
Trotz Platz im Tierpark: Waschbär-Jungtier wird eingeschläfert
Larissa Bucher
Ein Waschbär-Jungtier wurde in Sissach eingeschläfert. Kurz zuvor wurde es von der Feuerwehr gerettet, nachdem die Mutter verstarb. In einem Tierpark hätte es aber eigentlich noch Platz für das Jungtier gehabt.
Die Geschichte begann Mitte Mai, als Waschbären in Sissach gesichtet wurden. Jagdaufseher Rolf Wirz fing ein erwachsenes Tier ein und konsultierte die kantonale Jagdverwaltung, die die Tötung des Tieres anordnete. Grund dafür sei, dass die Tiere als invasiv gelten. Jäger sind also angehalten, sie zu «entnehmen», um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, schreibt die Volksstimme.
Kurz nach dem Vorfall wurde ein verlassenes und geschwächt wirkendes Jungtier entdeckt und von der Feuerwehr gerettet. Laut Augenzeugen soll das Tier circa fünf bis sieben Wochen alt gewesen sein. Wirz habe den Waschbären mit nach Hause genommen und päppelte ihn auf.

Kein neues Zuhause im Tierpark
Der Tierpark Weihermätteli bot an, das Tier bei sich aufzunehmen, schreibt die Volksstimme weiter. Die Jagdverwaltung lehnte dies jedoch ab. «Wild geborene Tiere werden grundsätzlich nicht dauerhaft in Gefangenschaft gehalten», sagt der Baselbieter Jagdverwalter Holger Stockhaus gegenüber der Zeitung. Für Tiere, welche die Freiheit gekannt haben, sei es nicht zumutbar, eingesperrt zu leben.
Dies scheint auch für Jungtiere zu gelten, die noch gar nicht viel von der Freiheit gesehen haben. «Für Tierparks gibt es Nachzuchtprogramme, aus denen Wildtiere gehalten werden können. Bei Wildtieren aus freier Wildbahn ist allenfalls eine vorübergehende Gefangenschaft vorgesehen, um sie beispielsweise nach einem Unfall zu kurieren mit dem Ziel, sie hernach wieder auszuwildern», erklärt Stockhaus. Die Auswilderung von Waschbären sei jedoch nicht zulässig.
Auch beim zweiten Mal klappt es nicht
Wirz wollte das nicht akzeptieren und fand schliesslich einen Platz im Wildpark Mühletäli in Solothurn. Doch auch dort ordnete die Jagdverwaltung die Einschläferung an. «In Absprache zwischen dem Tierpark und den zuständigen Verwaltungen wurde das Tier tierärztlich eingeschläfert», erklärt Stockhaus gegenüber der Volksstimme.
Dies sorgte für Unverständnis, da das Jungtier sich laut Tierpark leicht hätte einleben können. «Juristisch mag das korrekt gewesen sein, aber es war in meinen Augen unnötig», sagt Iris Wolfisberg, Co-Präsidentin und Tierbetreuerin beim Wildpark Mühletäli der Zeitung. Sie hätte sich gewünscht, dass man für einmal ein Auge zudrückt und weniger bürokratisch vorgeht. Im Park lebten nämlich bereits fünf Waschbären – zwei davon stammten aus einst freier Wildbahn.
Notwendige Entscheidung
Jagdverwalter Holger Stockhaus betonte, dass solche Entscheidungen hart seien, aber notwendig, um die Ausbreitung invasiver Arten zu verhindern. Die Waschbärpoulation steige im Kanton an und es müsse alles daran gesetzt werden, damit es nicht zu einer exponentiellen Entwicklung wie etwa in Deutschland komme. So seien im Baselbiet im Vorjahr 25 Waschbären von Jägern getötet worden, drei Jahre zuvor waren es erst drei. Das zeigt: Auch in der Schweiz steigt die Population an.
Rolf Wirz kündigte wegen der angeordneten Einschläferung des kleinen Waschbären seinen Rücktritt als Sissacher Jagdaufseher an. Die Sissacher Jagdgesellschaft hat bereits einen Nachfolger vorgeschlagen, dessen Wahl durch den Regierungsrat erfolgt.
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Rolfgt
Waschbären müssen ausgerottet werden. Sie sind invasiv und schädlich.
Trixter
Traurig dass Tiere ohne Not getötet werden.
Ist ja aber nichts neues.
Mal ein Auge zudrücken hätte keinem weh getan – ausser dem Tierschützer, die dann wieder kommen und sagen, dass Wilde Tiere nicht in Käfige gehören.
Also hätte man einfach das Tier in Wald setzen müssen und da abschießen müssen, wie die anderen auch. Wäre zwar noch immer Schade, aber es wäre so nach Vorgabe gewesen.
Wie man es dreht und wendet ist es falsch.