Den Sternen zum Greifen nah: Wenn das Sinfonieorchester den Kosmos nach Basel bringt
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Den Sternen zum Greifen nah: Wenn das Sinfonieorchester den Kosmos nach Basel bringt

11.04.2024 19:03 - update 16.04.2024 13:53
Manuela Humbel

Manuela Humbel

Drei Amerikaner, Games in einer Ecke und das Sinfonieorchester: Ein klassisches Konzert im Stadtcasino, das ganz so «klassisch» dann doch nicht war.

Weisse Converse mit Snoopies, einen leichten Irokesen und Groupies: Diese drei Männer könnten auch Teil einer Rockband sein – das sind sie aber nicht. Zusammen bilden sie ein Streichtrio.

An diesem Abend ist im Stadtcasino bei einem Konzert des Sinfonieorchesters alles ein wenig anders – hat man zumindest als seltene Besucherin von klassischen Konzerten den Eindruck. In einer Ecke stehen alte Computer mit Retro-Games, in der Pause lassen sich Besuchende CD’s signieren und machen Selfies mit einem amerikanischen Streichtrio. Streichtrio? Ja, die drei Männer, die in Chucks, legerer Kleidung und nicht ganz so steif sind – wie man sich als von Klischees und Stereotypen beeinflusste Laiin klassische Musiker:innen vorstellt – treten an diesem Abend mit dem Sinfonieorchester auf.

Es ist das Trio Time for Three (Tft). Einen Grammy haben sie gewonnen und geben an diesem Abend in Basel ihr europäisches Debüt. Der Konzertsaal des Stadtcasinos ist ausgebucht. Tribüne und Erdgeschoss voll. Kinder, Schulklassen, Familien und Senior:innen lauschen den galaktischen Klängen. Und das ist nicht metaphorisch gemeint, sondern wortwörtlich. An diesem Abend dreht sich nämlich alles um die Planeten und das Universum.

Vor allem das letzte der drei Werke, «The Planet», ist für die kosmische Stimmung, die es vermittelt, bekannt und hat Rockbands und die Filmmusik von Star Wars inspiriert. «Das Stück ist der Ursprung der Filmmusik. Der Komponist Gustav Holst hat damit die Filmmusik so richtig in Schwung gebracht», sagt der Orchesterdirektor Franziskus Theurillat gegenüber Baseljetzt. «Er hat es geschafft, diese Charaktere, diese Stimmungen zu Instrumentieren und entsprechend herüberzubringen.» Holst habe aber nicht nur verstanden, wie man mit diesen Stimmungen Bilder fürs Fernsehen erzeuge, sondern auch solche für Games.

Aber jetzt mal ehrlich, passt das überhaupt zusammen, klassische Musik und Computerspiele? «Ja», sagt Game-Experte Kai Hicks, «Games haben sehr viel damit zu tun, denn ein Spiel lebt vom Soundtrack, das es hat. Und da wählt man je nach Spielgenre eben aus, ob man elektronische oder eben orchestrale Musik verwendet.» Das Spiel Zelda, Skyward Sword, habe zum Beispiel einen kompletten Soundtrack, der von einem Orchester gespielt werde.

«Die Musik von Beethoven, Mozart oder Bach findest du immer wieder in Computerspielen», so Hicks. Auch in solchen, von denen man es gar nicht erwarten würde. «Ich hatte als Kind ein Spiel auf dem Gameboy und da gibt es ein klassisches Stück mitten im Spiel. Damals habe ich gar nicht gecheckt, dass das klassische Musik ist, aber ich fand das Level so cool wegen diesem Lied.»

Kai Hicks sammelt zusammen mit anderen Begeisterten mit dem Projekt «Retro-Game, Level 1-1» alte Computerspiele. Immer wieder sind sie mit alten Computern und Spielen an Veranstaltungen. So eben am Mittwochabend im Stadtcasino oder bald an der Fantasy Basel. Von Level zu Level oder eben von Planet zu Planet werden die Nutzer:innen dank Soundtrack in andere Welten getragen.

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