«Die EM wird eine einmalige Erfahrung»: Pia Sundhage zu Besuch in Basel
Jeremy Goy
Am Dienstag begrüsste das Didi Offensiv die Trainerin des Schweizer Nationalteams, Pia Sundhage. Die Schwedin sprach über ihre Erwartungen für die Euro 2025 und ihre beeindruckende Karriere.
Das Didi Offensiv, eine Bar, die für ihre Live-Übertragungen von Fussballspielen und regelmässigen Veranstaltungen zur Fussballkultur bekannt ist, empfing am Dienstag einen besonderen Gast: Pia Sundhage. Die Trainerin des Schweizer Nationalteams war im Rahmen des Kulturprogramms zur Euro 2025 in der Sportbar zu Besuch. Im Gespräch mit SRF-Sport-Redaktorin Seraina Degen gab sie Einblicke in ihre Arbeit und ihr Leben.
Mit Sundhage zur Heim-EM
Seit Januar 2024 steht Pia Sundhage an der Spitze der Schweizer Frauenfussballnationalmannschaft. Die FIFA-Welttrainerin des Jahres 2012 feierte bereits als Spielerin grosse Erfolge. Auch als Trainerin machte sie international von sich reden – sie führte die USA 2008 und 2012 zu Olympiagold und Brasilien 2022 zur südamerikanischen Meisterschaft. Mit der Verpflichtung ist dem Schweizerischen Fussballverband ein bedeutender Coup gelungen – insbesondere im Hinblick auf die Heim-EM.
Sundhage erklärt gegenüber Baseljetzt, dass sie sich sehr freue, mit der Schweiz an der EM teilnehmen zu können. «Es wird eine einmalige Erfahrung.» Bisher habe man mit dem Team Höhen und Tiefen durchlebt. Die Resultate hätten besser ausfallen können, aber die Leistungen seien gut gewesen, so Sundhage. Für die EM erhoffe sie sich eine Überraschung. Die Schweizerinnen werde auf starke Gegner treffen, die im Ranking höher platziert sind. Eine Chance habe man trotzdem, sagt Sundhage. Ihr Traum: Mit dem Schweizer Team die Viertelfinals zu erreichen.
SRF-Journalistin Degen sprach mit Sundhage am Dienstagabend über folgende Themen:
Eine singende Sundhage
Zu Beginn des Abends wurde Sundhage vorgestellt. Schon in ihren einleitenden Worten stellte sie klar, dass es für sie keine Tabuthemen gebe und sie alle Fragen offen und ehrlich beantworten werde. Es folgte ein Video über Sundhages Karriere und über die grössten und wichtigsten Meilensteine in ihrem Leben. Besonders hervorstach ihre offene und fröhliche Art, die bei den Besucher:innen auf grosse Sympathie stiess. Mit ihrem Sinn für Humor sorgte sie immer wieder für heitere Momente. Ein Highlight: Pia Sundghage sang vor dem Publikum ein Lied. Danach wurde für sie im Gegenzug «z Basel an mym Rhy» gesungen. Nebenbei trank sie fröhlich an der Bar ihr Bier.
Die Goaliefrage bleibt offen
Die letzten sechs Spiele konnte die Schweizer Nati nicht mehr gewinnen. Sundhage beunruhigt das aber nicht. Nachdem das Team die verlorenen Spiele analysiert hatte, habe es verstanden, was schlecht gewesen sei. «Schweizer Fussballerinnen sind klug», so Sundhage. Die nächsten zwei Spiele in der Women’s Nations League werde man gewinnen. Da sei sie sich sicher.
Auch über die Torwartsituation wurde gesprochen: Die Leistung der Torhüterin war in den letzten Spielen nicht überragend. Das weiss auch Sundhage. Deswegen sei noch nicht entschieden, wer während den nächsten Spielen und an der EM im Tor stehen werde. «Bei einer schlechten Leistung liegt es aber nicht nur an der Torhüterin, sondern auch an den Spielerinnen, die vor der Torhüterin spielen», so Sundhage.
Für den Fussball geschummelt
Als kleines Mädchen habe Pia Sundhage ihren Vornamen kurzerhand in «Pelle» ändern müssen, um am regulären Meisterschaftsbetrieb teilnehmen zu können. Denn damals wurde den Mädchen das Fussballspielen noch untersagt. Obwohl ihre Eltern ihr vermittelt hätten, dass man nicht schummeln dürfe, habe man in diesem Fall eine Ausnahme gemacht. Heute spiele es keine Rolle mehr, wenn eine Frau Fussball spielen wolle, so Sundhage.
Beste Erinnerungen als Spielerin und als Trainerin
Ihr erstes und ihr letztes Spiel der Karriere seien die schönsten gewesen, sagte Sundhage im Didi Offensiv. In ihrem ersten Spiel habe sie gegen England in der zweiten Halbzeit spielen dürfen und habe «sogar ein Tor geschossen». Im letzten Spiel sei sie bereits 36 Jahre alt gewesen und habe gegen Dänemark gespielt. Dort sei sie in der 61. Minute eingewechselt worden.
Das speziellste Spiel als Trainerin sei der Olympiasieg 2008 mit der USA gewesen. Nun sei sie bereit für die EM mit der Schweizer Nati. Man möchte Grosses erreichen, erklärt Sundhage.
Das Eröffnungsspiel an der EM
Es sei wichtig, das erste Spiel gegen Norwegen zu gewinnen. Dies gestalte den weiteren Verlauf des Turniers deutlich einfacher, ist sich die Nati-Trainerin sicher. Wenn man verliere, sei es nicht das Ende der Welt. Man habe noch weitere Spiele, erklärt Sundhage.
Die Bekanntgabe der Start-Elf
Die Start-Elf werde man etwa eine Woche vor der EM bekannt geben.
Die Diskussion rund um Coumba Sow
In Basel wird derzeit diskutiert, ob Coumba Sow in die endgültige Auswahl für das kommende Turnier aufgenommen werden sollte. Darauf angesprochen, sagt Sundhage, dass es eine schwierige Entscheidung sei, die sich nicht leicht beantworten lasse. Es sei eine Art Glücksspiel, da auch sie selbst unsicher sei. Sie werde Sow im nächsten Spiel gegen GC genau beobachten, um eine Entscheidung zu treffen, so die Trainerin. Der Druck, 23 Spielerinnen zu benennen, sei enorm.
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pserratore
👍
spalen
das wird eine tolle sache für basel, für den frauenfussball und für uns alle!