Die grosse Saisonbilanz mit Massimo Ceccaroni und Erni Maissen
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Rückblick
FCB

Die grosse Saisonbilanz mit Massimo Ceccaroni und Erni Maissen

31.05.2023 13:04 - update 31.05.2023 16:51
Florian Metzger

Florian Metzger

Eine turbulente FCB-Saison ist zu Ende. Und sie gibt zu reden: Einstellungsprobleme, Leistungsträger, der Trainerwechsel und die Kommunikation der Führung. FCB-Legenden Maissen und Ceccaroni blicken zurück.

Mit 47 Punkten aus 36 Spielen bestreitet der FCB in dieser Saison die schlechteste Meisterschaft seit der Einführung der Super League 2003. Damit wird der bisherige Minusrekord aus der Saison 2020/21 unter Ciriaco Sforza (53 Punkte) um sechs Punkte unterboten.

Die gleiche Mannschaft erreicht aber auch zum zweiten Mal der Vereinsgeschichte einen europäischen Halbfinal. Beinahe kann sie sogar Schweizer Geschichte schreiben, verpasst aber den erstmaligen europäischen Finaleinzug hauchdünn gegen Fiorentina.

Diskrepanz zwischen Liga und Europa

Wie viel Talent und Qualität in dieser Mannschaft eigentlich stecken würde, zeigt sie auf internationalem Parkett. Während die Meisterschaft alles andere als nach Wunsch verläuft, lässt der FCB seine Fans auf dem europäischen Parkett träumen. Die Mannschaft zeigt in der ersten Hälfte unter Trainer Alex Frei bereits seine zwei Gesichter. Das kann sie dann auch unter Interimstrainer Heiko Vogel nicht ändern.

Dabei fällt auf: Wenn die junge FCB-Mannschaft gefordert ist, dann liefert sie ab. Sei das im Schweizer Cup gegen GC und St. Gallen, im alles entscheidenden letzten Saisonspiel gegen GC oder auch in den entscheidenden Spielen der Conference League. Die ehemaligen FCB-Spielern Massimo Ceccaroni und Erni Maissen ziehen die gleichen Schlüsse daraus: Es muss mit der Einstellung der Spieler zu tun haben.

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Die Basler nach dem Sieg des Halbfinal-Hinspiels gegen Fiorentina. Bild: Keystone

Ceccaroni: «Es wurden sehr viele ausländische Spieler geholt, die den FCB als Bühne gebrauchen. Sie wollen sich für eine grosse Liga empfehlen. Dass diese Spieler dann versuchen, auf internationalem Parkett das Potenzial mehr abzurufen als in der Meisterschaft, ist auf eine Art nachvollziehbar. Aber genau da braucht es dann einen Trainer, oder auch Leute im Vorstand. Das Hauptgeschäft ist die Super League und nicht die Conference League.»

Maissen: «Für ein Spieler ist diese Umstellung schwierig. In einem internationalen Spiel bist du automatisch voll konzentriert. Und dann musst du drei Tage später irgendwo in die Provinz spielen gehen. Das kenne ich auch noch von früher. Das sind zwei völlig verschiedene Welten. Da braucht es einen Trainer, der dir eintrichtern kann, dass es genau gleich wichtig ist. Bei den Spielern, die den nächsten Schritt machen wollen, ist es umso wichtiger klarzumachen, dass auch die Schweizer Liga sehr wichtig ist.»

Die Leistungsträger

Vor allem in der Vorrunde liessen einige Spieler ihre Konstanz vermissen. Die jungen Wilden in der Offensive brachten nur wenige Tore zustande, obwohl das Offensivspiel meist überzeugen konnte. Die Routiniers konnten sich nicht wirklich behaupten, auch weil sie immer wieder plötzlich auf der Ersatzbank Platz nehmen mussten. Trotz der Startschwierigkeiten gibt es über die Saison einige positive Entwicklungen.

Beginnen wir ganz hinten. Torhüter Marwin Hitz muss Heinz Lindner ersetzen, der von den Fans sehr geschätzt wurde. Welttorhüter Hitz findet sich mit seiner Erfahrung und Ruhe sehr schnell in dieser Rolle zurecht. Umso weiter die Saison voranschreitet, desto stärker scheint Hitz zu werden. In zahlreichen Spielen hält er seine Vorderleute mit Glanzparaden im Spiel. Er hat grossen Anteil daran, dass sich der FCB den letzten europäischen Platz noch sichern kann. Natürlich auch, dass der FCB den europäischen Halbfinal erreicht.

