohne Erwartungen an Inhalt, Form und Sprache.» Diese Weisheit von Thomas Göttin vermittelte der erfahrene Zeedeldichter Christian Zingg den Teilnehmenden. Das Denken soll frei sein.

Ganz ohne Regeln und Grenzen geht es dann aber doch nicht. Mit einem Zeedel wolle man Dinge aufzeigen, «die auch mal weh tun», so Lukas Zimmermann. Der Fasnächtler schreibt seit 16 Jahren für seine Clique die Zeedel. «Für mich lautet die Devise: Es ist im Rahmen des Anständigen. Das zählt für die Fasnacht, das zählt für den Zeedel.»

Baseldeutsch ist nicht Pflicht

So frei ein Zeedeldichter oder eine Zeedeldichterin beim Inhalt ist, so frei ist auch die Form, wie ein Zeedel daherkommt. Vom klassischen Einspalter über ein bunt bebildertes Werk bis zu einem Vokabular ähnlich einem Wörterbuch ist alles möglich. Ebenso die Sprache: Es müsse nicht zwingend Baseldeutsch sein, und schon gar nicht «Baseldytsch», wenn man es nicht beherrsche, so Christian Zingg. «Dann schreibt man lieber so, wie einem der Schnabel gewachsen ist.»

Wer einen Zeedel dichtet, müsse ein klares Konzept haben, vermittelten die Kursdozenten Zingg und Zimmermann. Dies sei der schwierigste Teil. Ist man sich über das Konzept einmal im Klaren, falle das Schreiben wesentlich leichter. Muss der Zeedel dem Sujet folgen? Eine der vielen Fragen an diesem Abend. Er kann, muss aber nicht. Es könne ebenso spannend sein, wenn der Zeedel sich vom Sujet abgrenzt.

Ebenso vielfältig der Prozess von der Idee zum fertigen Zeedel. Manche Autor:innen sprechen sich (laufend) mit der Sujet-Kommission ab, manche verzichten darauf. Manche erhalten von der Clique freie Hand, manche werden an die kürzere Leine genommen.

Abgerechnet wird an der Fasnacht

So war dieser erste von zwei Kursabenden im Cliquenkeller vor allem eines: ein Austausch unter Fasnächtler:innen über ihre Erfahrungen. Daraus speist sich die Vielfalt, welche die Fasnacht am Ende so lebendig macht.

Wie gut ein Zeedel ist, entscheide sich an den drey scheenschte Dääg, so Zingg: «An der Fasnacht schaue ich immer auf den Boden. Wenn ich unsere Zeedel nicht am Boden sehe, denke ich, wir haben einen guten Zeedel gemacht».

Über seine Erfahrungen rund ums Zeedelschreiben berichtete Kursleiter Christian Zingg auch in der Sendung «Punkt6 Thema» auf Telebasel:

Mitarbeit: Alex Kälin

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11.11.2025 21:36

Thomy

Gut wenn man den Nachwuchs pflegt

2 0

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