
«Die Dunkelziffer ist hoch»: Jetzt macht sich der Waschbär in der Stadt breit
Leonie Fricker
Der Waschbär ist nun auch im Stadtkanton angekommen. Das Amt für Wald beider Basel rechnet mit einer raschen Ausbreitung des invasiven Tieres und bittet die Bevölkerung um Mithilfe: Sichtungen sollen gemeldet werden.
Wie viele Waschbären in der Region unterwegs sind, ist schwer zu beantworten, sagt Holger Stockhaus vom Amt für Wald beider Basel. Der Grund: «Die Dunkelziffer dürfte hoch sein», wie der Leiter Jagd und Fischerei weiss. Insgesamt gingen in den letzten drei Jahren im Kanton Basel-Landschaft über 100 Sichtungen ein, die Zahl stieg jährlich an. Seit diesem Jahr ist das invasive Wildtier nun auch im Stadtkanton unterwegs.
Erster Nachwuchs in Gelterkinden
Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Tiere haben sich in den 30er- und 40er-Jahren in den Niederlanden und Deutschland als «Gefangenschaftsflüchtlinge» aus Pelzfarmen ausgebreitet. Vermutlich kamen sie von Deutschland über die Grenze in die Schweiz, so Stockhaus. Es sei aber auch denkbar, dass Individuen aus privaten Haltungen geflüchtet sind.
Im Baselbiet sind sie nachweislich seit 2021, als in Gelterkinden erstmals Nachwuchs dokumentiert wurde: Eine Parkplatzkamera filmte einen Waschbären mit vier Jungtieren (s. Video). Auch in diesem Jahr gab es Sichtungen: Im Mai wurde ein Jungtier auf einem Dach in Sissach entdeckt. Weitere Sichtungen sind aus Augst, Füllinsdorf, Liestal, Ormalingen, Lausen, Seltisberg und Reigoldswil bekannt.
Unterwegs im Gundeli, Rosental und beim Kunstmuseum
Seit diesem Jahr gibt es auch im Stadtkanton nachweislich Waschbären. In der zweiten Jahreshälfte wurden gleich mehrere Sichtungen gemeldet, darunter vier gesicherte Nachweise. Wie der stellvertretende Leiter des Amts für Wald sagt, fühlt sich das räuberische Tier im Siedlungsgebiet sehr wohl. Zugegen war es im Gundeli-Quartier, der Rosentalanlage und beim Kunstmuseum. Einer der Stadt-Waschbären sei ein jüngeres Tier gewesen, das vermutlich in der Stadt geboren wurde. Es müssten also auch Elterntiere unterwegs sein. «In nächster Zeit wird also sicher noch die ein oder andere Meldung dazukommen», so Stockhaus.
Die Ausbreitung des Waschbären in der Nordwestschweiz stellt eine Herausforderung dar. Als invasive Art bedroht er heimische Tiere wie Vögel, kleine Säugetiere, Reptilien und Amphibien. Auch für den Menschen birgt er Risiken. Auf der Suche nach Nahrung kann er erhebliche Schäden und Verschmutzungen in Häusern verursachen. Zudem kann der Waschbär Krankheiten übertragen, die sowohl für Menschen als auch für Haustiere gefährlich sein können. Da er in der Region keine natürlichen Feinde hat, breitet er sich schnell aus.
Spezielle Fallen für Waschbären
Die beiden Basel sind gemäss der eidgenössischen Jagdverordnung verpflichtet, die Ausbreitung des Waschbären einzudämmen. Das Tier darf daher ganzjährig gejagt werden. Bei Sichtungen werden am entsprechenden Ort Kastenfallen aufgestellt, die speziell für Waschbären geeignet sind. Das sei deshalb nötig, weil die Tiere sehr geschickt sind und sich aus gewöhnlichen Fallen befreien können, so Stockhaus. Dass andere Tiere in diese Fallen tappen, sei ausgeschlossen.
Um die Vorkommnisse besser dokumentieren zu können, ruft der Kanton Basel-Stadt die Bevölkerung zur Unterstützung auf. In einer Mitteilung vom Donnerstag wird dazu aufgefordert, Waschbär-Sichtungen dem Amt für Wald beider Basel zu melden – idealerweise mit Foto- oder Videobeweisen.
Der Kanton warnt ausdrücklich davor, Waschbären zu nahe zu kommen. Als Wildtiere können sie auf Menschen aggressiv reagieren. Zudem weist der Kanton darauf hin, dass Waschbären – wie alle Wildtiere – keinesfalls gefüttert werden dürfen. Um die Tiere nicht zusätzlich anzulocken, sollten Haustierfutter nicht im Freien stehen gelassen und Komposthaufen stets abgedeckt werden. Den Bebbisagg stellt man am besten erst am frühen Morgen raus.
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Thomy
🦝
GlaibaslerGschwafel
Gibt es im Stadtkanton schon seit mehreren Jahren. Snitchen werde ich meine waschbärigen Freunde jedoch nicht.