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Hitz war einer der Leistungsträger der vergangenen Saison. Bild: Keystone

Eine Reihe weiter vorne fällt vor allem Andy Pelmard positiv auf. Zu Beginn der Saison wurde er noch als Lückenspieler auf verschiedenen Positionen eingesetzt. Gegen Ende aber ist er ein unverzichtbarer Wert in der Basler Innenverteidigung. Mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit kann er auch auf internationalem Parkett auf sich aufmerksam machen. Ähnlich klingt es auch bei seinem Landsmann und Namensvetter, der vor ihm positioniert ist. Auch Andy Diouf kann überzeugen. Der erst 19-Jährige zieht die Fäden im zentralen Mittelfeld. Unvergessen sein Sololauf im Hinspiel gegen Florenz, der zum 1:1-Ausgleich führt.

Noch weiter vorne spielt sich Zeki Amdouni in einen Rausch. Der Schweizer Natispieler kommt immer besser in Fahrt und ist für die meisten Tore verantwortlich. Insgesamt gelingen ihm wettbewerbsübergreifend 22 Tore und 5 Assists (27 Skorerpunkte). Einen Skorerpunkte mehr auf dem Konto hat Darian Males (28 Skorerpunkte: 11 Tore und 17 Assists). Obwohl der 22-Jährige 1’197 Minuten weniger als Amdouni spielt, ist er beim FCB der Topskorer. Trotzdem ist Males Zukunft in Basel immer noch ungewiss.

Trainerwechsel von Frei zu Vogel

Trotz den ausbleibenden Resultaten kommt die Entlassung von Alex Frei als FCB-Trainer überraschend. Damit gesteht sich die FCB-Führung den Fehler ein, Frei als Trainer einzusetzen. Dabei hätte es funktionieren können. Frei kann mit jungen Talenten arbeiten und ist in Basel eine Identifikationsfigur. Auch er bekommt keine Zeit, um mit einer neu zusammengewürfelte Mannschaft über eine Saison heraus zu arbeiten. Bereits nach sieben Monaten und 34 Spielen muss er den Platz unfreiwillig räumen.

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Frei musste nach 34 Spielen den Platz räumen. Bild: Keystone

Als Sportdirektor gekommen übernimmt Heiko Vogel auch noch den Job als Interimstrainer. Am Schluss der Saison wird er sagen: «Mein Akku ist leer!» Aber auch unter Vogel geht es in etwa im gleichen Stil weiter. Europäisch kann der FCB überzeugen, aber in der Meisterschaft holt er zu wenige Punkte. Dabei gerät Vogel gegen Ende immer heftiger in die Kritik. Seine emotionalen Aussagen über fragwürdige Schiedsrichterleistungen kommen in der Öffentlichkeit nicht gut an. Genauso wenig Parolen wie: «Ich glaube, wir haben in der Hinrunde zu wenig Punkte geholt», oder «würden wir die Punkte erhalten, die uns vom VAR gestohlen wurden, wären wir im Soll». Nun kann er sich aber wieder ganz dem Job als Sportdirektor widmen.

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Heiko Vogel kann sich endlich wieder auf seinen Job als Sportchef konzentrieren. Bild: Keystone

Ceccaroni: «Dass der Sportchef Trainer wird, habe ich nicht für gut befunden. Dort hätte der FCB anders handeln müssen. Im Nachhinein kann man schon sagen, dass es ein Fehler gewesen ist, Alex Frei zu entlassen. Heiko Vogel kann sich in seiner Doppelfunktion nicht so vor die Mannschaft stellen, wie er es nach den Spielen gegen Zürich und gegen Lugano gemacht hat. Bei diesem Verhalten geht für mich eine gewisse Glaubwürdigkeit verloren. Damit hat er dem FCB einen Bärendienst erwiesen. In der neuen Saison ist er Sportchef und muss mit den Spielern beispielsweise über disziplinarische Sachen sprechen. Woher soll er seine Glaubwürdigkeit holen, wenn er sich selbst so verhielt. Es war also ein heisser Tanz. Aber Heiko Vogel hat auch den Conference League-Halbfinal erreicht. Das Glas ist irgendwie halbvoll und halbleer.»

