«Das ist Blödsinn» – So reagiert der Arbeitgeberverband auf die Lernenden-Demo
©Symbolbild: Baseljetzt/Keystone
Arbeitsbedingungen
Basel-Stadt

«Das ist Blödsinn» – So reagiert der Arbeitgeberverband auf die Lernenden-Demo

22.03.2025 17:46 - update 25.03.2025 08:32
Jeremy Goy

Jeremy Goy

Erstmals seit 1968 gehen Lernende in der Schweiz wieder auf die Strasse, um für bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Ausbildung in der Lehre zu demonstrieren. Die Demonstration findet am Samstag statt.

«Schluss mit der Ausbeutung in der Lehre! Organisieren wir uns und kämpfen gemeinsam!» So wirbt unter anderem die Lotta Organisation für die Lernenden-Demo am Samstag. Ziel der Demo, organisiert von der Lernenden Gruppe Scorpio, seien unter anderem besseren Bedingungen in der Lehre, höheren Lohn und mehr Ferien.

Diskriminierung und Rassismus am Arbeitsplatz

Gemäss der Lotta Organisation würden in vielen Lehrbetrieben die Jugendlichen stark unter Druck gesetzt werden. Die Hierarchie werde oft ausgenutzt, um Lernende zu Aufgaben zu drängen, die weit über ihre eigentlichen Tätigkeiten hinausgehen. Diskriminierung, wie etwa Sexismus oder Rassismus, würden diese Ausnutzung zusätzlich verstärken. Zudem würden sie gemäss der Lotta Organisation als günstige Arbeitskräfte eingestellt werden.

«Das ist Blödsinn» – So reagiert der Arbeitgeberverband auf die Lernenden-Demo
Bild: Instagram/scorpiobasel

Scorpio Basel wurde Ende 2022 von ehemaligen Lernenden und weiteren Unterstützenden gegründet. Zurzeit besteht die Organisation aus rund 15 aktiven Mitgliedern, die aus verschiedensten Branchen kommen.

Umfrage der Unia bestätigt Probleme der Lernenden

Gemäss der bz bestätige eine Umfrage der Gewerkschaft Unia die Probleme der Lernenden. Von mehr als 1100 teilnehmenden Lernenden hätten rund ein Drittel von Rassismus, Mobbing und sexueller Belästigung im Betrieb berichtet. Knapp die Hälfte der Befragten würden sich während der Arbeit häufig oder ständig gestresst fühlen, und etwa 50 Prozent würden länger arbeiten als die gesetzlich festgelegten neun Stunden pro Tag. Zudem hätten über die Hälfte der Lernenden angegeben, dass ihr Betrieb noch nie vom Amt für Berufsbildung kontrolliert worden sei.

Atici verteidigt Lehrbetriebe

Der Gewerbeverband und Erziehungsdirektor Mustafa Atici (SP) nehme aber gemäss der bz die Lehrbetriebe in Schutz. Die Lehrbetriebe würden eine hervorragende Arbeit leisten und er würde keine grossen Verbesserungsvorschläge sehen. Vereinzelte Fälle gäbe es immer, die aber ernst untersucht werden würden. Es würden auch regelmässig Kontrollen in den Betrieben stattfinden.

Auch Frank Linhard vom Arbeitgeberverband ist gleicher Meinung. «Wir wissen, dass hier kein flächendeckendes Problem herrscht.» Die Lernenden seien zufrieden und werden gut ausgebildet. Linhard finde es aus diesem Grund nicht richtig, einen so grossen Forderungskatalog aufzustellen. Dazu kommt, dass die Gruppe, welche die Forderungen aufgestellt hätten, aus 15 aktiven Mitgliedern bestehe. Das zeige schon, dass es kein flächendeckendes Problem wäre, so Linahrd. «Es sind Einzelfälle. Das beweist, dass die Gruppe, die auf die Strasse geht, nur aus 15 Mitgliedern besteht.» Es gäbe natürlich einzelne Vorfälle. Jetzt aber zu behaupten, dass alle Lernende Probleme hätten und schlecht behandelt werden würden, wäre Blödsinn.

Ausbildung soll im Fokus stehen

Verbessern könne man jedoch immer etwas, erklärt Linhard. Dass Lernende ausgenutzt werden, dürfe nicht passieren. «Es ist eine Ausbildung. Da müssen die jungen Leute ausgebildet werden und sollen nicht nur zum Kaffee bringen angestellt werden», so Linhard. Im Grossen und Ganzen, würden die Lehrbetriebe ihren Job machen und die Lernenden gut ausbilden. Das Thema Mindestlohn sehe Frank Linhard als sehr kritisch. «Wir dürfen nicht vergessen, dass eine Lehre eine Ausbildung ist. Man macht eine Lehre nicht wegen dem Lohn, sondern wegen der Ausbildung», erklärt Linhard.

Lehraufsicht beobachtet Lehrverhältnisse

Gemäss Frank Linhard gäbe es eine Lehraufsicht vom Kanton, die die Lehrverhältnisse beobachte. Wenn es Probleme gäbe, könne man zu dieser Lehraufsicht gehen. Diese Vereinigung, die nun auf die Strassen gehen, sollen behauptet haben, dass man mit einer Lehraufsicht sowieso nicht sprechen könne. Mit den jeweiligen Firmen könne man gemäss dieser Vereinigung ebenfalls nicht sprechen. «Das zeigt für mich das Niveau, welches auf die Strassen geht», erklärt Linhard.

Frank Linhard kenne auch aus dem privaten Umfeld Lehrlinge. Diese würden ihre Lehre gerne absolvieren und seien froh, dass sie einen guten Betrieb gefunden hätten. Auch für den Betrieb sei es bezüglich einer Festanstellung nach der Lehre interessant, wenn sie gute Lernende anstellen könnten.

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Kommentare

Dein Kommentar

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23.03.2025 16:31

Sonnenliebe

Die Lehrlinge werden auch immer wie mehr Mimosen und auch Egoisten, wie auch generell leider die Mensche, nur noch der eigene Vorteil zählt, das sehe ich in der Apotheke, aber auch in unserem Haus.

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23.03.2025 10:51

spalen

genau hinzusehen ist gut – aber verallgemeinerungen sind unnötig

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