Der Basler Wahlkampf ist lau – doch ist das auch schlecht?
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Der Basler Wahlkampf ist lau – doch ist das auch schlecht?

09.10.2024 06:17 - update 25.03.2025 14:56
David Frische

David Frische

In zwei Wochen wählt Basel-Stadt den Grossen Rat und die Regierung. Doch von Angriffslust ist unter den Kandidierenden wenig zu spüren. Der Wahlkampf verläuft ruhig. Das hat laut den Parteien seine Gründe.

«Selten hat Basel einen derart flauen Wahlkampf erlebt», schrieb der Chefredaktor der «Basler Zeitung», Marcel Rohr, am vergangenen Samstag in einem Leitartikel. Er sieht eine verpasste Chance der Herausforder:innen, den amtierenden Regierungsrät:innen die Sitze streitig zu machen. Und tatsächlich: In diesem Wahlherbst ist es in Basel ungewöhnlich ruhig. Weshalb?

«Wir zielen in der Regel nicht auf Personen»

Rohr hat mit seinen Worten einen Stein ins Rollen gebracht. Die Wahlkampfleiter:innen verschiedenener Parteien wehren sich auf Anfrage von Baseljetzt gegen den Vorwurf, es werde zu lasch Wahlkampf gemacht.

Michela Seggiani, Fraktionspräsidentin und Grossrätin der SP, sieht die Dinge so: «Wenn wir das mit einem Wahlkampf in den USA vergleichen, dann sind wir todlangweilig, das muss ich zugeben. Aber ich bin auch sehr froh, dass wir noch nicht diese Verhältnisse wie in Amerika haben». Dort gehe es nur noch um Show, Geld und darum, wie schlagfertig man ist. «Bei uns, so hoffe ich, zählen immer noch die Inhalte und auch, was wir die letzten vier Jahre gemacht haben.» Ist ein langweiliger Wahlkampf also ein gutes Zeichen? «Eigentlich schon, ja. Ich finde es übrigens auch sehr schön, dass wir hier in Basel in der Regel nicht auf Personen zielen», so Seggiani.

Es gehe um Information, nicht um Unterhaltung

Auf bürgerlicher Seite sieht man das ähnlich. Benjamin von Falkenstein, Wahlkampfleiter der LDP, stören die Kritiker, die sich über einen langweiligen Wahlherbst beklagen: «Es geht nicht darum, ob der Wahlkampf unterhaltsam ist oder nicht, sondern ob er informativ ist und die Positionen der Parteien hervorgehoben werden». Dass der Wahlkampf dieses Jahr eher flau ist, liege auch an den Medien, die zu wenig über die Positionen und Inhalte der Parteien berichteten. «Ich glaube, die Medien wünschen sich einfach eine gute Schlagzeile für mehr Klicks und mehr Views. Das ist verständlich und gehört zu ihrem Geschäft dazu, aber es dient eigentlich nicht in erster Linie der Demokratie oder dem Wähler», so von Falkenstein.

Daniel Ordás zeichnet bei der GLP für die Wahlen verantwortlich. Er sieht im ruhigeren Basler Wahlkampf eine Stärke. «Ich möchte keine Politik, wie sie in vielen anderen Ländern stattfindet, wo am Ende des Wahlkampfs nur noch verbrannte Erde und tiefe Gräben übrig bleiben. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man sich nach dem Wahlkampf wieder die Hand geben, in die Augen schauen, zusammen ein Bier trinken und weiter nach Lösungen suchen kann.»

Experte Zehnder sieht Medien in der Verantwortung

Was ist die Rolle der Medien in der heissen Phase vor dem Wahltermin? Tragen sie eine Schuld daran, dass im Hinblick auf den 20. Oktober doch sehr wenig über den Wahlkampf berichtet wird? Ja durchaus, findet der Basler Medienkritiker Matthias Zehnder. Es sei die Aufgabe der Medien, in einem sachlichen, lokalen Wahlkampf die Unterschiede zwischen Parteien und Kandidierenden im Einzelnen herauszuarbeiten.

Was BaZ-Chefredaktor mit seinen scharfen Zeilen erreicht hat: Der Basler Wahlkampf schlägt jetzt doch noch ein paar Wellen.

Interviews: Pascal Kamber, Alessia Roppel

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Kommentare

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09.10.2024 18:50

Hrothgar71

Vielleicht ist Eric Weber der Kleber schuld.

0 2
09.10.2024 10:01

Sonnenliebe

Anstand ja, das finde ich auch, aber ein bisschen mehr auch Aufmerksamkeit, sonst wird nämlich auch weniger gewählt.

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