Maissen: «In der Meisterschaft hat sich gar nichts geändert. Das war gleich schlecht wie vor dem Trainerwechsel. Also so gesehen hat dieser Wechsel nichts gebracht. Heiko Vogel brachte am meisten Unruhe in diese Mannschaft. Man sprach nur noch über Schiedsrichterentscheidungen und nicht mehr über die Leistung des FCB. In den Spielen, bei denen in der Tabelle gegen vorne viel möglich gewesen wäre, hat die Mannschaft keine gute Leistung gezeigt. Deshalb war Heiko Vogel nicht der richtige Trainer. International ist es einfacher, die Mannschaft richtig einzustellen. Das hätte auch ein Alex gekonnt.»

Kommunikation der Führung

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Kommunikation der FCB-Führung. Anfang Jahr hat sie von ihrem Basisverein verlangt, einen Teil der letztjährigen Schulden zu übernehmen, um nach einprasselnder Kritik wieder zurück zu rudern. Eine öffentliche Erklärung gibt es nicht. Auch zur Entlassung Freis schweigt sie, obwohl sie und nicht der neue Sportdirektor Vogel den Baselbieter nach Basel holte.

Mittlerweile hat die Führung diese Kommunikationsprobleme eingesehen, hat sie zumindest an der Mitgliederversammlung des Basisvereins versichert. Das Ziel sei eine proaktive Kommunikation, damit mehr Fans und Mitglieder auf die Reise mitgenommen werden kann. Ob dieses Vorhaben für mehr Transparenz und damit auch Akzeptanz sorgen wird, muss zuerst die Umsetzung zeigen. Die Problemerkennung ist aber schon mal ein erster Schritt.

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Die Führung rund um David Degen scheint gewisse Probleme identifiziert zu haben. Bild: Keystone

Ceccaroni: «Kommunikation ist immer eine heikle Geschichte. Sagt man zu viel, heisst es, man ist ein Plauderi. Sagt man zu wenig, heisst es, dass man nicht mit den Leuten kommunizieren und sich verstecken will. Es braucht einen guten Mix. Kommunikation ist enorm wichtig für das ganze Umfeld und die Fangemeinschaft. Die Führung hat gesagt, dass man sich extra zurückgehalten hat, weil sie sich auf ihre Arbeiten konzentrieren wollten. Ich denke, ein professionell geführter Klub kann gut arbeiten und trotzdem kommunizieren. Das hat mit dem nichts zu tun. Ich glaube eher, dass die Führung sich zurückgenommen hat, weil sie vermutlich selbst ein wenig verunsichert war. Sie war sich nicht sicher, ob sie auf dem richtigen Weg ist.»

Maissen: «Ob es in eine positive Richtung geht, muss sich noch zeigen. Das alles braucht auch Zeit bis es ein wenig gereift ist. Ich finde, dass man zu wenig kommunizierte. Es gab Situationen, in diesen man gerne mal etwas vom Präsidenten oder vom Sportchef gehört hätte. Man kommunizierte aber immer rückwirkend. Man hat immer reagierst statt agiert und war immer einen Schritt zu spät. Da muss man sich schon Gedanken darüber machen, was der richtige Weg ist. Grundsätzlich denke ich, dass es immer besser ist, wenn man den Takt angeben kann und nicht immer reagieren muss.»

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Kommentare

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31.05.2023 17:59

ralu4U

👍

0 0
31.05.2023 16:16

dauber

Maissen vertritt immer die Meinung, wie man sie irgendwo in der Zeitung lesen kann, also ganz Mainstream. Ich meinerseits finde, dass es Vogel sehr gut gemacht hat als Trainer und dass der Trainerwechsel sehr wohl nötig war. Seit Vogel spielte die Mannschaft viel besser. Bei Frei erkannte ich kein Konzept und immer irgendwie ein wildes Durcheinander. Und den Ärger Vogels über die Schiedsrichter verstehe ich absolut. Ich fand es sehr gut, dass er deren Leistung thematisierte. Wenn man sowas nicht tun darf… Schade, dass Vogel wieder als Trainer abtritt. Was ich eigenartig finde, ist, dass niemand Degen kritisiert. Eigentlich ist sein Konzept gescheitert. Alles nur junge Spieler. Und Spieler, die sich nicht mehr dem Klub identifizieren. Auch verkündete er, er wisse, wie man Geld machen kann ohne Investor…

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