
Der Sand ist verweht im Lido – am Sonntag wird ausgetrunken
Maximilian Karl Fankhauser
Nach drei Saisons ist Schluss. Die Lido-Buvette schliesst dieses Wochenende ihre Tore. Und das St. Johann-Quartier verliert ein Stück Lebendigkeit
«Basler Rhyviera, Mykonos ysch zweiti Wahl!»: Bereits seit Jahren besingen die Dief-Flieger das mediterrane Leben unserer Stadt. Dieses spielt sich hauptsächlich am Rhein ab. Sonnenuntergänge bei der Flora, Kneipen in der Dalbe. Dass sich dieses Gefühl aber nicht nur um den Fluss herum abspielen muss, hat während dreier Saisons eine Zwischennutzung bewiesen.
Weg vom Rhein, in mitten von Brachland und Industrie. Und dennoch trug es den klangvollen, wassernahen Namen Lido. Trug, weil es nun sein letztes Wochenende erlebt. Morgen Sonntag wird beim Lido zum letzten Umtrunk geladen. Dann spült der Regen den Sand der Buvette für immer weg, wenn man die Wettervorhersagen sieht.
Das Lido hat sich in den vergangenen zwei Jahren zum Place-to-be im St. Johann gemausert. Auch die Kundschaft habe sich gewandelt. «Hatten wir zu Beginn eher junge Menschen als Gäste, sind mittlerweile viele Familien bei uns, die sich einen schönen Nachmittag machen», sagen die Betreibenden.
Die Sache mit der Floskel
Die Betreibenden, das ist der Lido Sports Club, dem die ganze Parzelle mit Beachvolleyball- und Padelfeldern und der Buvette gehört. Die Buvette wird vom Kollektiv Squadravioli geführt. Till Schmidlin ist in beide Parteien involviert.
«Ich weiss, es ist eine Floskel, aber in dieser Situation passt sie gut», sagt er: «Wir verlassen das Lido mit einem lachenden und einem weinenden Auge.»
Als er das brache Bauland der SBB zum ersten Mal gesehen habe, hätte er sich nie erträumen können, was hier einmal entstehen wird. Denn am Anfang steht eine Idee, die beim Bier entstanden ist. «Wir wussten damals nicht, wie es überhaupt ankommen wird.» Nach einem wettertechnisch harzigen Start im Jahr 2021, es regnete den ersten Monat durch, konnte es richtig losgehen. Lichterketten, Sonnenuntergänge über den Gleisen und dabei die Füsse im Sand: Das ist oder war der Charme, der das Lido ausmacht.
Für jeden etwas dabei
Der grosse Vorteil: Es hatte für jeden etwas dabei. Musik, Drinks, täglich wechselndes Essen und Sport. Auch die Reaktionen aus der Bevölkerung, vor allem auch aus dem St. Johann, seien überwältigend gewesen. «Die Anwohnenden sind sehr traurig, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist.» Für die Nachbarn gehe nun auch ein Stück Lebendigkeit im Quartier verloren.
Die Zwiespalt bei Schmidlin ist merklich. «Ich finde es eigentlich schön, wenn wir ein solches Kapitel zu einem tollen Abschluss kommt.» Im Gespräch wird aber klar: Ein bis zwei Saisons mehr im Lido wären die Betreibenden nicht abgeneigt gewesen.
Die Füsse stillhalten
Wie es weitergeht, steht noch in den Sternen. «Für uns heisst es nun Füsse stillhalten», sagt Schmidlin mit einem vielsagenden Lächeln. Einige Projekte seien angedacht, spruchreif ist jedoch noch nichts.
Man habe einen guten und regen Austausch mit den SBB. Bis im März 2024 bleiben die Beachvolleyball- und Padelfelder noch bestehen. Und bis dann wird noch viel Sand im Lysbüchel verweht. Dieses Wochenende gilt für Linus Schmidlin und sein Team jedoch nur etwas: «Geniessen!» In diesem Sinne: Ciao Lido, chi mancherai!
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